Rechtsfragen: Wie wird das Urheberrecht bei Website-Verlinkungen geregelt?

Gosemann Laura Autorin RechtsjournalistenDas Urheberrecht international zu vereinheitlichen sowie dessen Einhaltung zu kontrollieren, stellt vor allem im Internet eine große Herausforderung dar. Insbesondere zum Thema der externen Verlinkungen gab es in den letzten Jahren einige Urteile des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), die Aufsehen erregten. Welche Neuerungen damit einhergingen und wie das Urheberrecht überhaupt im Internet geregelt werden kann, erläutert der folgende Artikel.

Das Urheberrecht findet auch im Internet seine Anwendung, wenngleich immer wieder neue Maßnahmen getroffen werden müssen. Denn das Internet verändert sich rasant und bietet immer neue Schlupflöcher, wohingegen der Gesetzgebungsprozess oft sehr langwierig ist. Die Rechtsfortbildung geht daher größtenteils über Gerichtsurteile vonstatten.

Problematisch war dafür lange Zeit auch, dass es keine einheitliche Regelung zum Urheberrecht auf internationaler Ebene gab. Mit den sogenannten Harmonisierungsrichtlinien wurde aber seit 1991 der Versuch eines EU-weiten Urheberrechts durchgeführt.

Eine besondere Rolle kommt dabei der „Richtlinie zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft“ (Richtlinie 2001/29/EG) zu. Sie bestimmt die Rechte im digitalen und insbesondere im Online-Bereich sowie die urheberrechtlichen Schrankenbestimmungen. Außerdem war sie Grundlage für zwei maßgebliche Urteile, die Urheberrechtsverletzungen im Internet durch Verlinkungen betrafen und dabei gleichzeitig sehr gegensätzliche Reaktionen hervorriefen.

Existiert Linkfreiheit im Internet?

So wurde im Februar 2014 eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur urheberrechtlichen Haftung von Links gefällt, das die Linkfreiheit zunächst stärkte und somit von der Allgemeinheit begrüßt wurde. Dabei hatte eine Journalistin gegen einen Online-Dienst geklagt, der auf ihre Artikel verlinkt hatte, und dies als unzulässige öffentliche Wiedergabe bewertet. Der EuGH entschied allerdings, dass es sich darum nur handele, wenn durch die Verlinkung ein neues Publikum erschlossen würde. Da die betroffenen Artikel ohnehin frei zugänglich waren, sei dies hier nicht der Fall gewesen.

Somit ist das Setzen von Links keine urheberrechtliche Nutzungshandlung und bleibt frei, solange nicht auf geschützte Unterverzeichnisse verlinkt wird. Dies gilt auch für „framende Links“, durch die beispielsweise YouTube-Videos in andere Websites eingebettet werden. Handelt es sich hingegen um einen sogenannten Deep-Link, der durch technische Schutzmaßnahmen gesichert ist, wird laut EuGH ein neues Publikum erreicht, sodass bei einer öffentlichen Wiedergabe desselbigen eine Urheberrechtsverletzung vorliegt.

Wann stellen Links eine Urheberrechtsverletzung dar?

Anders verhielt es sich jedoch in einem Fall von September 2016, in dem das niederländische Internetportal GeenStijl auf Bilder der landesspezifischen „Playboy“-Website verlinkt hatte. Denn diese Bilder befanden sich rechtswidrig auf den Seiten des „Playboy“. Hat also GeenStijl mit dem Verlinken auf rechtswidrige Fotos ebenfalls eine Urheberrechtsverletzung begangen? Für viele überraschend bejahte der Europäische Gerichtshof dies.

Damit ein Link als „öffentliche Wiedergabe“ klassifiziert wird, müssen drei Kriterien erfüllt sein. Diese sind zum einen das vorsätzliche Handeln, zum zweiten eine große Anzahl an Personen, die mit dem Link erreicht werden, und zum dritten der Erwerbszweck.

Ob bei der Linksetzung eine Urheberrechtsverletzung vorliegt oder nicht, hängt also zu einem Großteil davon ab, ob der Linksetzer gewerblich oder privat handelt. Eine Privatperson könne unmöglich wissen, dass das verlinkte Werk sich unerlaubterweise auf der Website befindet. Ein Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht hafte hingegen, da es diese Information in Erfahrung bringen müsse. Konkret schrieb das Landgericht Hamburg zu diesem Fall: „Dass der Antragsgegner vorliegend nicht wusste, dass die verlinkte Zugänglichmachung rechtswidrig erfolgte, beruht auf seinem Verschulden; ihm ist diesbezüglich bedingter Vorsatz vorzuwerfen. Die ihm zumutbare Nachforschung zur Frage der Rechtmäßigkeit der Zugänglichmachung hat der Antragsgegner in vorwerfbarer Weise unterlassen.“

Ist das Internet durch das Urheberrecht in Gefahr?

Betreiber gewerblicher Webseiten müssen demnach künftig bei jedem gesetzten Link penibel prüfen, ob der verlinkte Inhalt möglicherweise Urheberrechte verletzt. Das ist zum einen zeitaufwendig, zum anderen kann eine Abmahnung bei Nichteinhalten der Urheberrechte sehr teuer werden. So wurde im behandelten „Playboy“-Fall der Streitwert auf 6.000 Euro festgelegt.

