DPRG Zukunftsforum verlangt nach wertvoller Kommunikation

Wertedebatten leiden oft daran, dass sie zu abstrakt oder zu pauschal geführt werden. Unbestritten jedoch bleibt die Wichtigkeit klarer Wertvorstellungen, deren Vermittlung und Weiterentwicklung – insbesondere in unseren ach so dynamischen, digitalen Zeiten. Und welche Rolle müssen dabei Berufsverbände spielen? Darüber diskutieren die 230 Teilnehmer des vierten Zukunftsforums der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG), das am 28. und 29. Juni erstmals in Hamburg stattfand.

Es herrscht Konsens über die Werte professioneller Kommunikatoren

Launig zieht Journalist Richard Gutjahr das Plenum mit seiner Keynote ins Thema. Er verlangt von professionellen Kommunikatoren wie auch politischen Entscheidungsträgern, aktiv zu sein „in diesem Internetz.“ Zu Recht. Entscheidend sei die Fähigkeit zu Empathie im Umgang mit allen Stakeholdern – vor allem den kritischen.

Christian Maertin, Head of Corporate Communications bei Bayer, geht sogar noch einen Schritt weiter und fordert die PR dazu auf, den Journalismus zu stärken. Transparenz im Sinne ehrlicher, umfassender Information und Offenheit gegenüber anderen Ansichten entscheiden seiner Meinung nach über die Glaubwürdigkeit des Absenders einer Botschaft.

Ein ganz entscheidender Effekt der Digitalisierung ist es, dass eine Kommunikation vorbei an den Gatekeepern für alle prinzipiell möglich ist. Also müssen faktenbasierte Kommunikationsstrategien her. Natürlich wird die Diskussion unterfüttert mit einer ordentlichen Portion Buzzwords. Authentizität dürfe nicht fehlen. Nachhaltig solle man Verantwortung übernehmen. Neugierig solle man bleiben. Wissensdurstig …

Konsens. Jede Menge Konsens.

Raus aus der Filterblase

Nun kann man (oder muss vielleicht sogar) kritisch hinterfragen: Finden sich nicht vor allem solche Menschen auf einer Veranstaltung wie dieser ein, denen das alles bereits bewusst und wichtig ist? „Wie können in dieser Zeit Unternehmen keine Werte haben?“ fragt Sabine Froning, Managing Partner bei Communication Works – wohlwissend, dass die Realität außerhalb der Filterblase oft eine andere ist.

Was vielen „im wahren Leben“ fehlt, sind Prozesse und Funktionen, die diese werthaltige Kommunikation ermöglichen. Digitalisierung erfordert eine bisher ungekannte Schnelligkeit und Effizienz. Um zügig Themen und Trends zu erkennen, Informationen zu verifizieren, auf deren Basis zu entscheiden und zu reagieren, sind Prozesse erforderlich, die schnell handlungsfähig machen. Dazu erschaffen manche Unternehmen komplett neue Stellenprofile, wie den „Head of Listening“ bei Bayer oder den „Verification Officer“ bei der dpa. Andere wiederum setzen auf WhatsApp-Gruppen oder „War Rooms“, um ad hoc Konformität zu erreichen, an der alle Entscheidungsträger beteiligt sind.

DPRG zeigt sich selbstkritisch

Welche Rolle spielen nun Berufsverbände wie die DPRG im Kampf um Aufrechterhaltung und Modernisieren von Wertvorstellungen der Branche? Sicher machen sie sich für die Wahrung von Standards und Kodizes stark, fördern Austausch und Know-how-Vermittlung. Doch Verbandsstrukturen und -prozesse sind oft starr, Young Professionals nehmen – so sie sich überhaupt zu einer Verbandsmitgliedschaft entscheiden – nicht selten eher eine Konsumhaltung ein, statt sich aktiv einzubringen. Die „alten Hasen“ fühlen sich ab und an nicht richtig abgeholt, wollen nicht nur Lehrende, sondern auch Lernende sein.

Hierzu besteht akuter Diskussionsbedarf und so wird eine eher lauwarme Podiumsdiskussion über Sinn, Funktion und Zukunft von Berufsnetzwerken zum Auftakt für eine spontane Anschluss-Session zu Relevanz und notwendiger Wandlungsfähigkeit der DPRG. Darin diskutiert man sowohl emotional als auch konstruktiv analytisch, welche Mehrwerte das Netzwerk seinen Mitgliedern bietet – und welche Stellschrauben, wie beispielsweise weniger Bürokratie oder zeitgemäße Kommunikation, zu drehen sind. Darüber hinaus wird Handlungsbedarf bei der internen Kommunikation eingeräumt. Es fehle derzeit an Begeisterungsfähigkeit.

