Das PR-Interview DPRG-Präsidentin Clausecker im PRJ-Podcast: DPRG wird politischer, vernetzter und innovativer

Sabine Clausecker ist die neue Vorsitzende der Deutschen Public Relations Gesellschaft. Noch keine 100 Tage im Amt gibt sie die neue Richtung klar und deutlich vor: Der Berufsverband der PR-Fachleute soll politischer, vernetzter und innovativer werden. Im ausführlichen PR-JOURNAL-Podcast-Interview erläutert Clausecker, die im Hauptberuf die Agentur CBE DIGIDEN AG leitet, ihre Vorstellungen von der künftigen Entwicklung der DPRG.

Die neue DPRG-Präsidentin Sabine Clausecker. (Foto: privat)

PR-JOURNAL: Sabine Clausecker, Sie sind seit dem 29. November 2024 die neue DPRG-Präsidentin. Nach dem Rücktritt von Nils Haupt nach einem Jahr im Amt stehen Sie nun an der Spitze des Berufsverbandes der PR-Schaffenden, der aktuell rund 2200 Mitglieder hat. Haben Sie sich das eigentlich gut überlegt? Sie hatten ja schon alle Ämter niedergelegt. Wie kam es zu dieser Kehrtwende?

Sabine Clausecker: In der Tat habe ich mit dem Ausscheiden von Norbert Minwegen auch persönlich eine DPRG-Pause benötigt. Für mich waren diese anderthalb Jahre sehr gut. Zum einen, um einen Abstand zur DPRG zu gewinnen, und zum anderen, um mich auch persönlich weiterzuentwickeln. Ich habe in der Zeit im Verein der Berliner Kaufleute und Industriellen den Ausschuss für Wirtschaftspolitik übernommen und bin auf der Unternehmer:innenseite aktiv geworden. Ich habe mit meinem Ausschuss daran gearbeitet, die Politik in Berlin mitzugestalten. Das hat mir einen anderen Blick auf das Thema DPRG und die Verbandsarbeit ermöglicht. Als Nils Haupt dann zurückgetreten ist, wurde ich gefragt und habe es mir auch tatsächlich einen Moment überlegt. Aber dann hatte ich das gute Gefühl, dass ich der DPRG auch etwas geben und mitbringen könnte, was ich zuvor noch nicht hatte.

Zu den Menschen gehen

PR-JOURNAL: Seit vielen Jahren sind Sie präsent in der Branche. Seit 1996 sind Sie Agenturchefin. Können Sie uns kurz Ihre Agentur vorstellen und was die Schwerpunkte sind?

Clausecker: Ich bin Mitgründerin der Agentur CBE DIGIDEN, das ist eine kleine Aktiengesellschaft. Ich bin als Mitinhaberin Teil des Vorstands, zusammen mit meinen Kollegen Eberhard Bingel und Mike Petersen. Die Agentur hat sich von Anfang an damit beschäftigt, jenseits der klassischen PR und jenseits klassischer Werbung eine Kommunikation aufzusetzen, in der der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wird. Wir haben damals für Startkunden wie Mercedes-Benz gearbeitet, mit denen wir die A-Klasse in Europa 1997 eingeführt haben. Wir haben mit sehr innovativen Konzepten experimentiert, die die große Marke Mercedes-Benz und das neue Image, das durch die Einführung des Kleinwagens A-Klasse entstehen sollte, gleichermaßen im Fokus hatten. Im Kern ging es darum, zu den Menschen zu gehen und nicht darauf zu warten, dass Menschen Zeitungen lesen, in den Shop kommen oder sich Anzeigen angucken. Wir wollten neue Wege finden, Zielgruppen zu erschließen und belastbare Beziehungen zu ihnen aufbauen. Wir wollten die Marke öffnen für neue Zielgruppen.

PR-JOURNAL: 2017 sind Sie einem internationalen Netzwerk namens KREAB Germany beigetreten und sind dort auch Managing Director. Warum haben Sie das gemacht?

Clausecker: Ich habe immer schon ein Faible für komplexe Projekte und Herausforderungen gehabt. Mir liegt viel daran, die Komplexität aus Projekten, aus Themen, aus Kampagnen herauszunehmen und Botschaften zu schaffen, die Menschen erreichen und begeistern. KREAB hatte von Anfang an den Beratungsansatz, mit Kommunikation Brücken zu bauen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Das hat mich hundertprozentig angesprochen. Ich bin mehr denn je der Überzeugung, dass Kommunikation ein sehr wertvolles Werkzeug dabei ist, nicht nur Brücken zu bauen, sondern auch Dinge weiterzuentwickeln und zu verändern. Darüber hinaus wollten wir mit unserer Agentur noch politischer und strategischer werden. Der Zugang zu der internationalen Brand KREAB war ein Sprungbrett für uns, uns in diesen Bereich vorzuarbeiten.

"Schwierige Zeit ist noch nicht vorbei"

PR-JOURNAL: Die PR- und Kommunikationsbranche hat insgesamt ein schwieriges Jahr hinter sich. 2024 gab es die eine oder andere Insolvenz. Die Lage ist nach wie vor angespannt. Wie ist es Ihnen in dieser Zeit mit Ihrer Agentur ergangen?

