Der Sprach-Optimist Es reicht Sylt, Kalifat und mehr? Geh auf keinen Fall wählen!
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- von Murtaza Akbar
Sylt, Kalifat, Reichsbürger. Unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar (Foto) ist sauer, aber richtig. Dieses Mal geht’s in seiner Kolumne zur Sache. Er hat keinen Bock mehr auf diejenigen, die die Demokratie mit Füßen treten – egal von welcher Seite. Er hofft auf die (noch schweigende) Mehrheit der Mitte und hat einen Appell an die Extremen.
Heute geht’s um was wirklich Wichtiges und da wir uns hoffentlich schon länger über diese Kolumne kennen, lass uns dazu duzen. Ja, Du mich auch. Ich meine das Duzen natürlich. Und hier kommt die Botschaft: Am 9. Juni ist die Europawahl, wahrscheinlich so wichtig und wegweisend für Europa wie selten zuvor. Und wenn Du noch keine Briefwahl eingetütet hast, dann: Überleg‘ Dir genau, ob Du zur Wahl gehst! Ja, das meine ich ernst.
Geh NICHT zur Europawahl, …
- wenn Dir Demokratie nichts bedeutet
- wenn Dir Menschlichkeit ein Dorn im Auge ist
- wenn Du extreme Positionen magst
- wenn Dir Sylt-Feiern mit Parolen gefallen
- wenn Du in einem Kalifat leben willst
- wenn Dir Migranten egal sind
- wenn Du nur unter Deinesgleichen sein willst
- wenn Du den Klimawandel für eine Erfindung hältst
- wenn Du Freiheit nicht so wichtig findest
- wenn Dir Frieden selbstverständlich erscheint
- wenn Du die Würde nicht für jeden Menschen unantastbar hältst
- wenn Dir Politik bedeutungslos vorkommt
- wenn Du die Europäische Union lästig findest
- wenn Du Angriffskriege magst
- wenn Du Diversität für unnütz hältst
- wenn Du …
Dann lass es. Ja, das bringt doch nichts. Ist ja eine Europawahl und dazu noch eine demokratische. Wenn Du das eh nicht magst, boykottiere die Wahl einfach. Lass die anderen wählen, die haben ja sowieso keine Ahnung.
Geh UNBEDINGT zur Europawahl, …
- wenn Dir Demokratie viel bedeutet
- wenn Du Menschlichkeit als menschlich empfindest
- wenn Du zusammenführende Positionen magst
- wenn Du gerne auf Sylt und sonstwo feierst, ohne Menschen zu verhöhnen
- wenn Du in einem freien Land mit Rechten und Pflichten leben willst
- wenn Dir Menschen unabhängig von ihrer Herkunft wichtig sind
- wenn Du Vielfalt schätzt
- wenn Du es gut findest, Klima und Umwelt zu schützen
- wenn Du Freiheit als unverzichtbar empfindest
- wenn Du Frieden als ein wichtiges Ziel ansiehst
- wenn Du die Würde des Menschen für unantastbar hältst
- wenn Du Politik und Gestaltungsmöglichkeiten als bedeutendes Gut siehst
- wenn Du Europa klasse findest
- wenn Du Angriffskriege verabscheust
- wenn Du Diversität fördern willst
- wenn Du ….
So funktioniert‘s doch heute, oder? Lieber polarisieren als zusammenführen. Wo bleibt da der Optimismus? Hier schreibt doch der Sprach-Optimist höchstpersönlich. Na ja, mir geht das, verzeih‘ mir den Ausdruck, das ganze aufeinander Rumhacken gehörig auf den Zeiger. Die Extreme bekommen überall so viel Platz für ihr Rumkrakeelen, ob saufend auf Sylt, bei Demos für ein Kalifat oder (natürlich meist anonym) im (Social-Media-)Netz.
Und am liebsten sind mir die, die verharmlosen oder gegeneinander aufrechnen, was denn nun schlimmer sei. Reichsbürger, die putschen wollen, oder Demos für Kriege. Ist ganz einfach: Beides ist Mist hoch zehn und das ist noch sanft ausgedrückt.
Im Januar sind mehr als drei Millionen Menschen auf die Straßen gegangen für Demokratie, Menschlichkeit und Vielfalt. Es wird Zeit, dass wir, die so oft schweigende Mehrheit, uns wieder Gehör verschaffen. Ich mache mit. Bitte sehr. Und hoffe, dass Du, wenn Du das nicht so siehst, zu Hause bleibst. Die anderen bitte alle zur Europawahl gehen und den Extremen einen Denkzettel verpassen. Ja, mal andersrum. Danke Dir.
Der Autor Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt sowie Speaker, Präsentations- und Rhetoriktrainer – hier geht’s zu seiner Speaker-Broschüre. Zu erreichen ist Murtaza Akbar per E-Mail oder LinkedIn.
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