Publik: Exoten-Bonus für die Agentur aus Ludwigshafen

Wer Ludwigshafen hört, denkt an Kohl, Katzenberger und den Chemiekonzern BASF. Doch: „Die Stadt hat mehr zu bieten, als ihr Saumagen-Image vermuten lässt“, schmunzelt Gründerin und Geschäftsführerin der Agentur Publik Kirstin Baumann. Tatsächlich ist das erste Gebäude, das einem auf der Konrad-Adenauer-Brücke von Mannheim nach Ludwigshafen ins Auge fällt, ein schön restauriertes altes Fabrikgebäude – die „Ludwigshafener Walzmühle“. Außen hui und innen kreativ: Hier arbeitet das 28-köpfige Team von Publik, das im vergangenen Jahr einen Honorarumsatz von 1,9 Millionen Euro erwirtschaftet hat.

Kirstin Baumann (Mitte), Geschäftsführungskollege Lutz Hildebrandt (l.) und Trainee Sonja Haag (2. v. l.) haben die Fragen der Hohenheimer PR-Studenten Friederike Vees (2. v. r.) und Christian Schraml (r.) beantwortet.

PRIHO: Wer ist denn eigentlich Publik? Sie sind zwar seit 2017 im Agenturverband GPRA aber sicher nicht so bekannt wie Ketchum oder fischerAppelt?
Hildebrandt: Wir sind mittlerweile 18 Jahre am Markt, verstehen uns als klassische PR-Agentur und betreuen größere Mittelständler und Konzerne, insbesondere aus den Branchen Technologie, Energie, Lebensmittel und Handel. Dennoch sind wir thematisch nicht eingeschränkt, denn: Wer sein Handwerk als PRler versteht, kann auch unterschiedliche Themen betreuen. Unsere Bandbreite reicht dabei von Content Marketing, Markenkommunikation, Corporate Communication bis zu Design.

PRIHO: Wieso denn ausgerechnet Ludwigshafen?
Hildebrandt: Wir haben uns seinerzeit bewusst für die Metropolregion Rhein-Neckar entschieden, weil es ein großer Wirtschaftsraum ist, der tolle Firmen zu bieten hat. Tatsächlich kommt ein guter Teil unserer Kunden aus dieser Metropolregion.
Baumann: Unser Standort macht auf jeden Fall einen Exoten-Bonus aus. Der ist ja schließlich ungewöhnlich für die Agenturlandschaft. Wir sind nicht im Ballungsraum Hamburg, München, Berlin, Frankfurt – sondern eben in Ludwigshafen. Wir haben keinen großen Namen, aber kümmern uns wirklich um unsere Kunden, hören gut zu und sind sehr empathisch.

PRIHO: Wie sieht die Ausbildung bei Publik aus?
Hildebrandt: Die Ausbildung bei Publik sieht 18 Monate Volontariat und  – je nach Vorbildung und Entwicklung – ein halbes Jahr Trainee vor. In jedem Fall enthält sie drei externe Stationen von jeweils 14 Tagen Dauer. Wir stecken also viel Zeit und Geld in die Ausbildung der Volontäre, uns geht es dabei nicht um günstige Arbeitskräfte. Ziel ist es, dass sie tatsächlich im Anschluss bei uns bleiben, Verantwortung übernehmen und wir den Kunden auch in guten Händen wissen.
Haag: In meiner Ausbildung habe ich die verschiedenen Teams von Publik durchlaufen. Dabei wurde mir immer gesagt: Frag so viel du kannst. Das wird hier bei Publik gelebt. Zu Beginn war ich rund neun Monate im Team Corporate Publishing und habe viel für Mitarbeitermagazine geschrieben. Danach bin ich ins Marken-Team gewechselt und helfe nun mit bei der Betreuung von Capri-Sun, einer international tätigen Weinkellerei und der Handelskette Globus.

PRIHO: 18 Monate Volontariat, plus sechs Monate Trainee: Das ist im Vergleich zu anderen Agenturen eine lange Zeit. Bei uns Master-Studenten wird jedoch heftig diskutiert, ob wir nach unserem Abschluss überhaupt noch ein Trainee-Programm durchlaufen müssen. Gibt es einen Königsweg in die PR-Branche?
Baumann: Ich glaube tatsächlich, dass ein sanfter Einstieg wichtig ist und man schon noch eine Ausbildung dranhängen muss. Welche das ist und wie lange diese dauert, hängt vom Einzelfall ab. Praktika sind natürlich immer hilfreich.

PRIHO: Welches Vorurteil über die Arbeit in einer Agentur können Sie nicht mehr hören?
Hildebrandt: Oh, da gibt es viele! Gut, also der Klassiker ist ja sicher das Thema Arbeitszeiten und Work-Life-Balance. Man sagt ja der Agentur-Branche nach, dass man bis elf Uhr nachts an Projekten sitzt und der Chef dann großzügig Pizza bestellt. Ich glaube bei uns und anderen PR-Agenturen war das aber nie so wie bei Werbeagenturen.
Baumann: Man hört oft: In der Agentur arbeitet ihr euch zu Tode und verdient nichts. Das stimmt definitiv nicht. Ich glaube auch, man kann nirgendwo so vielfältig arbeiten wie in der Agentur.

PRIHO: In unserem Studiengang sind wir vor allem Frauen - und auch die Branche ist mehrheitlich weiblich. Es stellt sich also die Frage, wie wir eine PR-Karriere und Familie miteinander vereinbaren können. Wie ist das bei Publik: Berater in einer Agentur sein und Familie haben – geht das?
Hildebrandt: Wir müssen es zwangsläufig vereinbaren, da mittlerweile die Mehrheit bei uns Familie hat. Das bedeutet für uns viele Teilzeitstellen und relativ kunstvolle Konstruktionen in der Agentur.