Clausecker: Es war auf alle Fälle ein sehr herausforderndes Jahr, und die schwierige Zeit ist noch nicht vorbei. Wie andere Agenturchefinnen und -chefs auch versuchen wir die Ausgaben und Einnahmen in der Waage zu halten bzw. zu optimieren. Das heißt, man muss schlanker, effizienter und schneller werden und gleichzeitig die KI begrüßen und verstehen, wie sie unsere Arbeit ins Positive verändern kann. Auf der anderen Seite muss man die Chancen sehen und beachten, was der Markt und die Kunden aktuell brauchen. Wir müssen genau schauen, womit man ihnen helfen kann, ihre eigene Arbeit aufzuwerten, so dass unsere Arbeit als zusätzlicher Wert wahrgenommen wird und nicht als Ausgabe, die gestrichen werden kann.

PR-JOURNAL: Und das alles war Ihnen noch nicht genug, so dass Sie sich für das Amt der DPRG-Präsidentin zur Verfügung gestellt haben. Was hat Sie tatsächlich bewogen, jetzt in diese Vakanz hineinzugehen und zu sagen, okay, ich mache das?

Clausecker: Jeder, der sich für dieses Amt bewirbt, muss eine Idee mitbringen, was er dem Verband Gutes tun kann. Die Zeit, in der wir uns momentan befinden, ist für uns Kommunikationsleute eine extrem spannende Zeit, eine spannende Ära, für die ich, so denke ich, viel mitbringe. Zum einen als Unternehmerin, die genau weiß, dass Kommunikation einen Mehrwert bringen muss und nicht nur sich in schönen Worten und Bildern verfangen darf. Wir leben in einer Zeit, die sehr viel politischer ist, als sie jemals war. Und wir leben in einer Zeit, in der es so viel Disruption gibt, dass viele unserer Mitgliedsunternehmen und Mitglieder sich in der Tat Sorgen um ihre Zukunft machen. Ich denke, dass ich für all diese Herausforderungen erstens Know-how und Kenntnisse mitbringe und zweitens auch die Ambition und die Motivation habe, diese Phase unserer Branche aktiv zu begleiten und die DPRG zu einem modernen agilen Berufsverband zu machen, der genau diese Zeit aktiv mitgestaltet und auch vertritt.

"DPRG hat die Aufgabe, die Transformation zu begleiten"

PR-JOURNAL: Was soll Ihrer Meinung nach aus der DPRG werden? Soll sie ein Netzwerk bleiben, eine Art stärkere Interessenvertretung? Wie würden Sie das charakterisieren wollen?

Clausecker: Meiner Meinung nach kann und sollte die DPRG politischer, vernetzter und auch innovativer werden.

PR-JOURNAL: Inwiefern innovativer?

Clausecker: Zum einen brauchen wir noch mehr Programme für Young Professionals. Die nächste Generation von Kommunikationstalenten muss begleitet werden. Zweitens haben wir zu wenig Mitglieder aus dem Start-up-Bereich. Wir müssen eine Expedition starten und herausfinden, was die Kommunikationsfachleute aus den Start-up-Unternehmen brauchen, wo wir ihnen helfen können und wo wir umgekehrt auch von ihnen lernen können. Und die dritte Innovationsthematik, die ganz klar auf der Hand liegt, ist AI. Generative AI schickt sich gerade an, unsere Arbeit komplett zu verändern. Wir als DPRG haben ganz dringend die Aufgabe, diese Transformation zu begleiten, Schulungsangebote für Mitglieder anzubieten und auch zu verstehen, dass die AI zukünftig als Kollege, als Kollegin mit uns im Projekt dauerhaft aktiv sein wird.

"Die DPRG muss politischer werden"

PR-JOURNAL: Ihr Vorgänger Nils Haupt hat in seiner einjährigen Amtszeit eine politische Stoßrichtung eingeschlagen. Haben Sie vor, diesen Weg zu verlassen?

Clausecker: Ganz im Gegenteil. Ich würde die politische Stoßrichtung noch verstärken wollen. Ich bin fest der Überzeugung, dass die DPRG politischer werden muss, dass wir als Kommunikationsmenschen politischer werden müssen.

PR-JOURNAL: Was würden Sie sich denn für die DPRG wünschen?

Clausecker: Ich würde mir wünschen, dass die Arbeit, die wir tun, insbesondere von unseren Experten und Expertinnen, auch außerhalb der DPRG sichtbarer wird, weil ich überzeugt davon bin, dass die DPRG ein Sammelbecken von sehr viel unterschiedlichem Know-how ist, was gerade gebraucht wird. Was in den Arbeits- und Expertenkreisen, in Whitepapern, tollen Veranstaltungen und interessanten Diskussionen auf fantastische Weise zusammengeführt wird, sollte nicht nur in unserem Verband bleiben, es sollte sichtbarer werden für die gesamte Branche, das wünsche ich mir. Des Weiteren würde ich mir für meine Arbeit wünschen, dass die DPRG als Gestalterin der Kommunikationszukunft etabliert wird, als ein Ort für Innovation, Austausch und vor allem beruflicher Exzellenz.

Soweit die schriftlichen Auszüge aus dem Gespräch mit Sabine Clausecker. Ein erster Ausschnitt aus dem Interview ist hier im PR-JOURNAL-Podcast zu hören (ab Minute: 20:10'). Das Podcast-Interview in voller Länge gibt es hier:

 

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