Pressemitteilungen und Gespräche: Wie Journalisten heute recherchieren

Persönliche Gespräche und Pressemitteilungen sind nach wie vor die wichtigsten Recherchequellen von Journalisten. Das ergab die Journalistenumfrage „Recherche 2018“ der dpa-Tochter news aktuell. Weitere Ergebnisse: Social Media gehört inzwischen zum journalistischen Alltag. Der Bedarf an multimedialem Pressematerial ist weiter angestiegen. Und: Mobile Reporting und Datenjournalismus sind die größten Zukunftstrends für Redakteure. Die kompletten Ergebnisse liegen als kostenfreies Whitepaper vor.

Unternehmensmeldungen sind wichtige Recherchequellen 

Das persönliche Gespräch ist für die große Mehrheit der Befragten noch immer die wichtigste Quelle ihrer täglichen Recherche (88 Prozent). Auch die Pressemitteilung erfreut sich einer ungebrochenen Beliebtheit: 86 Prozent sagen, dass sie Pressemitteilungen für ihre Recherchen nutzen. Fast jeder fünfte Journalist meint sogar, dass ihre Bedeutung in den letzten beiden Jahren gestiegen ist (18 Prozent). Bei den Unter-35-Jährigen sind Unternehmensmeldungen sogar die wichtigste Recherchequelle (92 Prozent).

Pressemitteilung ist Einladung zum Gespräch

Roland Freund, stellvertretender Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur, brach in einem Videointerview zur Umfrage eine Lanze für die Pressemitteilung. Solange Medien eine relevante Stimme im Konzert der Kommunikation seien, solange sei es für Unternehmen auch sinnvoll, diese Medien direkt zu adressieren. „Eine Pressemitteilung ist eine Einladung zu einem Gespräch. Warum sollte man diese Einladung heute nicht mehr aussprechen“, meint Freund. Dazu gäbe es aus Journalistensicht einiges zu sagen, denn die grundsätzliche Voraussetzung für ein Gespräch wäre, Interesse am anderen zu zeigen. Sonst ist es ein Monolog. Dieses Interesse aber ist bei den immer noch üblichen breit gestreuten Pressemitteilungen nicht zu erkennen.

Social Media wird zum Alltag

Auch wenn nur gut die Hälfte der befragten Journalisten Social Media als wichtigste Recherchequelle nennt (58 Prozent), sind die sozialen Netzwerke dennoch ein klarer Gewinner der diesjährigen Umfrage: Für jeden zweiten Befragten haben Twitter, Facebook und Co. in den letzten zwei Jahren für ihre Recherche an Bedeutung zugenommen (55 Prozent).

Der Bedeutungszuwachs manifestiert sich auch ganz konkret im Arbeitsverhalten der Journalisten. Weit über die Hälfte aller Befragten binden Informationen aus den sozialen Medien in ihre eigene Berichterstattung ein (59 Prozent). Vor zwei Jahren waren es nur 42 Prozent. Social Media wird also inzwischen nicht mehr nur als Rechercheeinstieg genutzt, sondern auch für die Produktion der Beiträge. Facebook liegt wie vor zwei Jahren als Recherchequelle immer noch ganz weit vorn in der Gunst der Journalisten (68 Prozent), gefolgt von YouTube (61 Prozent) und Twitter (58 Prozent). Allerdings konnte nur Twitter einen leichten Zuwachs um drei Prozentpunkte verzeichnen. Die beiden anderen Plattformen verzeichneten hingegen einen leichten Rückgang.

Bedarf an Bildern und Videos weiter gestiegen

Die alte Journalistenweisheit „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ trifft heute mehr denn je zu. Denn für fast jeden zweiten Befragten (46 Prozent) hat der Bedarf an Bildern in den vergangenen zwei Jahren zugenommen. Eine überwältigende Mehrheit der Journalisten findet es daher wichtig, dass Pressemitteilungen neben weiterführenden Links (90 Prozent) auch Bilder enthalten (87 Prozent). Video als Begleitmaterial wünschen sich immerhin 41 Prozent, 2016 war es nur jeder Dritte (33 Prozent).

