Der Sprach-Optimist Das „Für’s“ geht auf’s Haus!

Sie sehen es sicher schon an der Überschrift oder heißt es Headline? Unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar (Foto) geht dieses Mal in seiner neuen Kolumne aufs Ganze. Hier ist weniger die Retro-Gameshow von Jörg Dräger gemeint, die Sat.1 wieder ins Programm zurückgeholt hat (übrigens arbeitet RTL derzeit an einem Comeback von „Der Preis ist heiß“ mit Harry Wijnvoord, kein Scherz!), sondern natürlich um die Sprache. Seine Kolumne ist dieses Mal eher ein Leserbrief oder sogar Apell. Er macht darin seine Liebe zum Apostroph öffentlich und dass er ein rares Gut ist, auch wenn er fancy ist, wie unser Sprach-Optimist es ausdrückt, will er behutsam eingesetzt werden. Dabei geht er eben aufs Ganze oder geht’s ums Ganze? Lesen Sie am besten selbst.

Von Murtaza Akbar, Neu-Isenburg

Liebe Leserinnen und Leser,

dies ist heute eine klare Besserwisser-Kolumne (das ist sie immer wieder mal, aber meistens äußerst gut getarnt, oder kommt mir das nur so vor und Sie durchschauen alles von vorneherein, weil ich Sie in Wirklichkeit nur für wertschätzende, schöne, optimistische Sprache begeistern will? Okay, das war jetzt um die Kurve geschrieben und am Ende mit ein bisschen viel Eigenlob gewürzt. So ganz verstehe ich den Satz selbst gar nicht mehr). Ich will es deshalb hier sehr klar formulieren, denn das, was ich jetzt ansprechen werde, machen sogar Professoren, Doktoren, Intellektuelle, Fußballer, Schauspieler, Mediziner, Politiker, Hausmänner – überall natürlich auch :innen gemeint – falsch! Keine Ahnung, warum. Vielleicht, weil es cooler aussieht? Weil sie alle so enorm gut Englisch können? Ach sorry, ich hab ja noch gar nicht gesagt, was diejenigen falsch machen, die ich oben erwähnt habt. Uff, der Absatz ist schon lang. Also erfahren Sie das im nächsten Absatz, direkt am Anfang, versprochen!

Es geht „um’s“ einfache und wunderbare Wort „für’s“. Und? Schon gemerkt? Das ist so schön, dieses Wort, quasi wunderschön. Sozusagen. Und wenn Sie, ja Sie meine ich, Sie machen das ja richtig, wenn also Sie (suchen Sie sich aus, wen ich meine ;-) Apostrophe so schön finden, dann ja, was dann eigentlich? Dann schätzen Sie sie auch. Und die wollen nicht inflationär eingesetzt werden, sondern eher punktuell oder apostrophell, gibt’s das überhaupt? Hier ist der Apostroph übrigens richtig (beim gibt’s). Apostrophe sind auch nur Menschen und wollen etwas Besonderere’s sein als andere. Die wichtigste Formel ist einfach und lautet – es heißt korrekt:

fürs

Echt! Oder „Basta“, wie unser Alt-Kanzler sagen würde, dessen Aussagen derzeit aber insbesondere zu Russland nicht ganz zurechnungsfähig sind. Ich schweife ab. Also „fürs“, ganz einfach, oder? Egal, ob groß oder klein geschrieben. Und wissen Sie was? Dieser Tipp geht aufs Haus, ums mal einfach und ehrlich zu sagen. Wieso das so ist? Glauben Sie mir, das würde Sie unendlich langweiligen. Ich habe dazu natürlich unsere Lektorin gefragt und sie hat was von Verschmelzung von Präposition und Artikel erzählt. Merken Sie sich am besten einfach, dass „fürs“ oder „aufs“ (auch „ums“) ohne Apostroph geschrieben werden und Sie machen damit einen richtig fancy Eindruck, auch wenn es einen Hauch weniger stylish aussieht. 

Ich lese „für‘s“ (nochmal, das ist so falsch) inzwischen so oft, dass ich es für das „New Normal“ halte. Das sei wohl voll cool, wenn man das schreibt. So wie „agil“, wobei das schon etwas durch ist, würde ich sagen, wenn ich so die HRler in meinem Umfeld frage. Agil sind wir eh alle oder doch nicht, weil Corona unsere Agilität eindämmt? Komplett anderes Thema. Machen wir nächstes Mal. Mich würde eher was ganz anderes interessieren. Kommt wieder im nächsten Absatz, was ich Sie fragen will.

Welche Sprachfehler, also geschrieben meine ich (nicht gesprochen) stören Sie oder fallen Ihnen immer wieder auf? Also Schreibfehler. Ja, das wäre mal spannend zu erfahren. Gibt ja noch so einiges. Schreiben Sie mir gerne, mailen Sie mir einfach, ich freue mich darauf und höre jetzt auch auf, denn wie sagte der Virologe Martin Stürmer zuletzt in einer Talkshow: „Wir sollten jetzt nicht so viel Zeit mit Reden verbringen.“

Der Autor Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation sowie Speaker, Trainer und Coach zum Thema Sprache und (Kunden-)Kommunikation – hier geht’s zu seiner Speaker-Broschüre. Zu erreichen ist Murtaza Akbar per E-Mail beziehungsweise via TwitterInstagram und Facebook.

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