Ingeborg Trampe (Foto: Nele Martensen)

Mit Nachhaltigkeit wird gern geworben. Green ist schick. „PR-Journal“-Redakteurin Annett Bergk wollte wissen, wie die Kommunikationsarbeit in einem Unternehmen funktioniert, das Nachhaltigkeit als Teil des Geschäftsmodells betrachtet, und sprach dazu mit PR-Beraterin Ingeborg Trampe. Sie verantwortet die Public Relations bei Followfood.

PR-Journal: Followfood wirbt mit „Transparenz bis zum Ursprung“. Was bedeutet das für die Kommunikationsarbeit?
Trampe: Transparenz ist tatsächlich ein sehr dankbares Thema, wenn sie nachweisbar und legitim ist. Gerade im Bereich der Nachhaltigkeit gibt es jedoch große Unterschiede. Es gibt Unternehmen, die es ernst meinen und Lieferketten und Produktionswege wirklich offenlegen, und solche, die nur behaupten, nachhaltig zu agieren. Da bei Followfood Anspruch und Realität wirklich Hand in Hand gehen, bedeutet das für das Team der Kommunikationsabteilung schlichtweg ein gutes Gewissen.

PR-Journal: Müssen Sie sich den Vorwurf des Greenwashings gefallen lassen?
Trampe: Tatsächlich musste ich das noch nie. Es gibt natürlich mal kritische Anmerkungen von Verbrauchern. Aber ein Vorwurf wie Greenwashing wäre uns gegenüber gar nicht haltbar. Nachhaltigkeit ist für Followfood kein Marketinginstrument; sie spiegelt sich in unseren Werten, der Unternehmensstrategie, den Produkten und Lieferketten wider. So gehen beispielsweise Teile der Verkaufserlöse aus unserer Bodenretter-Initiative an Landwirte, um regenerative Landwirtschaft zu fördern, die das aus eigener Kraft nicht stemmen könnten. Es ist der Glaube an die Sache und die Konsequenz mit der konkrete Maßnahmen für mehr Boden- und Meeresschutz umgesetzt werden, die den Unterschied machen.

PR-Journal: Sind die Verbraucher also Hauptzielgruppe für Ihre Kommunikation?
Trampe: Es ist nicht die einzige, aber eine sehr relevante Zielgruppe. Und dankbarerweise wird diese Zielgruppe immer größer. Vorrangig sprechen wir das urbane Milieu an, aber Nachhaltigkeit beschäftigt immer mehr Menschen und ist längst kein Nischenthema mehr.

PR-Journal: Wie gestaltet sich vor diesem Hintergrund Ihre Medienarbeit?
Trampe: Agendasetting und die individuelle Ansprache von Medien ist für uns das A und O. Sowohl in Fach- und Handelsmedien als auch in überregionalen Medien und Publikumszeitschriften. Mittlerweile jedoch gibt es einen sehr starken Pull-Effekt. Wir bekommen viele Anfragen etwa zu unseren diversen Initiativen und Produkten und klopfen entsprechend nur noch ganz gezielt bei größeren Redaktionen an.

PR-Journal: Wie entwickeln Sie Storys für Ihre Zielgruppe?
Trampe: Wichtig ist, relevante und glaubwürdige Anregungen und Argumente für das Storytelling zu liefern. Wir wollen dabei nicht als Unternehmen wahrgenommen werden, das mit erhobenem Zeigefinger daherkommt. Wir initiieren durch eigene Thesen Branchendiskussionen oder schauen, wo wir uns im Dialog andocken können. Natürlich braucht es dafür auch Glück. Aber auch Mut zur Meinung.

PR-Journal: Sie sprechen von der Shitstorm-Kreation von Followfish im letzten Jahr?
Trampe: Das „Dolphingate“ hat tatsächlich ganz viel mit Mut zum Risiko zu tun. Die Reaktionen darauf sind schlichtweg nicht kalkulierbar. Weder für die Agentur, noch für das Unternehmen oder den Influencer. Am Ende haben sich die schlaflosen Nächte aber gelohnt.

PR-Journal: Ein solches Projekt zu wiederholen steht also nicht auf Ihrer kommunikativen Wunschliste?
Trampe: So etwas kann man gar nicht wiederholen. Da muss man völlig neu denken.

PR-Journal: Was würde denn ganz oben auf der Wunschliste stehen?
Trampe: Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre es ein besseres Image für das Thema Digitalisierung. In Deutschland ist das noch deutlich negativ besetzt. Dabei können Digitalisierung und Künstliche Intelligenz ganz viel Positives bewirken und Prozesse vorantreiben, wie man am Beispiel Trackingcode in der Lebensmittelbranche sieht.

Ingeborg Trampe verantwortet die Public Relations der Followfood Bewegung. Sie ist PR-Beraterin mit Schwerpunkt Corporate Communications und unterstützt diverse Kunden aus dem Mittelstand bei ihrer Profilierung. Neben dem Thema Nachhaltigkeit ist Digitalisierung eines ihrer Herzensprojekte.


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