Marell: Großer Gestaltungsspielraum, große Potenziale - Erfahrungen von Edelman nutzen

Seitdem Susanne Marell Edelman verlassen hatte, wurde in der Kommunikationswelt spekuliert: Wo geht der Weg hin für eine der führenden Kommunikationsmanagerinnen in Deutschland? Was kommt nach Edelman, im Agenturranking des PR-Journals auf Rang vier, mit über 300 Mitarbeitern? Die Antwort lautet: JP/KOM, Rang 48 im Ranking, mittlerweile 45 Mitarbeiter. Downshifting? Absolut nicht, sondern neu durchstarten, mit „sehr viel Gestaltungsspielraum“ meint Susanne Marell im Gespräch mit Helge Weinberg vom PR-Journal. Hier erfahren Sie mehr.

Susanne Marell

PR-Journal: Diese Frage muss kommen: Warum zu JP/KOM? Warum keine internationale Großagentur?

Susanne Marell: Für mich stand im Mittelpunkt, eine Aufgabe zu übernehmen, die wieder mit intensivem und direktem Kundenkontakt verbunden ist. Also beraten, Kommunikationskonzepte entwickeln, dabei unterstützen, das Kommunikationsmanagement zukunftsweisend aufzustellen. Kleinere Agenturen haben momentan im Markt sehr große Potenziale, die sie für sich nutzen können. Auch deswegen habe ich mich für JP/KOM entschieden. Und ich wollte einem „90-Prozent-Excel-Sheet“-Job keinen Raum mehr einräumen. Bei meiner Entscheidung spielte zudem eine Rolle, dass wir das Vorgehen direkt im Führungsteam vereinbaren können, ohne wie in einer Großagentur vielfach Rücksprache halten zu müssen.

PR-Journal: Große Potenziale – wo genau sehen Sie die?

Marell: Die Transformation des Marktes hat gerade begonnen. Heute pitchen wir gegen Werbe- und Digitalagenturen, gegen Unternehmensberatungen. Ich glaube, dass die Wendigkeit einer kleineren Agentur, die sich auf bestimmte Themen spezialisiert hat, einen großen Vorteil gegenüber Agenturen bedeutet, die alles unter einem Dach anbieten. JP/KOM hat ein starkes Profil sowohl in der strategischen Beratung als auch im Digitalen Bereich und kann dieses weiter ausbauen.

PR-Journal: Wo soll es denn bei JP/KOM hingehen?

Marell: JP/KOM ist sehr stark in der strategischen Kommunikationsberatung aufgestellt, aber auch im Kommunikationsmanagement. Sprich: Ideen, wie man etwas im operativen Bereich exzellent steuern kann. Das wird weiterhin ein guter Markt sein. Die strategische Beratung, sowohl im konzeptionellen Bereich als auch auf der Tool-Ebene, wird wesentlich stärker nachgefragt werden. Eine kleinere Agentur, die das im Digitalbereich passgenau denken und umsetzen kann, wird hier große Chancen haben.

PR-Journal: Was können Sie konkret zur Weiterentwicklung der Agentur beitragen? Was bringen Sie mit?

Marell: Zum einen bin ich seit vielen Jahren Corporate- und Strategieberaterin, mit großer Leidenschaft. Zum anderen werde ich aufgrund meiner Erfahrungen im Bereich Organisationsentwicklung im Sinne der Digitalisierung einer Agentur und auch Verstärkung einer Kreation die Positionierung und den Ausbau von JPKOM zielgerichtet vorantreiben können.

PR-Journal: Sie werden die Bereiche Human Resources und New Business verantworten. Gibt es Gründe für diese Verbindung?

Marell: Human Resources und Neugeschäft – das sind für mich zwei Seiten einer Medaille. Der Markt ist sehr volatil. Der Anteil an Neugeschäft, den eine Agentur braucht, ist deutlich gestiegen. Vor fünf Jahren musste eine Agentur im Jahr mit 25 Prozent Neugeschäft rechnen, heute liegt dieser Anteil bei 40 bis 50 Prozent. Neugeschäft generiere ich aber nur mit intelligenten Talentkonzepten, in der Personalentwicklung, im Recruiting, in der Art der Zusammenarbeit. Die Kombination dieser Felder hat mich deshalb sehr gereizt und in diesem wichtigen Feld bringe ich sehr gerne meine Ideen und Erfahrungen ein.

PR-Journal: Bleiben wir bei dem „weichen“ Thema „Personal“. Sie hatten unlängst auf Twitter geschrieben: „Viel zu oft werden Führungskräfte nicht für gute Führung belohnt, sondern allein an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen bewertet“. Führung wird in der PR bisher allzu selten thematisiert. Was ist denn gute Führung für sie?

