Eingeschränkte Wirkung: Influencer Marketing funktioniert in der B2B-Welt kaum

Die Kommunikation und Stakeholder-Ansprache im B2B-Umfeld unterscheidet sich stark von der B2C-Welt. Zwei Gründe unter vielen: Kaufentscheidungen fallen komplexer und die persönliche Reputation von Einflussnehmern ist wichtiger als deren Reichweite. Influencer Marketing lässt sich also nicht einfach von der B2C- in die B2B-Welt übertragen. Herausgefunden hat das die Wiesbadener Kommunikationsagentur Fink & Fuchs, die in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt eine Umfrage gemacht hat.

Diese Faktoren für die Auswahl von Influencern haben Fink & Fuchs und die Hochschule Darmstadt bei ihrer Befragung ermittelt. (Quelle: Fink & Fuchs / Hochschule Darmstadt 2017).

Influencer Marketing ist aktuell wohl eines der meist diskutierten Themen in Kommunikation und Marketing. Viele Unternehmen setzten auf die Zusammenarbeit mit bekannten Youtubern, Instagrammern und anderen Social-Media-Influencern, um den Absatz ihrer Produkte zu steigern. Diese Maßnahme findet aktuell vor allem im B2C-Umfeld Anwendung. Fink & Fuchs, die Wiesbadener Kommunikationsagentur wollte wissen, ob Influencer Marketing auch im B2B-Umfeld funktioniert.

In der B2C-Welt ist die Formel recht einfach: Hohe Vergütung gegen hohe Reichweite. Fink & Fuchs hat in Zusammenarbeit der Hochschule Darmstadt Kommunikations- und Marketingexperten kleiner, mittlerer und großer Unternehmen aus dem B2B-Bereich befragt, ob diese Entwicklung auch dort Einzug hält und inwieweit sich die Zusammenarbeit mit Influencern verändert.

Influencer Kommunikation

Schon seit gut zehn Jahren werden die Begriffe Influencer Marketing und Influencer Relations sowie deren Chancen für die Unternehmenskommunikation diskutiert. Im Kern geht es dabei um die Frage, wie die Meinungsbildung von Stakeholdern, vor allem Kunden oder anderen Bezugsgruppen funktioniert und welche Einflüsse jenseits des Journalismus beziehungsweise der Werbung hieran beteiligt sind. Eine wichtige Erkenntnis der Befragung: Die Begriffe Influencer Marketing und Influencer Relations lassen sich in der Praxis oft nicht klar voneinander abgrenzen und vermischen sich. Fink & Fuchs hat sich daher für den Begriff Influencer Kommunikation entschieden.

Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung auf einen Blick:

Zwei sehr unterschiedliche Welten

Die Befragung von B2B-Experten hat gezeigt, dass sich die Zusammenarbeit mit Influencern nicht mit dem Vorgehen im B2C-Bereich vergleichen lässt. Die Ursache dafür liegt vor allem daran, dass Kaufentscheidungen komplexer sind, rationaler getroffen werden und Fakten als Basis wichtiger sind.

Reputation schlägt Reichweite

Die fachlichen Inhalte, die Spezifizierung und die persönliche Reputation der Influencer sind den meisten Befragten wichtiger als die Reichweite. Die quantitative Reichweite wird erst an fünfter Stelle (von 7) genannt, wenn es um Kriterien für die Zusammenarbeit mit Influencern geht. Gleichzeitig sei es jedoch schwieriger, die passenden Influencer zu finden, je spezifischer das Marktsegment beziehungsweise die Nische im Markt ist.

Lieber Kunden als Youtuber sprechen lassen

Das persönliche Gespräch sowie Veranstaltungen werden als bevorzugte Option für die Zusammenarbeit mit B2B-Influencern genannt. Kunden und Business-Partner gelten als wichtigste Influencer, vor Journalisten und Mitarbeitern. Analysten kommen erst an fünfter Stelle. Prominente und YouTuber spielen bei den Befragten im B2B-Umfeld die geringste Rolle.

Mitarbeiter – Influencer mit Potenzial

Mitarbeiter als Influencer stellen für B2B-Unternehmen eine Chance dar. Am stärksten vertreten Befragte aus Unternehmen in einer Größe von 500 bis 5.000 Mitarbeitern diese Ansicht. Ein Kontrollverlust wird dabei nur von den Wenigsten befürchtet.

Glaubwürdigkeit – Chance und Risiko zugleich

Die Wahl der passenden Influencer kann sich offenbar deutlich auswirken: Im Positiven wie im Negativen. Befragt nach den Chancen von Influencer Kommunikation werden Image-/Reputations-Management an erster Stelle genannt. Mehr als 80 Prozent der Befragten glauben, Influencer Kommunikation könnte die Glaubwürdigkeit stärken. Mehr als 60 Prozent glauben jedoch umgekehrt, der falsche Influencer könnte die Glaubwürdigkeit beschädigen.

