Global Media Forum der Deutschen Welle zum Thema Ungleichheit eröffnet

EU-Kommissarin Mariya Gabriel: Qualitätsjournalismus stärken, Medienkompetenz fördern

Eine pluralistische Medienlandschaft erfordere mehr als eine Vielfalt an Informationsquellen. „Pluralismus heißt, dass Medien frei, vielfältig, unabhängig und vertrauenswürdig sind. Nur unter diesen Bedingungen können sie ihre wertvolle Rolle als Hüter der modernen Demokratien wahrnehmen.“ Das sagte Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Wirtschaft und digitale Gesellschaft, auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle in Bonn.

EU-Kommissarin Mariya Gabriel und DW-Intendant Peter Limbourg bei der Eröffnung des Global Media Forums der Deutschen Welle am 11. Juni in Bonn. (© DW / R. Oberhammer)

DW-Intendant Peter Limbourg hatte die dreitägige internationale Medienkonferenz am 11. Juni in Bonn eröffnet. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte ein Grußwort an die rund 2.000 Gäste aus allen Kontinenten gerichtet, die drei Tage lang über „Globale Ungleichheit“ im Zeichen der Digitalisierung diskutieren.

Gabriel Mariya EU Kommissarin Wirtschaft u digitale Gesellschaft GMF Dt WelleMariya Gabriel (Foto; © DW / P. Böll) forderte in ihrer Keynote, die fortschreitende Digitalisierung müsse dem Qualitätsjournalismus dienen. „Die Qualität der zugänglichen Information ist die unabdingbare Voraussetzung für fundierte Entscheidungen – ob es um uns als Individuum oder um unsere gemeinsame Zukunft geht“, so die EU-Kommissarin.

„Unsere Vision ist einfach“, so Gabriel. „Erstens brauchen wir eine größere Transparenz, was Herkunft, Produktion, mögliche Geldgeber und Verbreitungsbedingungen von Informationen betrifft. Zweitens müssen wir die Vielfalt der Informationen fördern. Denn nur durch eine Vielzahl von Quellen können sich die Bürgerinnen und Bürger ein eigenes Urteil bilden und langfristig ihre Kritikfähigkeit in der digitalen Gesellschaft entwickeln. Drittens müssen wir die Glaubwürdigkeit von Informationen stärken und dazu einen Vertrauens-Index bereitstellen.“

Gabriel: „Jeder von uns hat eine aktive Rolle zu spielen: Die politisch Verantwortlichen müssen im Netz Pluralismus und Inklusion sicherstellen, die Industrie ihre Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit weiterentwickeln. Und die Wissenschaft muss aufklären über Bedeutung und Funktionsweise von Algorithmen.“

Sie selbst werde sich nachdrücklich dafür einsetzen, diese Debatte „ganz oben auf die europäische Agenda zu setzen“.

Medienkompetenz vermitteln – Investigativen Journalismus unterstützen

Ein entscheidender Aspekt, um die Gesellschaft langfristig vor den Folgen von Desinformation zu schützen, sei die Vermittlung von Medienkompetenz, so Gabriel. Sie wünsche sich, dass die OECD diesen Aspekt in den PISA-Prozess einbinde.

Bei diesem Thema hob sie vor allem die Bedeutung der Zivilgesellschaft hervor, die eine Fülle von Bildungsinitiativen zur Verbesserung der Medienkompetenz hervorgebracht habe. Sie kündigte an, man werde eine Europäische Woche organisieren, in der sich diese Projekte vorstellen könnten. „Um ihnen die Sichtbarkeit zu geben, die sie verdienen, und ihre Wirkung zu stärken“, so die EU-Kommissarin.

Gabriel sagte, sowohl die EU-Kommission als auch das Europäische Parlament hätten sich dafür ausgesprochen, Investigativ-Journalisten zu unterstützen. In diesem Sinne habe man dem Europäischen Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) gemeinsam mit dem Internationalen Presse Institut (IPI) „ein klares europäisches Mandat gegeben, den finanziellen Rahmen bereitzustellen für einen grenzübergreifenden investigativen Journalismus“.

