Der Sprach-Optimist Weniger ist mehr: Bitte laber Deine Kunden oder Kollegen nicht voll …

Jetzt gibt’s Real Talk. Genauso wie Du hat unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar (Foto: Agentur Wortwahl) nämlich überhaupt keine Lust mehr darauf, dass Leute ihm mit ihrem Geschwafel die Zeit stehlen. Unvorbereitet, respektlos und nervig findet er das. Klingt hart. Du merkst, er redet dieses Mal richtig Tacheles. Kannst Du das viele Gelabere auch nicht mehr hören?

Von Murtaza Akbar, Neu-Isenburg

Weißt Du, was nicht nur ich kaum noch ertragen kann? Wenn jemand ohne Ende auf Dich einredet, im Gespräch, im Meeting oder bei einer Präsentation. Langatmig, ausschweifend, wiederholend und bei Präsentationen dazu noch mit viel Folien-Gedöns, gerne in 10 Punkt Schriftgröße … oh man. Viel hilft viel? Nee, eher nicht. Ich mach für Dich mal ne Milchmädchen-, äh sorry, Milchjungen-Rechnung auf: Stell Dir vor, Du „musst“ Dir eine Präsentation ansehen, intern oder extern ist erstmal zweitrangig, und es ist wie so oft: stinklangweilig. Death bei PowerPoint, alles zum Einschlafen. Wie bei 90 Prozent oder, seien wir ehrlich, eher 96 Prozent aller Präsentationen (auch wenn diejenigen, die präsentieren, glauben, es wäre anders). Wenn mit Dir sagen wir 20 Leute dabei sind und die Präsentation nur eine halbe Stunde dauert, sind das zusammen 10 (in Worten zehn) Stunden verlorene Lebenszeit. Oder genauer: 10 Stunden Leidenszeit.

Der CEO hat etwas vorwurfsvoll gefragt

Deshalb der ehrenvolle Tipp: Wenn Du präsentierst oder einen Vortrag hältst, bitte behalte die wertvolle (Lebens)Zeit Deines Publikums, ob 10, 20 oder 50 Menschen, im Auge. Das bedeutet echten Respekt und wirkliche Wertschätzung. Als ich zuletzt beim CEO, zu Deutsch Geschäftsführer, eines Technologieunternehmens für ein 1:1-Coaching war, fragte er mich recht vorwurfsvoll: „Warum haben Sie mir das nicht gleich als erstes gesagt, Herr Akbar?“ Okay, es war nach gut einer halben Stunde Coaching, das finde ich noch vertretbar.

Das, was ich ihm gesagt habe, kennt jeder, der in der Kommunikation arbeitet, nur bei Präsentationen fällt plötzlich genau diese eine Synapse oft aus. Ich habe dem CEO nämlich eine einfache Weisheit genannt: Bei einem Vortrag muss sich einer die Mühe machen, entweder der Sender oder der Empfänger. Und wenn es der Empfänger ist, dann ist es eigentlich schon zu spät, dann hast Du als Präsentator verloren … So einfach. Und doch so schwer.

Bitte kein „Betreutes Lesen“

Denn schwafeln kann jeder. Aber das will keiner hören. Nie. Never. Nope. Wie Du das änderst? Der Schlüssel heißt Arbeit, Vorbereitung und Professionalität. Geht doch nur um ne schnelle Präsentation für intern? Kannste machen, aber dann kommt sie halt nicht an, siehe oben. Was Du nämlich brauchst: Eine grundsätzliche Dramaturgie, klingt groß, ist dennoch wichtig, und natürlich die radikale Reduzierung Deiner Folien-Inhalte. Wenn Du willst, dass Deine Präsentation wirklich so richtig ankommt, denk an eines:

Es geht immer (!) ums Publikum.

  • Was erwartet es?
  • Wie hängt es an Deinen Lippen?
  • Was soll es danach mitnehmen und machen?

Um nur drei Fragen zu nennen. Mit dem CEO zusammen habe ich seine Folien-Inhalte locker um 80 Prozent gekürzt, einen roten Faden und mehr (echte) Bilder eingebaut. Storytelling statt „Betreutes Lesen“. Was soll ich Dir sagen? Seine Pitch-Präsentation war ein voller Erfolg, weil er glasklar wusste, was sein Publikum will, und damit, was genau er wann sagt. Klare, konkrete Kommunikation ist Arbeit, das weißt Du ja. Wie schrieb Johann Wolfgang von Goethe mal: „Entschuldige meinen langen Brief, aber ich hatte leider keine Zeit …“ Wenn Dir wieder jemand die Zeit mit Labern stehlen will, schick ihm diese Kolumne mit allerbesten Grüßen.

Der Autor Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt sowie Speaker, Präsentations- und Rhetoriktrainer – hier geht’s zu seiner Speaker-Broschüre. Zu erreichen ist Murtaza Akbar per E-Mail oder LinkedIn.

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