Kommentare Dialog "Wer Social Media nicht die KI machen lässt, ist selbst schuld."

Ein Satz, der mir kürzlich in einer Runde begegnet ist. Er wurde beiläufig gesagt, aber blieb lange hängen. Vielleicht, weil er so viel über den Wandel erzählt, der gerade passiert. Und sehr wahrscheinlich deswegen, weil er mich irritiert hat.

Was passiert, wenn keiner mehr am Tisch sitzt? (Foto: Florian Schleinig)

Natürlich verstehe ich, was gemeint war. Ist. Warum nicht KI nutzen, wenn sie schneller, effizienter und sogar textsicherer ist? Warum sich noch hinsetzen, selbst überlegen und Formulierungen suchen, wenn ein Tool längst weiß, was wann wie wo gut performt?

Aber ich frage mich, was das für unser Verständnis von Kommunikation bedeutet. Was passiert, wenn Menschen nicht mehr direkt miteinander sprechen, sondern über Systeme verbunden sind, die ihre Worte für sie wählen (oder gar Gedanken und Ideen vorwegnehmen)? Wenn auf einen KI-generierten LinkedIn-Post ein KI-generierter Kommentar folgt, und sich das Gespräch dazwischen eigentlich nie wirklich ereignet? Wenn keiner am Tisch sitzt?

Kommunikation war immer auch Beziehung. (Ich meine das im Past Progressive: war und ist noch immer.) Und sie ist eine Einladung zum Dialog; nicht nur zur Distribution. Gerade in den sozialen Medien (in diesem eigentlich so unmittelbaren Raum) zeigt sich das deutlich. Wer dort spricht, zeigt Haltung, Tonalität, Persönlichkeit. Oder sollte es zumindest. 

Wenn wir das vollständig automatisieren, verlieren wir dann nicht auch ein Stück davon? Von der Nähe, der Reibung, der echten Resonanz? Oder anders gefragt: Können wir uns Public Relations wirklich ohne Relations vorstellen?

Es geht hier nicht um ein "entweder oder". Nicht um Nostalgie oder Technikfeindlichkeit. Es geht um eine leise Beobachtung. Um ein Innehalten. Und um die Frage, wie viel Automatisierung wir in unserer Kommunikation wollen und wie viel Nähe wir brauchen, um überhaupt noch gemeint zu sein.

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