Der Sprach-Optimist Bleiben Sie gesund!?

Haaaatschi! Das ist in mehrerlei Hinsicht ein schwieriger Augenblick in diesen surrealen und sensiblen Wochen. Die Antwort, oft sogar direkt als Reflex, darauf lautet: Gesundheit! Auch wenn manche Etikette was anderes empfiehlt. Aber wen interessiert die Etikette, wenn es um die Gesundheit geht, meint unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar (Foto). Das ist es doch, was wir uns (fast) immer und erst recht derzeit, neben der Rückkehr zum „normalen Alltag“, wünschen: Beste Gesundheit. Deshalb: Bleiben Sie gesund. Das sagen momentan viele, aber noch viel öfter ist es in E-Mail-Signaturen zu lesen. Unser Sprach-Optimist ist davon ganz hin- und hergerissen. Lesen Sie selbst, urteilen Sie – und antworten Sie gerne: Wie sehen Sie das ganz persönlich?

Von Murtaza Akbar, Neu-Isenburg

Wissen Sie, was ich in diesen surrealen Wochen nur noch selten höre? Die geflügelte Aussage oder Frage: Alles gut!? Das sagt und fragt kaum jemand mehr in meiner Umgebung. Wobei das ist ja so eine Sache derzeit. So viele Gespräche von Angesicht zu Angesicht (klingt ein bisschen dramatisch, wie der Titel eines Kinofilms) habe ich ja gerade nicht. Eher telefonisch, per Videoschalte oder über den Nachbarszaun hinweg. Die Gespräche und Begegnungen fehlen mir, die Floskel „Alles gut“ nicht wirklich. Klar, dass das kaum jemand mehr ausspricht, denn alles ist zurzeit wahrlich bei vielen nicht gut.

Es ist ein Wechselbad der Gefühle, das ich und vielleicht auch Sie in diesen Wochen erleben. Ja, das Wechselbad beschreibt es passend. Mal freue ich mich, dass es uns hier verhältnismäßig gut geht, es wieder Toilettenpapier und auch Atemmasken zu kaufen gibt (Mehl und Hefe sind immer noch knapp, zumindest in den Supermärkten bei uns). Dann wiederum denke ich mir: Ist das alles wahr, träume ich das und wann geht der Traum vorüber? Da ist es doch versöhnlich, dass wir uns gegenseitig Gesundheit wünschen. Jedenfalls höre und vor allem lese ich das ständig. „Mit freundlichen Grüßen“ und dahinter direkt „Bleiben Sie gesund“. Gehört jetzt zur E-Mail-Signatur bei vielen. Ist doch ein schöner Wunsch und den Hashtag #BleibenSieGesund verwende ich auch auf Twitter, kürzer kriege ich das zum Abschluss bei nur 280 Zeichen Gesamttext nicht hin. Meine letzte Kolumne habe ich ebenfalls mit dem Wunsch „Bleiben Sie wohlauf“ beendet. 

Doch jetzt wurde ich genau dazu mehrfach befragt, weil ich in diesen Wochen eine ganze Reihe von Interviews zum Thema „Corona-Sprache“ gegeben habe und wie Politik mit den Bürgern und Unternehmen mit ihren Mitarbeitern dazu kommunizieren sollen. Erstmal der Reihe nach: In der Politik ging es ja am Anfang der Pandemie heftig her. Vom „Krieg gegen einen unsichtbaren Feind“ sprach Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, „Corona-Knast“ habe ich gelesen oder „Durchseuchung der jüngeren Bevölkerungsschicht“.

Alles nicht schön und empathisch schon gar nicht. Mittlerweile hat auch Macron gemerkt, dass Angst kein guter Ratgeber ist und Gemeinsamkeit und das Füreinander wichtig sind. Er spricht jetzt häufiger von „Menschlichkeit“. Auch zu deutschen Politikern und welche Empfehlungen ich für die Unternehmens- und Personalführung bei der Wortwahl habe, wurde ich befragt. Hören oder lesen Sie gerne mal in eines der Interviews rein, lohnt sich (natürlich). Doch das hier ist ja eine Kolumne und da möchte ich Ihnen verraten, was mich einige Journalisten nach dem offiziellen Teil des Interviews gefragt haben: Was halten Sie davon, dass es jetzt überall „Bleiben Sie gesund“ heißt?

Hmmm. Also, wenn mir das unser Bäcker nach dem Brotkauf zuruft, finde ich das schön. Ist doch fürsorglich. Geschrieben als Signatur? Naja. Ich mag es individueller und persönlicher, wissen Sie ja inzwischen. Nicht das daraus bald das neue „Alles gut“ wird. Und „Bleiben Sie gesund“ lässt so einen unterschwelligen bis riesengroßen Interpretationsraum zu. Ist vermutlich bei vielen Floskeln so. Halt! Ob es schon eine Floskel oder doch ein fürsorglicher Spruch ist, dazu frage ich gerne mal die „beinharten“ Floskelwatch-Kollegen von Floskelwolke. Die lassen ja selten die Kirche im Dorf. 

Davor ist mir Ihre Meinung mindestens genauso wichtig. Deshalb: Wie halten Sie es mit „Bleiben Sie gesund“? Oder was sagen und schreiben Sie, um Ihren Mitmenschen Gutes in diesen surrealen und sensiblen Wochen zu wünschen? Verraten Sie es mir (Ihre Antworten finden auf vielen Kanälen zu mir – suchen Sie sich gerne einen aus). Über Ihre Meinungen freue ich mich sehr. Und natürlich: Ich wünsche Ihnen (und uns allen) soweit möglich allerbeste Gesundheit!  

Über den Autor: Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation sowie Speaker, Trainer und Coach zum Thema Sprache und (Kunden-)Kommunikation. Zu erreichen ist Murtaza Akbar per E-Mail beziehungsweise via TwitterInstagram und Facebook.