Das PR-Interview GPRA-Präsidentin Schulz: „Im Verband geht es um Klasse statt Masse“

Seit Mai 2017 ist das neue Präsidium der Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) unter Führung von Weber Shandwick CEO Christiane Schulz im Amt. Bei der Mitgliederversammlung Ende Februar zog der Verband eine erste Zwischenbilanz. Die Kampagne „Komm in die Agentur“ wurde als Erfolg gewertet. Zum Jahresende schieden drei Mitgliedsagenturen aus. Dem steht dem Vernehmen nach der Neuzugang von Fleishman-Hillard gegenüber, so dass die GPRA dann 36 Mitglieder hat. Im Interview mit dem „PR-Journal“ äußerte sich Schulz zum Selbstverständnis der GPRA und zu neuen Projekten wie dem HR Day und einem gemeinsamen Veranstaltungsformat mit dem GWA zum Thema Pitch.

Das Präsidium der GPRA von links: Alexandra Groß (Fink & Fuchs), Susanne Marell (Edelman.ergo), Christiane Schulz (Weber Shandwick) und Thorsten Hebes (Serviceplan PR).

PR-Journal: Frau Schulz, nach Ihrer Wahl zur GPRA-Präsidentin im Mai 2017 sind Sie nun mit Ihrem Präsidium seit rund zehn Monaten im Amt. Wie fiel das Feedback der GPRA-Agenturen bei der Mitgliederversammlung am 22. Februar aus? Wo gab es Lob? Was wurde kritisiert?
Christiane Schulz: Bei uns im Verband gibt es die Tradition, dass ein Mitglied in der Versammlung die abschließende Bewertung vornimmt. Diesmal war das Babette Kemper von Ogilvy PR, die sagte: ‚Ich danke dem gesamten Präsidium für einen tollen Übergang vom Vorgängerpräsidium. Die GPRA ist ein Vorbild für Verbandsarbeit.‘ Dem habe ich nichts zuzufügen.

Gemeinsames Veranstaltungsformat mit dem GWA

PR-Journal: Und wie zufrieden sind Sie selbst? Welche Themen konnten Sie im vergangenen Jahr setzen? Die Kampagne ‚Komm in die Agentur‘ wird als Erfolg gewertet und wird fortgesetzt, der Pitchblog kommt – trotz der Beteiligung des GWA – nicht in die Gänge. Was wollen Sie hier tun?
Schulz: Die Employer Branding Kampagne ist definitiv unser Highlight-Projekt, mit viel positiver Resonanz auch weit über unsere Verbandsgrenzen hinaus. Wir haben jedoch auch in vielen anderen Bereichen unsere Verbandsarbeit weiterentwickelt: Unser HR-Arbeitskreis arbeitet intensiv und hat einen HR Day ins Leben gerufen, der zentrale Plattform für den Austausch von HR Themen und der für alle unsere Mitglieder ein strategischer Erfolgsfaktor ist. Unsere Management Meetings zu Zukunftsthemen der Branche hatten hohe Beteiligungsquoten von 75 Prozent. Im Rahmen unserer Arbeit für den Deutschen Rat für Public Relations haben wir aktiv mitgewirkt, die Online Richtlinie auf den Weg zu bringen und zu veröffentlichen. Wir sind in enger Abstimmung mit den anderen Verbänden, um hieraus einen übergreifenden Standard zu machen.
Beim Pitchblog haben wir eine enge Kooperation mit dem GWA etabliert und arbeiten daran, unser erweitertes Angebot erfolgreich zu machen. Der Pitchblog wird zukünftig für die Orientierung rund um das Thema Pitchen, Pricing, Ausschreibung stehen und das gibt es zukünftig nicht nur Online, sondern auch im Form von Veranstaltungsformaten zusammen mit dem GWA.
Insgesamt hat das gesamte Präsidium viel gearbeitet, dabei eine Menge bewegt und den Erfolgskurs der GPRA fortgesetzt.

PR-Journal: Was sind darüber hinaus die weiteren Themen, die Sie in diesem Jahr verfolgen wollen?
Schulz: Im Schulterschluss mit der International Communications Consultancy Organisation (ICCO) und unseren Kollegen aus Österreich und der Schweiz werden wir in Brüssel aktiver werden, um insbesondere bei öffentlichen Ausschreibungen und der Vergabeverordnung die Interessen unserer Mitglieder wahrzunehmen.
Darüber hinaus spielt natürlich auch für uns und unsere Mitglieder die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eine zentrale Rolle. Und natürlich wollen wir die enge Kooperation mit den anderen Verbänden ausbauen und da zusammenarbeiten, wo es Sinn macht. Dabei sehen wir uns auch künftig in der Rolle des Impulsgebers.

