Sie sind ein echtes Wortschatz-Phänomen, ja genau Sie! Die meisten wissen das gar nicht. Denn was Sie alles mit den ganzen schönen Wörtern anfangen können und wie viele Sie zur Auswahl haben, ist purer, ja lassen Sie es uns so sagen, Wahnsinn. Sie können damit für wahre Glücksmomente sorgen – bei anderen und bei Ihnen selbst. Wie das funktioniert, erläutert Ihnen unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar (Foto) sehr gerne. Er ist da voll des Lobes für Sie. Und er hätte sogar einen Vorsatz für 2020, den er Ihnen allen leidenschaftlich mitgeben möchte, er tut nicht weh, ist nicht aufwendig, kostet nichts – und macht alle glücklicher. Eigentlich ganz einfach, oder?  

Von Murtaza Akbar, Neu-Isenburg

Ich muss Sie erstmal direkt loben. Ja, genau Sie! Sie lesen diese Kolumne ja, weil Sie Lust auf Sprache und unsere schöne Wortwahl haben. Damit sind Sie vielen schon einen Schritt voraus. Denn wissen Sie was? Das fragt man ja so, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Oder ist es gar eine Floskel? Dazu empfehle ich meine Kolumne vom vergangenen Monat. Da werden Sie Floskelaugen- und -ohren machen, das kann ich Ihnen versprechen. Aber ich wollte Ihnen was ganz anderes sagen: Dass Sie nämlich ein echtes Wortschatz-Phänomen sind. Ja, genau, schon wieder Sie! Denn Sie verstehen ohne Schwierigkeiten 50.000 Wörter und mehr. Wahnsinn. Neben all den ganzen anderen Sachen, die so draufhaben, sind Sie auch noch ein Wortschatz-König oder natürlich eine Wortschatz-Königin.

Nur was machen Sie mit all den vielen schönen Wörtern? Okay, nicht alle sind schön, aber wir können fast alle in einen schönen Zusammenhang bringen. Und da bin ich endlich wieder beim Thema. Meine ehrliche, absolut ernst gemeinte und aufgrund meiner jahrzehntelangen Erfahrung und enorm hohen Expertise (hab‘ ich noch was an Superlativen vergessen?) so wertvolle Empfehlung lautet nämlich: Loben Sie mehr! Viel mehr! Natürlich immer echt und ehrlich. Damit tun Sie nicht nur anderen Menschen, manche sagen auch Mitmenschen, etwas Gutes, sondern auch sich selbst.

Denn wenn Sie jemanden wahrhaftig loben, schüttet derjenige oder diejenige Glückshormone aus, Dopamin etwa. Herrlich, ist das nicht schön? Und Sie schütten es auch aus! Ja, Sie als Lobender tun ebenfalls etwas für Ihre Seele. Wahrer Balsam ist das für Sie. Was meinen Sie, warum es dem Weihnachtsmann immer so gut geht? Weil er Gutes tut, lobt, verschenkt. Der schüttet dabei so viel Dopamin aus, der ist regelrecht immer im Drogenrausch, im besten Sinne natürlich.

Meine Frau hat mich früher, als unsere beiden Jungs noch etwas kleiner waren, allerdings oft leicht bis mittelschwer gerügt. Weil ich die beiden immer so lobe (und es immer noch tue). Das sei zu viel, meinte sie (mittlerweile hat sie es aufgegeben). Ich kann einfach nicht anders. Deshalb wollte ich dazu eine Expertenmeinung und hab‘ eine damalige Erzieherin gefragt. Und Jenny, eine sehr eloquente und erfahrene Expertin, hat direkt zurückgefragt: Ob ich es denn ehrlich meine? Natürlich. Nein, wenn man Kindern auch Grenzen aufzeigt und auch mal Tacheles mit denen redet, dann soll und darf man natürlich (viel) loben. Na, ganz so pauschal lässt sich das sicher nicht sagen, aber ich wollte Ihnen zumindest einen Teil meiner Lobeshistorie erläutern.

Denn mein Appell lautet: Loben Sie Ihre (Mit)Menschen gerne und lieber einmal mehr als zu wenig! Zuletzt hat mir eine Frau nach einem meiner leidenschaftlichen Wortwahl-Vorträge erzählt, dass sie im Supermarkt mal einer anderen Frau einfach so ein Kompliment gemacht habe. „Die hatte eine so wunderschöne rote Mähne, das musste ich ihr einfach sagen.“ Und obwohl ich nicht dabei war, versichere ich Ihnen, dass die rothaarige Dame danach den ganzen Tag mit einem Lächeln durch die Gegend gelaufen ist. Garantiert. Meine Frau sagt dazu, dass es das höchste Lob sei, wenn eine Frau einer anderen ein Kompliment mache (ich darf Ihnen hier im Vertrauen sagen, dass meine Frau von mir ewig viele Komplimente täglich erhält, ach, was sage ich, tagtäglich sogar).

Jetzt werde ich sentimental. Hach. Ich hätte da noch eine Bitte an Sie: Welches Lob hat Sie mal so richtig beschwingt den Tag genießen lassen? Oder wem mussten Sie einfach mal ein wunderschönes Kompliment machen? Schreiben Sie mir, ich will alles wissen. Lob, Komplimente, Liebeserklärungen – alles. Und wissen Sie was? Sie sind toll!

Über den Autor: Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation sowie Speaker, Trainer und Coach zum Thema Sprache und (Kunden-)Kommunikation. Falls Sie Vorschläge zu Lieblingswörtern, Unwörtern, Floskeln, PR- und Social-Media-Sprech, Auffälligkeiten oder Besonderheiten der deutschen Sprache haben, schreiben Sie gerne Murtaza Akbar per E-Mail beziehungsweise via Twitter, Instagram und Facebook.


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de