Publik Baumann Kirstin Haag Sonja Hildebrandt Lutz InterviewPRIHO: Wenn ich eine Superkraft für meine PR-Arbeit haben könnte, wäre das…
Haag (M.): Manchmal hätte ich gerne einen ‚Kunden-Gedanken-Leser‘. Wenn die Kunden vage Ideen haben, würde ich das gerne in einen Übersetzer eingeben und genau wissen, was sich der Kunde wünscht.
Hildebrandt (r.): Ja, eine allwissende Wahrsager-Kugel. Manchmal hat man ja unterschiedliches Vorwissen oder fasst eine Idee anders auf – da würde sowas helfen.
Baumann (l.): Der Klassiker bei einem Entwurf: ‚Wie hätten Sie es denn gerne?‘ – ‚Kreativer!‘ Da wäre ein Kunden-Gedanken-Leser sicher nicht verkehrt.

PRIHO: Ludwigshafen ist …
Baumann: … eine unterschätzte Stadt! Es gibt hier eine angenehme Subkultur und es ist viel in Bewegung. Mir tut es immer leid, dass Ludwigshafen so schlecht abschneidet.

PRIHO: Die Arbeit in der Agentur ist nichts für jemanden, der…
Baumann: … nicht mitdenkt, Schwierigkeiten hat, auf Menschen zuzugehen oder nicht zuhören kann.
Hildebrandt: … nicht neugierig ist. Man hat viel mit Menschen zu tun, dass muss einem Spaß machen.

Sponsored Content: Für die Arbeit der Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) sind Nachwuchsförderung und die gezielte Verbesserung des Images von Kommunikationsagenturen gegenüber Studierenden wichtige Ziele. Daher stellt sich in Kooperation mit dem „PR-Journal“ auch im Jahr 2018 jeden Monat ein Agenturchef der GPRA den Fragen von Studierenden. Die Interviews werden von Studentinnen und Studenten aus dem Fachbereich der Kommunikation und Public Relations geführt. Die Redaktion stellt die Plattform für den Austausch der PR-Nachwuchsinitiativen Public Relations Studierende Hannover e.V. (PRSH), Leipziger Public Relations Studenten e.V. (LPRS), kommoguntia e.V. in Mainz, campus relations e.V. in Münster, Public Relations Initiative Hohenheim e.V. (PRIHO), KommunikOS in Lingen und weiteren Studierenden mit der GPRA. Die genannten PR-Initiativen werden vom „PR-Journal“ gefördert.

In der 25. Folge führten Friederike Vees und Christian Schraml, beide studieren im Master-Studiengang Kommunikationsmanagement an der Universität Hohenheim und engagieren sich in der Public Relations Initiative Hohenheim e.V. (PRIHO).

Seitennavigation

Personalien

Weingärtner spricht für Spectaris

Christof WeingärtnerChristof Weingärtner ist dem 1. April neuer Pressesprecher und Leiter der Verbandskommunikation beim Deutschen Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik Spectaris in Berlin. In dieser Rolle berichtet Weingärtner an den Geschäftsführer Jörg Mayer. Weingärtner bringt für seine neue Aufgabe vielfältige Erfahrungen mit.

Etats

Targobank vertraut auf newskontor

Marco Cabras und Tanja PlebuchDie Targobank wird sich zukünftig in Kommunikationsfragen von newskontor beraten und unterstützen lassen. Die Bank, die zu den größten Kreditinstituten Deutschlands gehört, hat die in Düsseldorf beheimatete Agentur als neuen Partner an Bord geholt. Das Mandat umfasst neben der Beratung auch Corporate Communications und Contenterstellung. Die Zusammenarbeit hat im 1. Quartal 2024 begonnen.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Noch Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Interne Kommunikation: Weniger ist mehr

Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

Aus- und Weiterbildung

Neue Website veröffentlicht

Screenshot der neuen dapr-WebsiteDie Deutsche Akademie für Public Relations (dapr) hat ihre neue Website. Sie bietet Userinnen und Usern nach eigenen Angaben fortan mehr Serviceorientierung, ein zeitgemäßes Design und eine stark vereinfachte Nutzerführung, unter anderem durch eine neue Suchfunktion sowie durch die Zusammenführung mit dem ehemals separaten dapr-Shop. Interessenten können nun die individuell passende Qualifizierung schneller finden.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Weg mit der Paywall

Kathrin Behrens Ihr kennt es: Ihr stolpert über einen Artikel, klickt ihn an, beginnt zu lesen. Sobald es spannend wird, ist Schluss. Eine Bezahlschranke, angelsächsisch „Paywall“, poppt auf. Von hier aus geht es nur mit einem langfristigen Vertrag weiter, it's Abo-Time: Rund 24,00 Euro kostet dieses digital bei der „Zeit“, 41,00 Euro bei der „FAZ“ und 43,00 Euro bei der „SZ“. Fixkosten, die ich meide. Ich finde Paywalls ätzend und wenig innovativ, sie verderben mir regelmäßig die Laune.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Stolze Gewinnerinnen und Gewinner

Von links: Christoph Heshmatpour, Johanna Wittner, Michael Rotschädl und Lukas KalteisDie Erstplatzierten des diesjährigen Franz-Bogner-Wissenschaftspreises für PR stehen fest: Es sind Johanna Wittner, Michael Rotschädl, Christoph Heshmatpour und Lukas Kalteis. Insgesamt wurden 33 wissenschaftliche Arbeiten aus dem Jahr 2023 in vier Kategorien eingereicht. Zehn Arbeiten erhielten bei der Verleihung am 22. April in Wien eine Auszeichnung. Das Preisgeld beträgt insgesamt 8.900,00 Euro.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.