Rezensionen Rezension: 2.500 Jahre alte Weisheiten für die heutige Krisenprävention

Ueberlebenskunst im Topmanagement BuchcoverKennen Sie den chinesischen General Sun Tsu? Er lebte vor rund 2.500 Jahren und scheint eine ganze Reihe von sinnvollen Ratschlägen hinterlassen zu haben, die heute wohl auch noch bei der Krisenprävention helfen können. Das zumindest glauben Michael Neumann und Jörg Forthmann, die beiden Autoren des im Hamburger IMWF-Verlag erschienen Buchs „Überlebenskunst im Topmanagement“. In einer kompakten Darstellung auf schlanken 110 Seiten wollen sie Topmanagern ein einfaches Denkschema für ihr Reputationsmanagement an die Hand geben.

„Kenne dich selbst!“ „Kenne deinen Gegner!“ „Und kenne das Terrain!“ lauten die drei eisernen Regeln des Sun Tsu. Er verspricht: „Falls du diese Regeln befolgst, dann wirst du in 100 Situationen nicht in Gefahr geraten.“ Er warnt: „Wer weder sich selbst noch seinen Gegner kennt, der wird in jedem Konflikt besiegt werden.“ Das klingt denkbar einfach, doch natürlich sind die beiden Autoren nicht naiv.

So stellen sie die strategischen Regeln des alten Generals in Bezug zu den heutigen Realitäten des Krisenalltags in Deutschlands. Als Beispiele führen sie unter anderem den Schokoladenhersteller Ritter und Ex-Bundespräsident Christian Wulff an. Dabei wird Ritter bescheinigt, sein Produkt und den Wert der Marke gekannt zu haben, ebenso wie den Gegner Stiftung Warentest und das Terrain. Nur so sei eine entschlossene Verteidigung des eigenen Rufs erfolgreich gewesen.

Wulff hingegen habe die genannten drei Leitlinien und andere Appelle des chinesischen Generals nicht beachtet. Gleich zu Anfang seines Werks hatte Sun Tsu gemahnt: „Führe einen Krieg nur, wenn er unvermeidlich ist – und niemals aus Gefühlen oder Zwangslagen heraus wie der Angst, als Feigling zu gelten, Wut oder Hass, in Eile oder Hektik.“ So unterstellen die Autoren Wulff bei der Analyse seiner berühmten Nachricht auf dem Anrufbeantworter des damaligen „Bild“-Chefredakteurs Kai Diekmann unbeherrschte Gefühle und vermeintliche Zwangslagen.

Und so geht es weiter. In den fünf Kapiteln analysieren Neumann und Forthmann zahlreiche Krisen und führen die Ursachen an, die – bei stärkerer Berücksichtigung der Regeln Tsus – vermeidbar gewesen wären. So will das Buch Topmanagern ein einfaches Denkschema für die komplexe Aufgabe der Reputationssicherung an die Hand geben.

Die Gedanken und Erkenntnisse des chinesische Generals sind rund 2.500 Jahre alt. Einige davon werden bis heute an Militärakademien gelehrt und in der Wirtschaft, insbesondere im Marketing, genutzt. Die Autoren des Buches – beide erfahrene Krisenkommunikatoren, die schon zahlreichen Einsätze hinter sich haben – transferieren eine enge Auswahl von Sun Tsus Strategien auf das heutige Wirtschaftsleben. Das ist verdienstvoll und geschieht mit einem ausgeprägten Sinn für die Realität. Wie heißt es im Vorwort: „Mit Sun Tsu versprechen wir dem Leser keine Antworten auf alle Fragen. Die gibt es nicht. Wir weisen auf bekannte Risiken hin und ermutigen dazu, das Management der Reputation bei allen Entscheidungen selbstverständlich mitzudenken.“

Titel: Überlebenskunst im Topmanagement; Autoren: Dr. Michael Neumann und Jörg Forthmann; Verlag: IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung GmbH, Hamburg; Umfang: 110 Seiten; ISBN 978-3-946588016; Preis: 9,90 Euro