Schwierig: Die richtigen Influencer finden

Die Identifizierung und die möglicherweise mangelnde Bedeutung von Influencern im entsprechenden Marktsegment werden als die größten Hindernisse für Influencer Kommunikation gesehen.

Persönliches vor Produkt

Einsatzmöglichkeiten für Influencer sehen die befragten B2B-Unternehmen eher in der dialogorientierten Kommunikation. Beispiele sind Interviews unter Einbeziehung des Managements sowie in der Unterstützung bei Messen und Events. Für den Test von Produkten und Dienstleistungen spielen Influencer kaum eine Rolle, was an der im Vergleich zum B2C-Segment höheren Komplexität der Lösungen liegen könnte.

Erhöhte Reichweite und Bekanntheit als Erfolgskriterium

Die Erhöhung von Reichweite und Bekanntheit des Auftraggebers sehen die Befragten als relevanteste Kriterien für die Messung des Erfolgs von Influencer Kommunikation. Obwohl die Beziehung zu Influencern im Vordergrund steht, werden der Grad der Interaktion und die Intensität der Beziehungen am wenigsten genannt.

Influencer Kommunikation ist strategisch

Abschließend lässt sich sagen, dass mehr als 70 Prozent der Befragten Influencer Kommunikation als wichtigen Bestandteil strategischer Öffentlichkeitsarbeit sehen.

Über eine Microsite von Fink & Fuchs zur Befragung „Influencer Kommunikation” können Sie den Ergebnisbericht downloaden. Dort finden sich außerdem eine Analyse, Handlungsempfehlungen sowie ein Interview mit Carsten Knop, ab 2018 Chefredakteuer Digitale Produkte bei der „FAZ“, der das Thema aus Perspektive der Medien betrachtet.

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Personalien

Michael Schattenmann folgt auf Stefan Caspari

Michael SchattenmannMichael Schattenmann (49) wird zum 1. Juni 2024 neuer Leiter der Unternehmenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Andreas Stihl AG & Co. KG in Waiblingen. Er übernimmt die Position von Stefan Caspari (61), der den Bereich über zwei Jahrzehnte geleitet hat und nun die passive Phase seiner Altersteilzeit antritt. Er berichtet direkt an den Vorstandsvorsitzenden Michael Traub.

Agenturen

Durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent

Nach der Veröffentlichung des GWA Frühjahrsmonitor im März wurde nun das Ranking der Inhaber-geführten Agenturen veröffentlicht. Vorgelegt wurde es von der Arbeitsgemeinschaft Rankingliste „Horizont“, „w&v“, GWA. Sie ermittelte für die Top 50 der Inhaberagenturen ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent für das Jahr 2023, das damit höher ausfällt als die für die GWA-Mitgliedsagenturen ermittelten 3,3 Prozent.

Unternehmen

Von wegen Mittelmaß! Deutsche Marken im Siegermodus

Top 10 Grafik mit UnternehmenslogosAlle deutschen Top 10 Marken sind zweistellige Markenmilliardäre und bringen zusammen über 350 Milliarden Markenwert auf die Waage. Das schafft mit weitem Abstand kein anderes Land in Europa. Das geht aus dem aktuellen „Brand Finance Report“ 2024 hervor. Interessant: Die Händlermarken Lidl (9) und Aldi Süd (10) sind nun beide in den Top 10, da Aldi Süd den Vorjahreszehnten adidas überholt hat.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Interne Kommunikation: Weniger ist mehr

Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

Aus- und Weiterbildung

Neues Intensivtraining

Karen HoffmannDie Deutsche Akademie für Public Relations dapr, Düsseldorf, startet ihr neues Intensivtraining Corporate Community Manager am 18. September 2024. Ab sofort können sich Interessierte dazu anmelden. Im dreitägigen Seminar lernen Mitarbeitende und Führungskräfte aus Kommunikation, Marketing, PR, HR sowie Change-Management, wie sie interne Gemeinschaften aufbauen und managen.

Macht der Bilder

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Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

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Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

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Auszeichnung für zwei Gewinnerinnen

Caroline Siegel, Lina Blenninger und Günter BenteleLina Blenninger und Caroline Siegel sind die Gewinnerin des Günter-Thiele-Preises 2024 und werden mit dem gleichnamigen Forschungsstipendium 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 12. April 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Refresh“ des Lehrbereichs Communication Management an der Universität Leipzig statt. Der Jury-Vorsitzende ist Professor Günter Bentele.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.