Interviews auf dem Steg in Fehmarn nutzt Mirko Kaminski (rechts, hier mit Andreas Winiarski) zu Eigen-PR-Zwecken.

Interview mit Mirko Kaminski, CEO von achtung! Teil II

Mirko Kaminski hat 2014 gemeinsam mit Gerhard Pfeffer, Herausgeber und Gründer des „PR-Journal“, das PR-Kreativranking ins Leben gerufen. 14 Wettbewerbe fließen in das Ranking ein. Der achtung!-CEO hält Awards für ein „externes Testat für Kreativität und Wirksamkeit“, wie er im ersten Teils des Interviews mit dem „PR-Journal“ sagt. PR-Agenturen sollten gegenüber den Werbern selbstbewusster auftreten, meint er im zweiten Teil des Interviews.

PR-Journal: Sie rufen immer wieder die klassischen PR-Agenturen auf, sich bei großen Kreativfestivals in den PR-Kategorien nicht von den Werbeagenturen die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Woher kommt dieses Engagement?
Mirko Kaminski: Dieser Altruismus entspringt in Wirklichkeit einem starken Egoismus. Ich bin überzeugt, dass die große Epoche der PR erst beginnt. PR kann das große Ding sein, wenn es darum geht, kreative Ideen zu entwickeln, sie mit Inhalten zu verknüpfen und Menschen mit Geschichten zu bewegen. Hier ist die PR anderen Disziplinen voraus.
Ich habe großes Interesse daran, dass PR einen guten Ruf hat und als kreativ und leistungsstark gilt. Wenn Marketingentscheider bei großen Aufgaben an PR denken, dann haben auch wir was davon. Deshalb gebe ich anderen Agenturen zum Beispiel Tipps, wie sie Cases aufbereiten können, um mit ihren Einreichungen bei Awards erfolgreich zu sein. Wenn PR noch mehr anerkannt wird, werden wir zu Pitches eingeladen, zu denen wir früher keinen Zugang hatten. PR hat das Zeug, bei noch mehr Kampagnen im Lead zu sein. Darum geht es mir.

Kaminski Mirko Bente Heidi Beckmann Thorsten Jurischka PRR AwardsFoto: Kommunikationsberatung des Jahres - Mirko Kaminski (l.) mit achtung!-CFO Thorsten Beckmann und Empfangschefin Heidi Bente. (© Kati Jurischka / PR Report Awards)

PR-Journal: Sie haben vor einiger Zeit mit Hans Albers einen der Top-Kreativen der Branche ins Boot geholt. Welche Rolle spielt er für den aktuellen Erfolg?
Kaminski: Eine ganz entscheidende. Ich hatte mich bei der Suche nach einem Kreativchef mit zahlreichen hochdekorierten Kandidaten getroffen. Meist war es so, dass das Gespräch sich sehr schnell in Richtung Werbung und kreativer TV-Spots entwickelte. Hans Albers hängt mit seinem ganzen Denken nicht mehr in einer Disziplin fest. Sein Ansatz ist immer, sich die Frage zu stellen, wie wir mit einer Kampagne Millionen von Menschen erreichen und bewegen können. Er ist insofern wie für uns gemacht.

PR-Journal: Sie haben achtung! 2001 gegründet, beschäftigen rund 160 Mitarbeiter und sind mit Ihren 46 Jahren trotzdem schon lange in der Branche präsent. Inwieweit sind Sie selbst noch bei Kundenprojekten dabei?
Kaminski: Ich bin ein leidenschaftlicher Kommunikator. Mir macht es Spaß, Kampagnen und Ideen zu entwickeln. Deshalb bin ich bei Pitches genauso involviert wie bei anderen Projekten, in denen Ideen entwickelt werden oder wir etwas Neues ausprobieren. Häufig präsentiere ich unsere Ideen auch dem Kunden.
Im Laufe der Zeit habe ich herausgefunden, was ich gut kann und was ich eben nicht gut kann. Personal, Management, Strukturen, Prozesse oder Finanzen gehören nicht zu meinem Stärken. Für diese Bereiche haben wir sehr gute Leute gefunden. Mich motiviert es deutlich mehr, eine weithin sichtbare Kampagne zu entwickeln und dafür Anerkennung zu erhalten als drei oder vier Prozentpunkte mehr Gewinn zu machen.

Lust zu experimentieren

PR-Journal: Sie besuchen zahlreiche Branchenevents, arbeiten als Videoblogger und twittern viel – gerne über Privates von einem Steg auf Fehmarn. Geht es Ihnen um persönliche Selbstdarstellung oder steckt ein wirtschaftlicher Gedanke für Ihre Agentur dahinter?
Kaminski: In mir steckt wohl sowas wie ein Broadcaster-Gen. Das heißt, ich sende und teile gerne etwas mit anderen. Mir macht es Spaß, mit neuen Dingen wie seinerzeit der Spectacles-Brille von Snapchat zu experimentieren oder einfach mal mit einer Drohne auf Fehmarn an besagtem Steg zu drehen. Ich kann dann in meinen Kanälen wie zum Beispiel auf Instagram oder Facebook direkt sehen, was ankommt und wie etwas wirkt. Natürlich geht es mir auch darum, uns als Agentur zu präsentieren. Genau wie die Awards und eine gute Platzierung in Rankings ist das ein Mittel der Eigenkommunikation. Wir fördern es, wenn andere Mitarbeiter intensiv nach Außen kommunizieren und geben Rückhalt, wenn mal etwas schiefläuft.

PR-Journal: Blicken wir voraus: Welche Trends und Herausforderungen werden die Kommunikation im Jahr 2018 prägen?
Kaminski: Marken und Unternehmen müssen kreative und originelle Ideen entwickeln, um zu ihren Zielgruppen durchzudringen. Kreativität schafft Wirkung und Relevanz. Unternehmen müssen stärker außerhalb festgefahrener Kommunikationsdisziplinen denken und sich daran orientieren, mit Ideen zu begeistern. PR kann dabei noch häufiger im Fahrersitz sein.
Eine enorme Herausforderung für alle Agenturen ist zudem, Talente und gute Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Jüngere Leute suchen aus meiner Sicht heute verstärkt Inspiration und Sinn – auch in der Arbeit. Im Namen von Unternehmen und Marken lässt sich da heute viel bewegen.

PR-Journal: Wie schwierig ist es für eine Agentur wie achtung! Mitarbeiter zu finden?
Kaminski: Für alle Agenturen ist es schwierig und wird es in Zukunft wohl noch schwieriger, gute Mitarbeiter zu finden. Wir stellen fest, dass es für Kandidaten eine Motivation ist, für achtung! zu arbeiten, weil wir eben die Chance bieten, kreative Kampagnen auf- und umzusetzen, die wahrgenommen werden und das Potenzial besitzen, einen Award zu gewinnen. Die Mitarbeiter erhöhen damit ihren Marktwert. Das ist bei Werbeagenturen wie Jung von Matt, Thjnk oder Grabarz & Partner auch nicht anders. Auch dort lässt sich mit herausragenden Cases und Awards der eigene Marktwert steigern.

(Beachten Sie dazu ein „PR-Journal“-Interview mit Mirko Kaminski aus dem Mai 2017.)


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