Behrendt F Winnetou Strategie CoverFrank Behrendt hat ein neues Buch geschrieben: „Die Winnetou-Strategie. Werde zum Häuptling deines Lebens.“ Der Mit-Geschäftsführer der Serviceplan Public Relations & Content GmbH & Co. KG gibt auf 224 Seiten eigene Erfahrungen, Eindrücke und Empfehlungen wieder, wie man beruflich sowie privat erfolgreich sein kann und genussvoll durch das Leben kommt. Freundschaft, Familie, Frauen, Karriere, Kommunikation, Technik, die PR-Branche und Fußball garniert mit Philosophie aus dem Wilden Westen – die Bandbreite an Themen ist enorm.

Behrendt bezeichnet sich als Fan der Karl-May-Helden Winnetou, Old Shatterhand & Co. Konzept des Buches ist es, sich immer wieder auf die von Autor Karl May komplett ausgedachten Figuren zu beziehen und Analogien zu deren Handlungen und Charaktereigenschaften herzustellen. Dieses Konzept beeinflusst auch die Sprache. Beispielsweise heißen gute Freunde bei Behrendt „Blutsbrüder“. „Stamm“ gilt als Beschreibung für eine Familie oder einen engen Zusammenschluss. „Häuptlinge“ sind Personen mit Führungsrollen.

Die etwas schwülstige und naturorientierte Ausdrucksform des ehrenhaften Apachen-Häuptlings Winnetou hat sich bei Fans und einer ganzen Generation tief im Gedächtnis verankert – so offenbar auch bei Frank Behrendt. Er ist 54 Jahre alt und hat damit seine Jugend zu einer Zeit verbracht, als vorwiegend „Jungs“ Cowboy- und Indianer-Spiele ganz großartig fanden und die oben genannten Helden über Bücher, Filme und Hörspiel-Cassetten omnipräsent waren. Nicht-May-Fans könnten die Wortschöpfungen à la „Blutsbrüder“ albern finden und sind vielleicht froh, die Filme nicht mehr jedes Jahr am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag als Flucht vor dem Familienmiteinander auf irgendeinem Privatsender schauen zu müssen. Der Personenkreis „Ich-habe-Winnetou-noch-nie-gemocht“ könnte sich mit Behrendts Buch allein der Sprache wegen schwertun.

Leser sollten Behrendt kennen

Leser könnte zudem irritieren, dass „Franky“ voraussetzt, dass man ihn kennt und mit seiner Vita etwas anfangen kann. Für all diejenigen, die in der Kommunikationsbranche arbeiten, ist Behrendt als ehemaliger CEO von Pleon und Vorstand von fischerAppelt natürlich eine feste Größe. Er ist aktiv in den sozialen Netzwerken vertreten, hält Vorträge auf Events und besitzt eine Kolumne auf „stern.de“ – dazu diverse Interviews und der Titel „PR-Kopf des Jahres“ verliehen auf dem Internationalen Deutschen PR-Preis der DPRG zu Beginn des Jahres.

Kommt man nicht aus der Branche und hat das Vorgängerbuch „Liebe das Leben und nicht deinen Job“ ignoriert, steht man als Leser recht ratlos da und fragt sich, von wessen Leben der Autor eigentlich die ganze Zeit so selbstbewusst redet. „Sie kennen mich“ ist vielleicht doch eher eine Prämisse, von der man als Bundeskanzlerin ausgehen kann.

Andererseits schafft Behrendt mit dieser Fokussierung auf sich selbst eine enorme Vertrautheit. Als Kind für acht Jahre in Rio de Janeiro gelebt, dann nach Otterndorf gezogen, Abitur in Cuxhaven, später die Deutsche Journalistenschule in München besucht, CEO bei Pleon und im Vorstand von fischerAppelt  – dazu Stationen bei Henkel und in der Musik- und TV-Branche. Monopoly- und mal Risiko-Spieler, Sammler von Panini-Fußballbildern und Ruderer – der Leser erfährt doch so einiges aus Behrendts Privatleben in diesem Buch.

Charakterstudie von sich selbst

Auch beschreibt der PR-Profi anhand von kurzatmigen Beispielen, wie sich Denkmuster und Werte bei ihm entwickelt haben und warum er heute in beruflichen Situationen auf eine bestimmte Weise agiert und wie er tickt. Beispiel: Meetings mit Kunden durch ausgiebigen Small Talk und mit Hilfe von persönlichen Anekdoten unterhaltsam eröffnen; die Zeit für Abstimmungen dadurch strategisch verkürzen, um schnell zu Ergebnissen zu gelangen. Lehrmeister hierfür sei ein gewisser „Hans“ gewesen. Anderes Beispiel: Ein Teamleiter namens „Stefan“ habe mal in einer von Behrendt geleiteten Agentur ein Projekt vermasselt und damit seinen eigenen Bonus und den seines Teams gefährdet. Der Teamleiter wollte daraufhin seinen Kollegen den Bonus aus eigener Tasche zahlen. Für Behrendt ein echter „Häuptling“ mit „Anstand“. Den Chefposten bei Pleon habe der 54-Jährige im Übrigen aufgegeben, weil er das machen wollte, was ihm Spaß macht anstatt Frust zu schieben. Mehr von derartigen Anekdoten wären für Leser aus der Kommunikationsbranche durchaus interessant gewesen. Handelnde Personen tauchen aber fast ausschließlich als Pseudonym auf. Warum eigentlich?

Die „Winnetou-Strategie“ ist eine Charakterstudie, die Frank Behrendt an sich selbst vornimmt – eine Autobiographie light. Es wirkt sehr ehrlich, reflektierend und unaufdringlich, weil der Autor gar nicht versucht, Allgemeingültigkeit mit seinen Aussagen herzustellen oder als Ratgeber zu fungieren. „Love it or leave it“ – „Ich bin, wie ich bin“. Was jemand als Take-Home-Messages für sich gewinnt, bleibt jedem selbst überlassen. Die Kernaussagen des Buches, gute Freundschaften und „Blutsbrüderschaften“ zu pflegen, sich den „passenden Stämmen“ anzuschließen und in Sam-Hawkens-Manier Humor und Leichtigkeit im Leben eine tragende Rolle spielen zu lassen, dürften allgemeine Zustimmung finden.

Seiner Mutter zum 80sten Geburtstag ein MacBook zu schenken, scheint sich ebenfalls auszuzahlen …

Autor: Frank Behrendt; Titel: „Die Winnetou-Strategie. Werde zum Häuptling deines Lebens.“; Verlag: Gütersloher Verlagshaus; Umfang: 224 Seiten; Preis: 17,99 Euro gebunden, 13,99 Euro als E-Book; ISBN: 978-3-641-21443-2.


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