Um dieses Risiko zu minimieren, werden vermutlich viele Betreiber nur noch wenig bis gar keine Verlinkungen tätigen. Dies widerspricht allerdings erheblich den Grundideen des Internets, denn ohne Links existiert das Internet quasi nicht mehr. Aus diesem Grund wird dieses Gerichtsurteil sehr scharf kritisiert und eine Milderung der Entscheidung in zukünftigen Prozessen erwartet. Von einem einheitlichen Urheberrecht im Internet kann durch solche Einzelfallentscheidungen daher noch lange nicht gesprochen werden.

Über die Autorin: Laura Gosemann hat Germanistik und Linguistik an der Universität Potsdam studiert und ist zurzeit als freie Journalistin für verschiedene Verbände tätig, unter auch für den Berufsverband der Rechtsjournalisten e.V., der eine Website über Urheberrecht betreibt. In Ihren Artikeln behandelt sie Themen wie das Verkehrs-, Sozial- und Strafrecht.

Seitennavigation

Personalien

AbbVie sucht Kommunikationschef

Lächelnde FrauDas Bio-Pharma-Unternehmen AbbVie in Wiesbaden verbindet nach eigenen Angaben moderne Forschung mit umfassender Expertise und will einen Beitrag für die Gesundheitsversorgung von Patienten leisten. AbbVie sucht aktuell eine neue Führungspersönlichkeit für sein Corporate Communications Team. Schwerpunkte sind die Planung und Umsetzung der Unternehmenskommunikation sowie die Tätigkeit als Pressesprecher.

Agenturen

Letzte Frist zur Abgabe verlängert bis 23. April

Pfeil mit ÄpfelnDer Endspurt für die Teilnahme am Pfeffer-PR-Journal-Ranking 2024 ist eingeläutet. Die Frist zur Einreichung der Daten aus dem Geschäftsjahr 2023 wurde letztmalig bis zum 23. April verlängert. Noch bis zu diesem Zeitpunkt können „Agenturen mit PR-DNA“ die Zahlen zur Umsatz- und Mitarbeiterentwicklung aus dem vergangenen Jahr melden.

Unternehmen

Allianz-Chef Bäte erfolgreichster DAX-CEO im Social Web

Studie DAX-CEO Social MediaAuf den Plattformen LinkedIn und Instagram soll Allianz-Chef Oliver Bäte in Summe besser kommunizieren als die restlichen DAX-40-Konzernchefs. Das legt jetzt die aktuelle Auflage des „Social CEO-Checks“ offen - der gemeinsam von der Kommunikationsagentur cocodibu und der Hochschule Macromedia herausgegeben wird.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Ketchum führt geschlechtsneutrale Elternzeit ein

Tabea FesserInmitten einer politischen Debatte über die Einführung bezahlter Elternzeit für frischgebackene Väter, die aufgrund von Finanzierungsstreitigkeiten ins Stocken geraten ist, setzt Ketchum ein Signal in Richtung Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz: Die Agentur führt die geschlechtsneutrale, voll bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein.

Medien

„FRANZ – das Magazin“

Franz BeckenbauerAm 8. Januar 2024 verstarb Franz Beckenbauer. Genau 100 Tage später, am 16. April, bringt der Journalist und Medienunternehmer Oliver Wurm den Printtitel „FRANZ – das Magazin“ heraus. Auf 132 Seiten erinnert der Verlag Fußballgold „an den größten Fußballer, den Deutschland jemals hatte. Und einen besonderen Menschen.“ Die DFL und der FC Bayern München unterstützen das Projekt.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

Wigan SalazarWigan Salazar ist Gast im Interview des Monats März im PR-JOURNAL-Podcast. Im Gespräch erklärt der CEO von MSL Germany, was das Mandat für das Essener Medienhaus Correctiv beinhaltet und wie es zu einer Dienstanweisung in Sachen AfD kam. Außerdem spricht er über den leichten Umsatzrückgang seiner Agentur, die im vergangenen Jahr dennoch zur Agentur des Jahres gekürt wurde. Schlaglichtartig haben wir hier einige prägnante Aussagen Salazars herausgestellt.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Interne Kommunikation: Weniger ist mehr

Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

Aus- und Weiterbildung

Neues Intensivtraining

Karen HoffmannDie Deutsche Akademie für Public Relations dapr, Düsseldorf, startet ihr neues Intensivtraining Corporate Community Manager am 18. September 2024. Ab sofort können sich Interessierte dazu anmelden. Im dreitägigen Seminar lernen Mitarbeitende und Führungskräfte aus Kommunikation, Marketing, PR, HR sowie Change-Management, wie sie interne Gemeinschaften aufbauen und managen.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Das Königshaus und seine PR

Kate, Prinzessin von WalesEine Frau, eine Parkbank, eine Botschaft. In der vergangenen Woche machte die Prinzessin von Wales persönlich in einem Video ihre Krebskrankheit öffentlich. Auch das ist Public Relations. „Kate hat Krebs“ – diese Alliteration zieht sich seither durch die Berichterstattung. Beiläufig wird darüber diskutiert, ob das Königshaus mit guter oder schlechter PR glänzte, worüber sich streiten lässt.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Auszeichnung für zwei Gewinnerinnen

Caroline Siegel, Lina Blenninger und Günter BenteleLina Blenninger und Caroline Siegel sind die Gewinnerin des Günter-Thiele-Preises 2024 und werden mit dem gleichnamigen Forschungsstipendium 2024 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 12. April 2024 im Rahmen der Veranstaltung „Refresh“ des Lehrbereichs Communication Management an der Universität Leipzig statt. Der Jury-Vorsitzende ist Professor Günter Bentele.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.