Rezensionen Lesehinweis: Birand Bingül stellt sich gegen demokratiegefährdende Propaganda
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- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Seit der Präsidentschaft von Donald Trump herrscht große Sorge über den Zustand der demokratischen Debattenkultur. Und auch hierzulande lässt sich eine zunehmend unversöhnliche und aufgeheizte Rhetorik beobachten. Birand Bingül, ehemaliger ARD-Kommunikationschef, heute Geschäftsführer bei fischerAppelt Advisors, legt in seinem beunruhigenden Weckruf dar, dass dies Teil einer Propaganda-Strategie ist, die den Kollaps des politischen und gesellschaftlichen Dialogs anstrebt – und damit den Kern der liberalen Demokratie angreift. Deutlich wird: Zum Schutz unserer Demokratie müssen wir die Propaganda durchschauen, denn nur so können wir Gegenstrategien entwickeln.
Der Klappentext verrät die Stoßrichtung des Buches von Birand Bingül: Er wehrt sich nach Kräften gegen den „manipulativen Masterplan der Propaganda“, der sich gegen die liberalen Demokratien richte. Diese und weitere Erläuterungen zu einem Buch gibt Bingül in einem lesenswerten Interview mit der Vize-Chefredakteurin von turi2, Elisabeth Neuhaus.
Darin macht er deutlich, dass er das Muster des manipulativen Masterplans der Propaganda für leicht erkennbar hält. Propagandisten siedelten sich stets abseits des bestehenden Parteien-Systems an und würden sich gegen das „System“ stellen. Zudem würden sie, um ihrer Ansicht nach authentisch und glaubwürdig zu sein, komplett anders kommunizieren sie, als man es von der Politik gewohnt sei. Gefährlich werde es, wenn Aussagen der Propagandisten andauernd belächelt würden. Wenn ein Alexander Gauland Menschen “in Anatolien entsorgen” wolle oder dazu aufrufe, die Kanzlerin zu “jagen”. Denn diese Wortwahl sei nicht idiotisch, nicht dümmlich. Das seien nicht bloß Entgleisungen. Solche Aussagen zielten darauf ab, Massen emotional zu erreichen. Denn wenn Menschen die Welt der Fakten verließen, gelangten sie in die Welt des Glaubens und des Fühlens. Das sei das Spezialgebiet der Propaganda.
Im weiteren Verlauf des Interviews macht Bingül zudem deutlich, dass für ihn PR und Propaganda grundverschieden sind. Bingül sagt: „Propaganda will manipulieren und indoktrinieren und ist damit der radikale Missbrauch von strategischer Kommunikation, eine Perversion. Propaganda lügt. Sie inszeniert ein Verwirrspiel um Lüge und Wahrheit. Für PR ist das ein No-Go. PR will überzeugen und sagt: ‚Hier sind unsere Argumente. Das sind unsere Stärken.‘ Die Ziele von PR sind klar und offen.
Das Interview ist hier auf "turi2.de" in voller Länge zu finden.
Das Buch ist im Atrium-Verlag erschienen:
Titel: Alles Propaganda! Wie Manipulation unsere Demokratie gefährdet; Autor: Birand Bingül; Verlag: Atrium, Hamburg 2023; Umfang: 80 Seiten; Preis des Taschenbuchs: 10,00 Euro; ISBN-Nr.: 978-3-85535-143-5
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