Arbeit auf der Expo

Interview mit Prof. Dr. Annika Schach, Professur für Angewandte Public Relations an der Hochschule Hannover.

Wie kann man die Bevölkerung Kasachstans über die kurz-, mittel- und langfristigen ökonomischen und ökologischen Vorteile von erneuerbaren Energien informieren und überzeugen? Dieser Frage gehen die Professoren der Hochschule Hannover Annika Schach (Fakultät III - Medien, Information und Design, Public Relations) und Dagmar Mack (Fakultät IV - Wirtschaftsinformatik) in einem gemeinsamen Projekt mit der Konrad-Adenauer-Stiftung zur kommunikativen Verlängerung der Expo 2017 in Astana nach.

PR-Journal: Kasachstan bemüht sich, internationale Wirkung zu erzielen und leidet an einem Wahrnehmungsdefizit, wie sie auch in Ihrer Projektbeschreibung dargelegt haben. Wie können die Studenten der HS Hannover und die Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung hier konkret helfen?
Annika Schach: Das Ziel des Projektes ist es, die Idee der Expo nachhaltig zu machen. Salopp gesagt: Es soll nicht nach der Ausstellung abgeschlossen werden und alles geht weiter wie bisher. Die Regierung in Kasachstan hat die Investition in erneuerbare Energien festgeschrieben, aber das Land ist noch stark an die herkömmlichen Energien gebunden. Mit unserer Kompetenz in der strategischen Kommunikation wollen wir eine breite Akzeptanz für den Wandel in der Bevölkerung unterstützen. Dabei nutzen wir Ideen und Instrumente der „westlichen Welt“, wie audiovisuelle Inhalte, digitale Formate und Technologien. Die Kampagne entwickeln wir im Rahmen eines Projektseminars im 5. Semester Public Relations, die Dialogplattform wird von der Kollegin und den Studierenden aus der Wirtschaftsinformatik erarbeitet. Die Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung werden uns dabei unterstützen, durch ihr fachliches Know-how, aber auch durch wichtige Hinweise über die Kultur und Gesellschaft in dem Land.

Interview Schach Foto IIPR-Journal: In Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung scheinen die Unterschiede zwischen den einzelnen Kulturen immer mehr zu verschwimmen. Worin besteht die Schwierigkeit des Projektes vor dem Hintergrund der interkulturellen Kommunikation?
Schach: Wenn wir Menschen überzeugen wollen, müssen wir wissen, wie sie ticken. Im August waren wir mit den Studierenden im Land und hatten ein sehr intensives Programm. Wir haben uns nicht nur das moderne Astana angeschaut, sondern auch ländliche Gebiete mit alten Kraftwerken. Wir haben viele Interviews geführt und konnten, dank des spannenden Exkursionsprogramms der Konrad-Adenauer-Stiftung, einen echten Einblick bekommen. Das ist essentiell. Denn ohne zu erfahren, welche Mentalität, Kultur und Werte unsere Zielgruppen haben, würde das nie funktionieren. Ein Beispiel: Den Kasachen ist es, anders vielleicht als in Deutschland, extrem wichtig, wie das Land von außen wahrgenommen wird. Persönliche Vorteile treten hinter den Wunsch einer internationalen Beachtung in den Hintergrund. Das sind sehr wichtige Informationen, wenn wir eine Imagekampagne entwickeln wollen.

PR-Journal: Geplant ist nicht nur, ein fertiges Kommunikationskonzept, sondern auch eine Kommunikationsplattform zu übergeben. Provokant gefragt: Planen Sie ein neues Facebook für Kasachstan?
Schach: Nein, es wird schon ein Themenportal. Wir werden eine Webseite mit dialogischen Elementen bauen, die durch die Association of Renewable Energy in Kasachstan gehostet wird. Dort werden die Themen der Expo weitergetragen und verschiedene Zielgruppen angesprochen – von der Bevölkerung bis zu möglichen Investoren. Eine besondere Herausforderung werden die Sprachversionen in Englisch, Russisch und Kasachisch. Wir haben aber Muttersprachler im Projekt, die dabei helfen können. Apropos Social Media: Interessant für uns war es auch, dass das russische Netzwerk VK ähnlich wie bei uns Facebook genutzt wird, und Facebook selbst eher wie Twitter. Eine genaue Analyse der Medienlandschaft ist für uns auch eine entscheidende Grundlage für die Kampagne.

PR-Journal: Die Ergebnisse des Projektes sollen im nächsten Jahr sogar auf einer internationalen Konferenz vorgestellt werden. Benötigen Sie noch Unterstützung der hiesigen Kommunikationsbranche?
Schach: Wir werden zunächst eine Präsentation mit Thomas Helm, unserem Ansprechpartner der Konrad-Adenauer-Stiftung, koordinieren. Er ist auch häufiger in Hannover, da er bei uns an der Hochschule Public Affairs lehrt. Zudem planen wir eine Vorstellung des Projektes auf der BEHAVE 2018 in Zürich im September. Ich möchte gerne über die konkreten Ergebnisse hinaus, Erkenntnisse zur strategischen Kommunikation im interkulturellen Kontext erarbeiten – die dann auch übertragbar wären. Über Interesse und Unterstützung freuen wir uns natürlich, z.B. über Hinweise zu vergleichbaren Cases oder Forschung zur interkulturellen Konzeptionsentwicklung.


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