Kommentare Anmerkungen zum Umgang mit Sprache: Im Verhältnis unverhältnismäßig

Czernick Susanne Direktorin AFK kleinSprache spiegelt das Denken wider und das Empfinden. Sie zeigt die Sicht auf die Welt und prägt sie gleichzeitig. Sie beschreibt den Wandel, entwickelt den Wandel und wandelt sich mit. Sie ist ein Screenshot auf den Zustand unserer Gesellschaft, mit all ihren Moden und Marotten, sie zeigt den Geist unserer Zeit. Manches kommt gerade überkandidelt daher. Wir bemühen große Begriffe für nicht immer große Taten. Schnell wird eine Aussage gleich zum Narrativ, nützliche und lebendig aufbereitete Informationen zum Storytelling. Manchmal passiert auch das Gegenteil. Wir banalisieren Sprache, Begriffe und deren tiefe Bedeutung leichtfertig und gedankenlos.

Freitesten – wer hat dieses Wort erfunden? Natürlich darf sich freuen, wer nach Tagen in Quarantäne wieder raus darf aus der Bude und rein ins normale Leben. Wer sich in Quarantäne begeben muss, ist aber ganz einfach nur in Quarantäne und zeigt Verantwortung. Er ist nicht unfrei, es sei denn, in seinem Kopf. Da mag ein Gedanke helfen an die, die gefangen sind im Keller oder Tunnel, beschossen von Bomben und Raketen, seit Tagen, Wochen, Monaten. Mehr Sorgfalt beim Gebrauch des Wortes „frei“ und von Sprache allgemein wäre wünschenswert.

Ach ja, der 3. Mai ist der Internationale Tag der Pressefreiheit. Hier unterstreiche ich die vier Buchstaben.

Über die Autorin: Susanne Czernick ist Direktorin der AFK Akademie Führung und Kommunikation sowie der  AFK Online Academy in Bad Nauheim.

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