Pressestelle als Dienstleister: Was sich Journalisten wünschen

Hat sich die Zusammenarbeit zwischen Redaktionen und Unternehmen im Vergleich zu 2016 verbessert? Immerhin kritisieren aktuell nur noch 60 Prozent der Umfrageteilnehmer die schleppende Beantwortung von Anfragen. 2016 waren es noch mehr als zwei Drittel (67 Prozent). Dennoch bemängeln viele Medienschaffende weiterhin den fehlenden Dienstleistungsgedanken der Kommunikatoren. So fordern 43 Prozent eine bessere Erreichbarkeit, und gut ein Drittel gibt an, sich Pressesprecher auch als Branchenexperten zu wünschen (36 Prozent).

Wir arbeiten Journalisten in Zukunft?

Journalisten werden immer mehr zu Allroundern. Das zeigt nicht nur der Bedeutungszuwachs von Multimedia und Social Media. Im Vergleich zu 2016 hat sich die Zahl der Journalisten bereits halbiert, die ausschließlich für Print-Produkte arbeiten. Mehr als 60 Prozent publizieren inzwischen für Print und Online. Zudem hat sich die Zahl der Medienmacher, die auch Videos selbst produzieren, um 44 Prozent erhöht. In Hinblick auf zukünftige Technologien für den Redaktionsalltag zeichnen sich eindeutig zwei Trends ab: Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, dass sowohl Datenjournalismus als auch Mobile Reporting in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werden.

Für die Umfrage hatte die dpa-Tochter news aktuell im Zeitraum 2. November bis 12. Dezember 2017 554 Journalisten befragt. Hier geht es zum Whitepaper.

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Personalien

Zuwachs für Boldt in Berlin und Köln

Wehrs Julia SenCons Boldt 2024Bienias Marius SenCons Boldt 2024Julia Wehrs (Foto l.) und Marius Bienias (r., © Boldt) sind als Senior Consultants neue Mitglieder im Team der internationalen Kommunikationsberatung Boldt. Bienias ergänzt seit März das Team in Köln. Zuvor arbeitete er unter anderem als Senior Account Manager bei den Agenturen Team Lewis und Edelman. Wehrs unterstützt seit April den Bereich Corporate und Public Affairs in Berlin. Zuletzt war sie Account Managerin im Public Affairs-Team von BCW (Burson Cohn & Wolfe) Deutschland.

Etats

Targobank vertraut auf newskontor

Marco Cabras und Tanja PlebuchDie Targobank wird sich zukünftig in Kommunikationsfragen von newskontor beraten und unterstützen lassen. Die Bank, die zu den größten Kreditinstituten Deutschlands gehört, hat die in Düsseldorf beheimatete Agentur als neuen Partner an Bord geholt. Das Mandat umfasst neben der Beratung auch Corporate Communications und Contenterstellung. Die Zusammenarbeit hat im 1. Quartal 2024 begonnen.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Noch Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

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Felix Meyer-WykUnsere Vorstellung von Rechtsextremen beschränkt sich oft auf offensichtliche Verfassungsfeinde: Glatzen mit Springerstiefel oder „Ausländer raus“-Rufe. Keine Frage, diese Gruppen sind gefährlich. Deutlich unauffälliger, aber mindestens genauso gefährlich sind die Neuen Rechten. Für uns als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ist es wichtig, ihre Denkmuster und Strategien zu kennen, denn mit ihren Auftritten werden wir es vermehrt zu tun haben.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

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Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

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Aus- und Weiterbildung

Neue Website veröffentlicht

Screenshot der neuen dapr-WebsiteDie Deutsche Akademie für Public Relations (dapr) hat ihre neue Website. Sie bietet Userinnen und Usern nach eigenen Angaben fortan mehr Serviceorientierung, ein zeitgemäßes Design und eine stark vereinfachte Nutzerführung, unter anderem durch eine neue Suchfunktion sowie durch die Zusammenführung mit dem ehemals separaten dapr-Shop. Interessenten können nun die individuell passende Qualifizierung schneller finden.

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Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

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Weg mit der Paywall

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Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

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Stolze Gewinnerinnen und Gewinner

Von links: Christoph Heshmatpour, Johanna Wittner, Michael Rotschädl und Lukas KalteisDie Erstplatzierten des diesjährigen Franz-Bogner-Wissenschaftspreises für PR stehen fest: Es sind Johanna Wittner, Michael Rotschädl, Christoph Heshmatpour und Lukas Kalteis. Insgesamt wurden 33 wissenschaftliche Arbeiten aus dem Jahr 2023 in vier Kategorien eingereicht. Zehn Arbeiten erhielten bei der Verleihung am 22. April in Wien eine Auszeichnung. Das Preisgeld beträgt insgesamt 8.900,00 Euro.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.