Konferenz mit Potential

Angekündigt als Barcamp und anmoderiert von DPRG-Präsident Norbert Minwegen als „Mitmach-Kino“, handelt es sich beim Zukunftsforum eher um eine Camp-artige Konferenz. Etliche Sessions stehen bereits vorab fest, zudem finden am zweiten Tag Workshops statt, für die sich die Teilnehmer bereits vor Beginn des Events verbindlich anmelden müssen. Dem Informationsgehalt tut das aber keinen Abbruch.

Sowohl innerhalb des offiziellen Programms, als auch am Rande dessen, in den Pausen, beim abendlichen Get-together in den Räumen von fischerAppelt oder dem Spaziergang an der Alster treffen alte Hasen auf junge Talente, Unternehmen auf Agenturen, male auf female Leader, Journalisten auf Pressesprecher. Irgendwo muss Diskurs ja beginnen. Und vielleicht hilft diese Mischung der Teilnehmer und die Kombination aus Digitalisierung und Wertvorstellungen dabei, das Thema aus der Filterblase heraus zu tragen und zu etablieren. Nicht nur als Schlagworte, sondern mit echten Handlungsempfehlungen, wie in Zeiten des Internet of Things die (westlichen) Werte Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit, Individualismus und Toleranz garantiert werden können. Ein erster Schritt ist getan.

Campus TV Lingen hat in Zusammenarbeit mit KommunikOS Stimmen des Tages eingesammelt. Die Video-Statements sind auf pr-journal-plus.de verfügbar.

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Personalien

Michael Schattenmann folgt auf Stefan Caspari

Michael SchattenmannMichael Schattenmann (49) wird zum 1. Juni 2024 neuer Leiter der Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Andreas Stihl AG & Co. KG in Waiblingen. Er übernimmt die Position von Stefan Caspari (61), der den Bereich über zwei Jahrzehnte geleitet hat und nun die passive Phase seiner Altersteilzeit antritt. Er berichtet direkt an den Vorstandsvorsitzenden Michael Traub.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Von wegen Mittelmaß! Deutsche Marken im Siegermodus

Top 10 Grafik mit UnternehmenslogosAlle deutschen Top 10 Marken sind zweistellige Markenmilliardäre und bringen zusammen über 350 Milliarden Markenwert auf die Waage. Das schafft mit weitem Abstand kein anderes Land in Europa. Das geht aus dem aktuellen „Brand Finance Report“ 2024 hervor. Interessant: Die Händlermarken Lidl (9) und Aldi Süd (10) sind nun beide in den Top 10, da Aldi Süd den Vorjahreszehnten adidas überholt hat.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Interne Kommunikation: Weniger ist mehr

Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

Aus- und Weiterbildung

Neues Intensivtraining

Karen HoffmannDie Deutsche Akademie für Public Relations dapr, Düsseldorf, startet ihr neues Intensivtraining Corporate Community Manager am 18. September 2024. Ab sofort können sich Interessierte dazu anmelden. Im dreitägigen Seminar lernen Mitarbeitende und Führungskräfte aus Kommunikation, Marketing, PR, HR sowie Change-Management, wie sie interne Gemeinschaften aufbauen und managen.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Das Königshaus und seine PR

Kate, Prinzessin von WalesEine Frau, eine Parkbank, eine Botschaft. In der vergangenen Woche machte die Prinzessin von Wales persönlich in einem Video ihre Krebskrankheit öffentlich. Auch das ist Public Relations. „Kate hat Krebs“ – diese Alliteration zieht sich seither durch die Berichterstattung. Beiläufig wird darüber diskutiert, ob das Königshaus mit guter oder schlechter PR glänzte, worüber sich streiten lässt.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Auszeichnung für zwei Gewinnerinnen

Caroline Siegel, Lina Blenninger und Günter BenteleLina Blenninger und Caroline Siegel sind die Gewinnerin des Günter-Thiele-Preises 2024 und werden mit dem gleichnamigen Forschungsstipendium 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 12. April 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Refresh“ des Lehrbereichs Communication Management an der Universität Leipzig statt. Der Jury-Vorsitzende ist Professor Günter Bentele.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.