Marell: Offene und vertrauensvolle Unternehmenskultur, Motivation, Begeisterung – das sind die Themen, die ich in diesem Tweet meinte. Jeder führt anders und da gibt es keine Pauschalrezepte, etwa im Sinne von „ich informiere jede Woche mein Team“ oder „ich mache einmal im Quartal einen Feedback-Workshop“. Gute Führung hat etwas damit zu tun, Mitarbeiter mit den für sie richtigen Aufgaben zu betrauen, Möglichkeiten zu geben, aktiv die Agentur mitzugestalten. Es hat aber auch damit zu tun, Verantwortung zu übertragen – die dann auch wahrgenommen werden muss. Eine meiner Rollen sehe ich darin, mitverantwortlich dafür zu sein, dass die Kultur in der Agentur vertrauensvoll und motivierend ist und der Spaß an der Arbeit hoch. Es ist für mich auch gute Führung, wenn das vorgelebt wird.

PR-Journal: Damit kommen wir zur Führungspersönlichkeit: Könnte das etwas mit Empathie zu tun haben?

Marell: Total. Es hat etwas damit zu tun, wie ich etwas vermittle, wie ich auf Menschen zugehe. Wie ich sie informiere - und ihnen natürlich auch Verantwortung gebe. Die Mitglieder in einem Team, in dem sich wirklich etwas bewegt, die sagen „wir müssen etwas ändern“ und nehmen das dann in die Hand. Die warten nicht darauf, dass das Management aktiv wird. Ich möchte eine Stimmung und eine Kultur gestalten, die es möglich macht, dass die Menschen eine solche Verantwortung übernehmen wollen. Das ist mir sehr wichtig.

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Personalien

Zuwachs für Boldt in Berlin und Köln

Wehrs Julia SenCons Boldt 2024Bienias Marius SenCons Boldt 2024Julia Wehrs (Foto l.) und Marius Bienias (r., © Boldt) sind als Senior Consultants neue Mitglieder im Team der internationalen Kommunikationsberatung Boldt. Bienias ergänzt seit März das Team in Köln. Zuvor arbeitete er unter anderem als Senior Account Manager bei den Agenturen Team Lewis und Edelman. Wehrs unterstützt seit April den Bereich Corporate und Public Affairs in Berlin. Zuletzt war sie Account Managerin im Public Affairs-Team von BCW (Burson Cohn & Wolfe) Deutschland.

Etats

Targobank vertraut auf newskontor

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Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Noch Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

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DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

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Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

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Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

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Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

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Felix Meyer-WykUnsere Vorstellung von Rechtsextremen beschränkt sich oft auf offensichtliche Verfassungsfeinde: Glatzen mit Springerstiefel oder „Ausländer raus“-Rufe. Keine Frage, diese Gruppen sind gefährlich. Deutlich unauffälliger, aber mindestens genauso gefährlich sind die Neuen Rechten. Für uns als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ist es wichtig, ihre Denkmuster und Strategien zu kennen, denn mit ihren Auftritten werden wir es vermehrt zu tun haben.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

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Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

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Schriftzug CR BenchmarkNachhaltigkeitskommunikation ist auf den Corporate Websites zentral positioniert. Immer mehr Unternehmen verknüpfen den Geschäftserfolg inhaltlich mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Bedenklich ist aber die seit mehreren Jahren rückläufige Transparenz. Wichtige Kennzahlen verschwinden allmählich aus der Nachhaltigkeitskommunikation. Der neue CR Benchmark von NetFed zeigt die aktuellen Entwicklungen.

Aus- und Weiterbildung

Neue Website veröffentlicht

Screenshot der neuen dapr-WebsiteDie Deutsche Akademie für Public Relations (dapr) hat ihre neue Website. Sie bietet Userinnen und Usern nach eigenen Angaben fortan mehr Serviceorientierung, ein zeitgemäßes Design und eine stark vereinfachte Nutzerführung, unter anderem durch eine neue Suchfunktion sowie durch die Zusammenführung mit dem ehemals separaten dapr-Shop. Interessenten können nun die individuell passende Qualifizierung schneller finden.

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SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Weg mit der Paywall

Kathrin Behrens Ihr kennt es: Ihr stolpert über einen Artikel, klickt ihn an, beginnt zu lesen. Sobald es spannend wird, ist Schluss. Eine Bezahlschranke, angelsächsisch „Paywall“, poppt auf. Von hier aus geht es nur mit einem langfristigen Vertrag weiter, it's Abo-Time: Rund 24,00 Euro kostet dieses digital bei der „Zeit“, 41,00 Euro bei der „FAZ“ und 43,00 Euro bei der „SZ“. Fixkosten, die ich meide. Ich finde Paywalls ätzend und wenig innovativ, sie verderben mir regelmäßig die Laune.

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„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

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Stolze Gewinnerinnen und Gewinner

Von links: Christoph Heshmatpour, Johanna Wittner, Michael Rotschädl und Lukas KalteisDie Erstplatzierten des diesjährigen Franz-Bogner-Wissenschaftspreises für PR stehen fest: Es sind Johanna Wittner, Michael Rotschädl, Christoph Heshmatpour und Lukas Kalteis. Insgesamt wurden 33 wissenschaftliche Arbeiten aus dem Jahr 2023 in vier Kategorien eingereicht. Zehn Arbeiten erhielten bei der Verleihung am 22. April in Wien eine Auszeichnung. Das Preisgeld beträgt insgesamt 8.900,00 Euro.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.