Modewörter sind voll angesagt und davon gibt es jede Menge. Sie verwenden garantiert auch einige davon, schließlich sind Sie ja in der modernen bis hippen Kommunikationsbranche tätig. Wissen Sie auch, welche Wörter richtig in Mode sind? Um Licht in den Modewörter-Dschungel oder besser -Tunnel zu bringen, hat unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar (Foto) keine Mühen gescheut und sogar ein intellektuelles Gespräch mit einem halben Ohr belauscht. Danach hat er ein wahres Feuerwerk der Modewörter aufgeschrieben. Lesen Sie am besten selbst, aber Achtung, es sind weit mehr Modewörter dabei, als Sie auf den ersten Blick wahrnehmen. Resilienz ist dabei ganz entscheidend.

Von Murtaza Akbar, Neu-Isenburg

Letztens hatte ich eine Begegnung der besonderen Art. Es war in einem Museumscafé. Da unterhielten sich drei hoch Intellektuelle und ich saß mit Abstand einen Tisch weiter. Eigentlich wollte ich ein Gespräch mit meinem Bekannten führen, aber das laute Reden am Nachbartisch zog mich in den Bann. Ich kann Ihnen sagen, da wurde mit Modebegriffen, nein, sorry, damit sind ja Begriffe aus der Modewelt gemeint, ich wollte sagen: Da wurde nur so mit Modewörtern um sich geworfen. Ich musste einfach zuhören, mir die Wörter merken und schon war die halbe Kolumne fertig. Da ging es zuvorderst (das wollte ich schon immer mal schreiben) um Narrative. Damit das hier mal klar gesagt wird: Wer den Begriff Narrativ nicht verwendet, hat komplett die Kontrolle über seinen Wortschatz verloren. Ja, der oder die hat dann nicht genug Resilienz. Nein, das ist auch kein Modewort. Absolut nicht. Wer das behauptet, der hat die Kontrolle, na, Sie wissen schon.

Narrative bedeutet übrigens einfach gesagt Erzählungen, aber Geschichten erzählen oder so klingt voll banal. Da muss schon was Narratives her. Maximal Storytelling kann da mithalten. Dazu hatte ich auch mal eine komplette Kolumne geschrieben, müssen Sie unbedingt lesen, denn ohne Storytelling geht gar nichts in der Kommunikationsbranche und hier arbeiten wir ja alle ganz leidenschaftlich. Seien Sie da mal nicht so beratungsresistent, auch immer gerne genommen. Der oder die ist beratungsresistent. Da zählen nur Fakten, keine Geschichten. Auf der anderen Seite gibt es ja postfaktische Erlebnisse. Also, wenn das jemand in meiner Nähe sagt, habe ich einen automatischen Fluchtreflex. Postfaktisch erinnert mich irgendwie an Raumschiff Surprise – Periode 1 mit dem sprachgewandten Bully Herbig.

Wir kriege ich jetzt wieder die Kurve zu Modewörtern, besser bekannt als Buzzwords? Da hole ich Sie jetzt einfach nochmal ab, damit Sie sich auf das Wesentliche fokussieren können. Alles andere ist eh alternativlos. Wobei, Sie sind sicher agil. Agilität oder agiles Arbeiten. Wissen Sie, ich finde das sehr besonders. Haben Sie das auch schon mal gehört? Dieses „besonders“ als finale Einschätzung. Da musste ich erstmal unsere agentureigene Lektorin fragen. Also, hier mal ein kurzer Exkurs: „besonders“ ist ein Adverb und kein Adjektiv. Uff, an dieser Stelle verliere ich wahrscheinlich die Hälfte meiner geschätzten Leserinnen und Leser mit so Grammatik-Zeug. Wenn Sie es wirklich wissen wollen, schauen Sie mal nach, was der Unterschied zwischen einem Adverb und Adjektiv ist. Gar nicht so einfach. Diese „rote Linie“ zur höheren Grammatik möchte ich ungern überschreiten. Das wäre arg grenzwertig. Hätte ich das alles auch untergebracht.

Ich will Sie ja viel lieber nachhaltig überzeugen, wie schön unser Wortschatz ist. Nachhaltig hat auch keiner vor zehn Jahren gesagt, jedenfalls in meiner Umgebung. Da hieß es meistens langfristig, ist ja auch nicht das gleiche oder dasselbe? Aber nachhaltig ist nochmal so richtig fetter, wichtiger, tiefgründiger. Dass Sie mich nicht falsch verstehen, ich will hier kein Framing betreiben. Nachhaltigkeit ist sehr wichtig, zumindest sehr oft, keine Frage. War das „dass“ auch richtig am Anfang des vorletzten Satzes? Hoffe doch, ja. Denn auf meine vergangene Kolumne habe ich so viele Mails bekommen wie selten zuvor. Und warum? Weil ich ein falsches „dass“ drin hatte. Dass das mir als Sprach-Optimist passiert! Ich überlege ernsthaft, hier und da mal einen solch banalen Fehler einzuarbeiten. Denn ich freue mich über Ihre Mails, meistens. Welche banalen Fehler gehen Ihnen noch auf den Zeiger? Schreiben Sie mir, gerne recht freundlich. Dass ich das mal schreibe. Danke vielmals.

Über den Autor: Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation sowie Speaker, Trainer und Coach zum Thema Sprache und (Kunden-)Kommunikation. Zu erreichen ist Murtaza Akbar per E-Mail beziehungsweise via TwitterInstagram und Facebook.


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