„Dazu hat die EU-Kommission ein Maßnahmenpaket vorgesehen. Die dringlichste ist zweifellos unser Appell zur Selbstverpflichtung an Online-Plattformen und Werbeindustrie, einen Verhaltenskodex zu entwickeln.“ Ziel der Kommission sei es, diesen Kodex bis September des Jahres mit den beteiligten Partnern umzusetzen.

Müntefering: „Mit einem einzigen Tweet Verlässlichkeit und Vertrauen infrage gestellt“

Muentefering MIchelle Staatsministerin AA GMF DtWelleAuch Michelle Müntefering (Foto; © DW / P. Böll), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, stellte in ihrer Keynote die Bedeutung von Qualitätsjournalismus und der Förderung von Medienkompetenz heraus. Wie man freie und unabhängige Medien auch künftig „schützen und stärken“, den Zugang zu Information gerechter gestalten könne „und dabei Wahrheit und Fakten die Oberhand behalten“, dies seien drängende Fragen, sagte Müntefering. „Auch angesichts der Kommentare des US-Präsidenten nach seiner Abreise vom G7-Gipfel in Kanada, wo mit einem einzigen Tweet über viele Jahrzehnte lang aufgebaute Verlässlichkeit und Vertrauen in den internationalen Beziehungen infrage gestellt wurden“.

Es sei „deutlich schwieriger geworden, Fakten zu vermitteln und Argumente respektvoll auszutauschen“. Es fehle ein „Knigge des Internets“. Qualitätsjournalismus habe einen schweren Stand, das erforderliche Grundvertrauen zu wahren und Orientierung zu geben.

Die Staatsministerin forderte, sich in der Auslandskommunikation „im Wettbewerb der Narrative“ zu wappnen. „Wir müssen unsere Widerstandsfähigkeit gegen Falschinformationen und Propaganda verbessern, indem wir ihnen faktenbasierte Informationen und ein eigenes positives Narrativ entgegensetzen, das wir selbstbewusst kommunizieren.“

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Personalien

Michael Schattenmann folgt auf Stefan Caspari

Michael SchattenmannMichael Schattenmann (49) wird zum 1. Juni 2024 neuer Leiter der Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Andreas Stihl AG & Co. KG in Waiblingen. Er übernimmt die Position von Stefan Caspari (61), der den Bereich über zwei Jahrzehnte geleitet hat und nun die passive Phase seiner Altersteilzeit antritt. Er berichtet direkt an den Vorstandsvorsitzenden Michael Traub.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Von wegen Mittelmaß! Deutsche Marken im Siegermodus

Top 10 Grafik mit UnternehmenslogosAlle deutschen Top 10 Marken sind zweistellige Markenmilliardäre und bringen zusammen über 350 Milliarden Markenwert auf die Waage. Das schafft mit weitem Abstand kein anderes Land in Europa. Das geht aus dem aktuellen „Brand Finance Report“ 2024 hervor. Interessant: Die Händlermarken Lidl (9) und Aldi Süd (10) sind nun beide in den Top 10, da Aldi Süd den Vorjahreszehnten adidas überholt hat.

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DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

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Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

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Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

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Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

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Kommentare

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Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

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Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

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Neues Intensivtraining

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Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

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„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

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Auszeichnung für zwei Gewinnerinnen

Caroline Siegel, Lina Blenninger und Günter BenteleLina Blenninger und Caroline Siegel sind die Gewinnerin des Günter-Thiele-Preises 2024 und werden mit dem gleichnamigen Forschungsstipendium 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 12. April 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Refresh“ des Lehrbereichs Communication Management an der Universität Leipzig statt. Der Jury-Vorsitzende ist Professor Günter Bentele.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.