PR-Journal: Kommen wir zur Mitgliederentwicklung. Die drei Agenturen ECCO und Media Concept, beide Düsseldorf, sowie PR-Partner Societät, München, haben die GPRA zum Jahresende verlassen, dem steht dem Vernehmen nach der oben genannte Neuzugang gegenüber. Das heißt die GPRA hat zwei Mitglieder weniger. Planen Sie weitere Neuzugänge?
Schulz: Wir sind der Verband der führenden Kommunikationsagenturen in Deutschland und haben hohe Qualitätsstandards für uns definiert. In unserem Verband geht es um Klasse statt Masse, und das ist allen Mitgliedern sehr wichtig. Wir bekommen über das Jahr hinweg immer wieder Aufnahmeanfragen, die wir ablehnen, da unsere Anforderungen nicht erfüllt werden.
Unsere Statuten sehen alle drei Jahre ein Audit vor, um zu überprüfen, ob unsere Mitglieder noch unsere Anforderungen erfüllen. Im letzten Jahr haben wir 27 dieser Audits vorgenommen. Im Rahmen diese Audits haben zwei Agenturen uns wissen lassen, dass sie die Anforderungen nicht mehr erfüllen. Sie sind in dem Zusammenhang ausgeschieden. Bei der dritten Agentur hatte sich der Beratungsschwerpunkt so verändert, dass sie nicht mehr im PR Bereich aktiv sind.
Gleichzeitig waren wir natürlich auch in Gesprächen mit potenziellen Aufnahmekandidaten aktiv und wir werden in Kürze den Eintritt einer renommierten Agentur kommunizieren. Also, die Marktbedeutung der GPRA wächst auch in Zukunft positiv weiter und wir planen weitere Neuzugänge.

Klein und fein

PR-Journal: Die Kommunikationsdisziplinen wachsen aktuell mehr und mehr zusammen. Silos gelten als nicht mehr zeitgemäß. Reine PR-Agenturen gibt es kaum noch, die Branche spricht heute eher von Agenturen mit PR-DNA, die weit mehr anbieten als reine PR. Was heißt das für das Selbstverständnis des Verbandes der nach eigenem Anspruch führenden PR-Agenturen? Macht es nicht Sinn – nicht zuletzt durch die neu gewonnene Nähe zum GWA durch die gemeinsame Employer-Branding-Kampagne – über einen Zusammenschluss nachzudenken? Auch der GWA vertritt die Interessen der Kommunikationsagenturen. GPRA-Mitgliedsagenturen wie achtung! sind auch GWA-Mitglied.
Schulz: Was uns auszeichnet als Verband ist, dass wir klein und fein sind. Jeder kennt jeden und wir haben ein sehr hohes Mitgliederengagement und eine hohe Schlagkraft bei all unseren Aktivitäten. Der Austausch auf Augenhöhe mit den klügsten Köpfen der Branche schätzen unsere Mitglieder sehr und dieser persönliche Kontakt und somit unser Network macht uns aus. Was uns auch ausmacht ist, dass wir die wichtigen Themen der Kommunikationsbranche anpacken und nach vorne treiben – so wie bei der Employer Branding Kampagne. Wir verstehen uns als Impulsgeber und uns ist es wichtig, etwas zu bewegen für die Gesamtbranche. Dazu arbeiten wir eng mit den anderen Verbänden zusammen. Aber Verbände sollten handlungsfähig und schnell sein und nicht zu großen und unbeweglichen Tankern zu werden.

PR-Journal: Im Vorfeld der Mitgliederversammlung haben Sie sich gemeinsam mit den Mitgliedsagenturen mit Themen wie Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und New Work beschäftigt. Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen und wie werden die gegebenenfalls in die Arbeit der GPRA einfließen?
Schulz: Die Themen Digitalisierung, künstliche Intelligenz und New Work haben viele gemeinsame Schnittstellen. Alle unsere Mitglieder beschäftigen sich in unterschiedlicher Ausprägung mit diesen Themen. Im Austausch mit den Experten und den Kollegen gab es für jeden von uns gute Impulse und die Möglichkeit zur Reflektion. Somit werden die Erkenntnisse sicherlich direkt in die Arbeit bei unseren Mitgliedern einfließen und wir werden uns auch künftig mit diesen Themen beschäftigen und eventuell den Austausch mit den anderen Disziplinen suchen.