Geschäftsführender Gesellschafter bei Koob: Matthias Rosenthal

Interview mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Matthias Rosenthal

Die Mülheimer Agentur Koob – Agentur für Public Relations feiert am 1. April ihr 50-jähriges Bestehen. Anlass genug bei Matthias Rosenthal, seit 30 Jahren geschäftsführender Gesellschafter der Agentur, nachzufragen, wie sich eine 50 Jahre alte PR-Agentur anfühlt, wie sie ihr Geschäftsmodell dem Wandel der Zeit anpasst und welche Perspektiven eine rund 30-köpfige Agentur im Markt hat. In einem zweiteiligen Interview erklärt Rosenthal, wie positiv sich Branchentreue auswirkt und was man dem PR-Fachkräftemangel entgegensetzen kann.

PR-Journal: Herr Rosenthal, Ihnen, Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch dem Agenturgründer Hans-Konrad Koob unsere herzlichen Glückwünsche zum goldenen Agenturjubiläum! Wie fühlt sich eine 50 Jahre alte Agentur an?

Matthias Rosenthal: Herzlichen Dank auch im Namen von Herrn Koob! Im Privatbereich pflegen reifere Geburtstagskinder die Glückwünsche oft mit einem „Oh mein Gott, wie schnell die Zeit vergeht!“ zu quittieren. Ich tendiere auch hier dazu, obwohl weder ich noch ein anderer aktiver „KOOBianer“ von Beginn an dabei war. Einer unserer Kernsätze über uns selbst besagt, dass wir 50 Jahre Erfahrung und Kompetenz mit der kreativen Lebendigkeit eines jungen sympathischen Teams verbinden. Da ist tatsächlich viel dran. Der Mix stimmt. Wir sind kein Start-up mehr, aber es fühlt sich unter den aktuellen Herausforderungen der Branche häufig so an. Und ich glaube, dass das gut so ist. Agilität und Zukunftsgewandtheit sind grundlegende Voraussetzungen für den Erfolg im Daily Business für die Kunden und bei der Weiterentwicklung der Agentur ins digitale Zeitalter.

PR-Journal: Im Agenturnamen fest verankert sind die PR: KOOB Agentur für Public Relations. Gibt es bei Ihnen noch reine PR-Aufträge oder haben sich die Anforderungen inzwischen vielmehr Richtung Content Marketing und Social Media verlagert?

Rosenthal: Über den Namen diskutieren wir immer mal wieder. Bisher sind wir jedoch stets zu dem Ergebnis gekommen, ihn beizubehalten. Wir bringen damit zum Ausdruck, dass wir zu unseren Wurzeln in der PR stehen. Eine der Kernfunktionen unserer Disziplin ist es, mit Hilfe von Information und Kommunikation Vertrauen bei den Menschen zu schaffen. Jede Geschäftsbeziehung, Kaufentscheidung, Mitarbeiterbeziehung oder Stimmabgabe ist letztlich eine Frage des Vertrauens. PR dient dem nachhaltigen Aufbau dieses Vertrauens durch die glaubwürdige und überzeugende Vermittlung wahrhafter und relevanter Inhalte. Das wird unserer Meinung nach in Zukunft für unsere Kunden eher an Bedeutung gewinnen als verlieren. Aus einer eher handwerklichen Sicht hat sich allerdings auch bei uns so viel geändert, dass es sich durchaus lohnt, immer mal wieder über unsere Firmierung als PR-Agentur nachzudenken.

Wenn mit der Frage nach reinen PR-Aufträgen die klassische Pressearbeit gemeint ist, kann ich diese Frage mit „ja“ beantworten und zugleich darauf hinweisen, dass PR auch für uns schon lange viel mehr ist als Pressearbeit. Unser Werkzeugkasten ist heute so prall gefüllt wie noch nie. Das betrifft sowohl die Formate und Instrumente als auch die Vielzahl der Kanäle zur Distribution der Inhalte. Aus instrumenteller Sicht ist unser Agenturleben vielleicht so spannend und vielfältig wie nie zuvor.

KOOB 50 Jubiläumslogo klPR-Journal: Wo lagen denn in den vergangenen fünf Jahren ihre Tätigkeitsschwerpunkte? Was wollen Ihre Kunden hauptsächlich von Ihnen, eher fertige Produkte aus dem Bereich Corporate Publishing oder individuelle Konzepte und ihre Umsetzung?

Rosenthal: Ich antworte mit einem entschiedenen Sowohl-als-auch. Einerseits ist es immer häufiger unser Job im Rahmen eines bestehenden oder mit dem Kunden neu zu entwickelnden Content Managements, die Klaviatur aus earned, owned und shared media möglichst virtuos und koordiniert für unsere Kunden zu bespielen. Andererseits werden wir aber auch für Teilbereiche, wie zum Beispiel die Medienarbeit oder Corporate Publishing Produkte angefragt. Dann erwartet man von uns die bestmögliche Planung und Realisierung dieser klar definierten Projekte. Beide Varianten sind uns gleich lieb. Hinzu kommt immer häufiger der Bereich der datengestützten Analyse, Strategieentwicklung und Kommunikationssteuerung. IT-getriebene konzeptionelle Leistungen werden sowohl im komplexen Content Management als auch bei den Einzelprojekten immer wichtiger.

Branchen und Kunden

PR-Journal: In der langen Historie der Agentur haben sich verschiedene Branchenschwerpunkte herausgebildet: Sie nennen explizit Energie, Bauen und Wohnen sowie Food und Beverage. Sind Sie diesen Branchen bewusst treu geblieben oder waren es die Kunden aus diesen Marktbereichen, die Ihnen treu geblieben sind?

Rosenthal: Branchetreue setzt ein entsprechendes Interesse voraus. Daraus folgen Know-how, Erfahrung und Kontakte in diesem Markt, der im Sinne der Agentur möglichst relevant und zukunftsorientiert sein sollte. Warum hätten wir unsere Branchenkompetenz als wichtiges Asset der Agentur aufgeben sollen? Kunden bleiben ja nicht ohne guten Grund treu beziehungsweise kommen aus den Branchen neu zu uns. Unsere durchschnittliche Kundenbindung liegt bei rund sechs Jahren. Die beiden ältesten Kunden sind seit über 20 Jahren mit uns zusammen.

Als Herr Koob am 1. April 1969 die Agentur praktisch am Küchentisch seiner Wohnung im Mülheimer Dichterviertel ins Leben rief, kam ihm seine vorgegebene Baukompetenz als Architekt zu Gute. In den ersten Jahrzehnten hatte die Agentur fast ausschließlich Kunden aus dem Bereich Bauen und Wohnen. Das ist bis heute eines unserer stärksten Arbeitsfelder. Die weiteren Branchen haben wir uns hart erarbeitet. Die Interessen der jeweiligen Gesellschafter der Agentur und ein bisschen Glück spielten dabei eine wichtige Rolle. Ich selbst interessiere mich neben den Bereichen Bau und Automotive sehr für den Energiesektor. Mit der Liberalisierung der Energiemärkte gelang es mir mit meinem damaligen Team RWE als ersten großen Energiekunden für die Agentur zu gewinnen. Bei Peter Richter ist es der Foodsektor, den er bei uns aufgebaut hat.

Zu Teil 2 des Interviews geht es hier


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