Das PR-Interview Nicole von Aspern: „Ich würde es sehr bedauern, wenn man nur noch auf Online setzen würde“

Schwerpunkt Theorie vs. Praxis Hochschulen, Akademien und Seminaranbieter mussten im März 2020 die Türen schließen. Fünf Monate später nun scheinen sich die Rollläden wieder zu öffnen. Es wird kräftig durchgelüftet. Es soll weiter gehen. „PR-Journal“-Redakteurin Annett Bergk hat mit Nicole von Aspern, Geschäftsführerin bei der MW Media Workshop GmbH, einem Anbieter beruflicher Weiterbildung mit Sitz in Hamburg, gesprochen und sie zu den vergangenen Wochen und künftigen Plänen befragt.

Nicole von Aspern

PR-Journal: Frau von Aspern, wie lief das bisherige Jahr für Sie?
Von Aspern: Wir hatten einen richtig guten Start (lacht). Im Januar und Februar hatten wir noch Anmeldungen en masse. Wir waren voller Energie und optimistisch. Und dann – ich kann mich noch sehr genau erinnern – gab es die ersten Infizierten in Hamburg. Das war noch vor den Hamburger Winterferien. Und die ersten Mails erreichten uns. Kunden wurden zögerlich. Später dann der Lock-Down. Veranstaltungsverbot. Nichts mehr.

PR-Journal: Sie hatten bis dato ausschließlich Präsenzveranstaltungen angeboten, richtig?
Von Aspern: Richtig. Wir haben Veranstaltungen vor Ort immer bevorzugt und wollten den Kunden in kleinem Kreis eine echte Inspiration liefern, also einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Durch die Reise an sich, die Stimmung in der Gruppe, die besprochenen Praxisbeispiele, das gemeinsame Essen. Es ist einfach nachhaltiger, wenn man einen Tag lang acht Stunden an einem Thema sitzt und Eindrücke aus anderen Unternehmen mitnehmen kann. Aber wir mussten umdenken.

PR-Journal: Sie haben erstmalig Webinare entwickelt und auch einige Präsenzseminare auf online umgestellt. Wie man hört, ist die Umsetzung eines neuen Themas schon innerhalb von zwei Wochen möglich. Was macht das mit dem bisherigen Konzept der Media Workshops?
Von Aspern: Wir sind unserem Anspruch des Austauschs in kleinen Gruppen treu geblieben. Allein die Expertise unter unseren Referenten durch ihre tägliche Erfahrung mit den relevanten Kommunikationsdisziplinen hat es uns ermöglicht, so wunderbar flexibel auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Wenn ein neues Thema aufkommt, können wir schnell Ideen und Impulse liefern. Doch – um das einzuordnen – vierstündige Webinare gehen nicht so in die Tiefe wie zum Beispiel ganztägige Präsenzveranstaltungen. Deshalb werden wir zukünftig auf einen ausgewogenen Mix aus Webinaren und Präsenzveranstaltungen setzen.

PR-Journal: Das heißt, der Großteil der von Ihnen angebotenen Veranstaltungen wird auch künftig noch vor Ort stattfinden?
Von Aspern: Darauf setze ich. Konkret glaube ich, dass wir künftig über 60 Prozent Präsenz- und 40 Prozent Online-Veranstaltungen sprechen.

PR-Journal: Was macht das mit Ihrer Zielgruppe?
Von Aspern: Das ist tatsächlich eine gute Frage. Bislang waren wir zu 90 Prozent im B2B-Geschäft, das heißt, wir bekamen Anfragen von Personalabteilungen großer und mittelständischer Unternehmen. Mit dem Format der Webinare – und der damit verbundenen geringeren Kosten für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer allein schon durch wegfallende Reisekosten – werden wir sicherlich noch mehr Einzelpersonen erreichen, die persönlich in ihre Fortbildung investieren wollen.

PR-Journal: Wagen Sie eine Prognose. Wie werden Seminare 2021 aussehen?
Von Aspern: Wir merken jetzt schon – obwohl Präsenzseminare mit entsprechenden Hygienemaßnahmen stattfinden können –, dass die Kunden nach wie vor zögerlich sind. Es gibt Budgetkürzungen. Vielerorts hat man Angst vor der zweiten Welle. Unsere Hoffnung ist, dass es sich wieder ausgleicht. Dass wir sowohl Online- als auch Präsenzveranstaltungen haben. Hybrid-Formate werden wir auch erarbeiten. Aber ich würde es sehr bedauern, wenn man nur noch auf Online setzen würde.

Über Media Workshop: Die Idee für Seminare unter der Marke Media Workshop ist 2001 aus dem Kerngeschäft der dpa-Tochter news aktuell entstanden. Mit nur 12 PR-Themen in Hamburg gestartet ist aus den Media Workshops über die Jahre ein umfangreiches Seminarprogramm geworden. Seit 2012 werden die Media Workshops von den Geschäftsführerinnen Nicole von Aspern, Stephanie Langeloh und Berit Siewert in einer eigenständigen GmbH geführt. www.media-workshop.de