11. Kliniksprechertag in Münster: Zunehmende Professionalisierung

8. März 2018, Weltfrauentag und strahlender Sonnenschein über Münster. An diesem Tag trafen sich über 60 Sprecher aus den verschiedensten Kliniken aus Deutschland zum bereits 11. Kliniksprechtertag. Die zentrale Frage lautete, was der Kliniksprecher zur Wertschöpfung im Krankenhaus beiträgt. Der Veranstalter, die Münsteraner Agentur lege artis, hatte ein spannendes Programm ausgearbeitet. Eine der Referentinnen war Hilkka Zebothsen, Leiterin der Internen Kommunikation der Asklepios Gruppe und frühere Chefredakteurin des „pressesprechers“.

11. Kliniksprechertag in Münster mit 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

„Die Rolle der Unternehmenskommunikation im Krankenhaus ist nach wie vor schwierig, doch die Professionalisierung schreitet voran“, so Achim Baum, Seniorpartner der Agentur lege artis und Professor für Kommunikationsmanagement und PR an der Hochschule Osnabrück. Voller Freude ist auch Corinna Bischoff, Geschäftsführerin der Agentur lege artis in Münster, denn die Teilnehmerzahl der Kliniksprechertage ist von Jahr zu Jahr angewachsen.

„Sie alle machen einen essentiell wichtigen Job“, so Hilkka Zebothsen, Asklepios Klinik Hamburg, im ersten Impulsvortrag des Tages. In der heutigen Zeit sei es schwer aber wichtig, gute Geschichten zu finden und zu kommunizieren. Diese müssten relevant sein, nicht zwangsläufig positiv. Dabei einen Dreiklang der Konzeption und Umsetzung zu nutzen, der aus dem Informieren, Involvieren und Inspirieren bestehe, macht für Zerbothsen eine gute Kommunikation aus.

Mut, Ausdauer und Selbstbewusstsein

Darüber, welche Rolle die Unternehmenskommunikation in Krankenhäuser spielen sollte, tauschten sich in einer anregenden Diskussion Hilkka Zebothsen, Thomas Melosch und Katharina Lutermann aus. Katharina Lutermann, Sprecherin der Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde, betonte die Wichtigkeit der Mitarbeiter und plädierte dafür, diese aktiv in die Kommunikation miteinzubeziehen. Thomas Melosch, kaufmännischer Direktor des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge in Berlin, ist sich sicher, dass man als Kliniksprecher Mut, Ausdauer und Selbstbewusstsein benötige, um „Wände eintreten zu können“.

Der zweite Teil des Vormittags diente der Vorstellung zweier aktueller Forschungsprojekte, die sich mit häufig vergessenen Zielgruppen beschäftigen. Doreen Reifegerste, Hannover Center for Health Communication, stellte eine Studie über Angehörigenkommunikation im Krankenhaus vor. Angehörige gehören zu den Patienten und seien somit auch eine zentrale Zielgruppe jedes Kliniksprechers. Bei der Kommunikation mit Angehörigen sei es stets das Ziel, immer zum Wohl des Patienten, zum Nutzen der Mitarbeiter und der Klinik beizutragen. Der zweite Werkstattbericht, der vom Team von lege artis vorgestellt wurde, beschäftigte sich mit der Sprechstunde nach Feierabend. Ein interessantes Ergebnis: die Mehrheit aller Ärzte und Pflegekräfte führen auch nach Dienstschluss noch gesundheitliche Diagnosen und kleinere Behandlungen durch – auch am Küchentisch.

Ein guter Grund für Diskussion, denn…

… die meisten Zielgruppen werden in ihrer Bedeutung für die Kommunikation einer Klinik unterschätzt. Vor allem die Mitarbeiter haben eine große Macht, die viele Kliniksprecher oftmals nicht berücksichtigen. Indem sie nach dem Feierabend noch ihren Freunden und Bekannten in gesundheitlichen Fragen helfen, sie behandeln oder über ihren Arbeitstag berichten, werden kommunikative Botschaften über die Klinik nach außen getragen. Daher müssten sich Kliniksprecher vor allem mit Fragen der Ethik befassen und mehr auf ihre Mitarbeiter eingehen, damit mehr Transparenz und Authentizität entstehen könne. Deshalb der gemeinsame Appell: „Schätzen Sie Ihre Mitarbeiter mehr Wert und fragen Sie nach.“

Kein Frontalunterricht am Nachmittag

Während dreier parallel laufender Workshops am Nachmittag, wurden die Teilnehmer aufgerufen, sich interaktiv einzubringen. „Scheitern ist keine Schande“, hieß ein Thema. Misserfolge sind im Alltag von Kliniksprechern sehr verbreitet – aber ein Tabuthema. Dabei sei gerade ein offener Umgang wichtig und hilfreich für eine authentische Kommunikation, hieß es. Der zweite Workshop behandelte das Thema Facebook. Die Leitfrage lautete, wie man es schaffen könne, gute Inhalte auf Facebook zielgerichtet darzustellen, um damit positive Wirkung für die eigene Klinik zu erzielen? Jens Albers, Social Media-Redakteur beim Bistum Essen, bot diese Antwort an: „Indem man authentisch ist und zur richtigen Zeit die richtigen Informationen kommuniziert.“ Der dritte Workshop von Corinna Bischof und Professor Baum beschäftige sich mit der Frage „Benötigen wir einen Bundesverband deutscher Kliniksprecher?“. Die Resonanz war positiv, da in diesem Berufsfeld viel höhere ethische Anforderungen bestehen als in anderen Branchen. Was daraus wird, bleibt abzuwarten.

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Personalien

Michael Schattenmann folgt auf Stefan Caspari

Michael SchattenmannMichael Schattenmann (49) wird zum 1. Juni 2024 neuer Leiter der Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Andreas Stihl AG & Co. KG in Waiblingen. Er übernimmt die Position von Stefan Caspari (61), der den Bereich über zwei Jahrzehnte geleitet hat und nun die passive Phase seiner Altersteilzeit antritt. Er berichtet direkt an den Vorstandsvorsitzenden Michael Traub.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Von wegen Mittelmaß! Deutsche Marken im Siegermodus

Top 10 Grafik mit UnternehmenslogosAlle deutschen Top 10 Marken sind zweistellige Markenmilliardäre und bringen zusammen über 350 Milliarden Markenwert auf die Waage. Das schafft mit weitem Abstand kein anderes Land in Europa. Das geht aus dem aktuellen „Brand Finance Report“ 2024 hervor. Interessant: Die Händlermarken Lidl (9) und Aldi Süd (10) sind nun beide in den Top 10, da Aldi Süd den Vorjahreszehnten adidas überholt hat.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

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Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

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Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Interne Kommunikation: Weniger ist mehr

Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

Aus- und Weiterbildung

Neues Intensivtraining

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Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

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Das Königshaus und seine PR

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Preise und Awards

Auszeichnung für zwei Gewinnerinnen

Caroline Siegel, Lina Blenninger und Günter BenteleLina Blenninger und Caroline Siegel sind die Gewinnerin des Günter-Thiele-Preises 2024 und werden mit dem gleichnamigen Forschungsstipendium 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 12. April 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Refresh“ des Lehrbereichs Communication Management an der Universität Leipzig statt. Der Jury-Vorsitzende ist Professor Günter Bentele.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.