Bentele GuenterDer Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Das Selbstkontrollorgan des PR-Berufsfeldes, so das Selbstverständnis, hat 21 Mitglieder, die darüber wachen, dass die ethischen Berufsregeln und die Kodizes wie der Deutsche Kommunikationskodex (2012) sowie die beiden internationalen Codizes Code d’Athènes (1965) und Code de Lisbonne (1978) eingehalten werden. Wenn nicht, wird der Rat tätig – entweder aufgrund einer Beschwerde oder auf eigene Initiative. Der DRPR wird vom emeritierten Leipziger Kommunikationsprofessor Günter Bentele (Foto) geleitet. Turbulenzen im Trägerverein 2014 haben die Arbeit des DRPR gelähmt. Es hat rund ein Jahr gedauert, bis der DRPR wieder voll arbeits- und einsatzfähig war. Das „PR-Journal“ sprach mit dem Vorsitzenden Günter Bentele.

 

Zuletzt war der DRPR wieder aktiv: Im Oktober 2016 erging eine Rüge an den ehemaligen Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt, Jens Bullerjahn, und das Ministerium; im Dezember erklärte der DRPR den Einsatz meinungsmanipulierender Social Bots für „unvereinbar mit den Grundsätzen verantwortungsbewusster Öffentlichkeitsarbeit“. Noch für den Monat Januar kündigte der Rat drei weitere Rügen an.

PR-Journal: Von 2015 bis Mitte 2016 schien es, als sei der Deutsche Rat für Public Relations medial ein wenig abgetaucht. Man konnte beinahe den Eindruck gewinnen, die österreichischen PR-Ethik-Wächter seien aktiver als der DRPR. Was war los?
Günter Bentele: Abgesehen davon, dass unsere österreichischen Kolleginnen und Kollegen recht aktiv sind, haben uns die Turbulenzen im Trägerverein, über die Sie ja berichtet hatten, in der Tat ein wenig zurückgeworfen. Es hat gedauert, bis wir wieder voll arbeitsfähig waren. Aber das ist überstanden, wir sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen. Die letzten Rügen und Erklärungen sowie die für Januar 2017 angekündigten Rügen belegen das.

PR-Journal: Welche Organisationen oder Unternehmen werden denn gerügt?
Bentele: Das werde ich Ihnen jetzt nicht sagen, weil wir immer erst Kontakt mit den Betroffenen aufnehmen. Erst danach informieren wir die Öffentlichkeit – und dann wie zuletzt auch ausführlich.

DRPR wurde am 1. Mai 1987 gegründet

PR-Journal: Der DRPR feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Was darf die Branche erwarten?
Bentele: Ja, in der Tat ist der DRPR am 1. Mai 1987 gegründet worden. Zum 30-jährigen Bestehen planen wir eine Veranstaltung im Herbst. An den Einzelheiten arbeiten wir noch, aber die Arbeit der vergangenen 30 Jahre sollte schon gewürdigt werden. Aus Anlass des Jubiläums wollen wir ein Buch aus dem Jahr 2009 aktualisieren, das ich mit meinem geschätzten Kollegen Horst Avenarius herausgegeben habe. „Selbstkontrolle im Berufsfeld Public Relations“ heißt es. Es hat sich bei vielen Gelegenheiten und für viele DRPR-Mitglieder als sehr nützlich erwiesen.

PR-Journal: Wie arbeitet der DRPR heute? Ist er gut aufgestellt und für die nächsten Jahre arbeitsfähig?
Bentele: Wir haben aktuell 21 Mitglieder, die in drei Ausschüssen arbeiten. Zweimal im Jahr haben wir persönliche Treffen, ansonsten beraten wir online über unsere Fälle. Übrigens: Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich für den Rat. Lediglich Fahrtkosten werden manchmal abgerechnet. Die Ausstattung ist also nicht sehr komfortabel, aber der Trägerverein, quasi unser Aufsichtsrat, stellt einen ordentlichen Betrieb sicher. Das ist erfreulich und die gewählten Mitglieder ziehen sehr gut mit. Wir profitieren hier von deren teils profunder Erfahrung in ihren Jobs.

PR-Journal: Wie kommt es zu den Rügen oder Stellungnahmen, die Sie erarbeiten?
Bentele: Ungefähr 40 Prozent unserer Verfahren greifen wir aufgrund von externen Beschwerden auf, 60 Prozent auf Basis eigener Medienbeobachtung oder Initiativen. Die jeweiligen Sachverhalte prüfen wir, hören die Betroffenen, legen die geltenden Regeln an und bewerten und urteilen abschließend. Nach unser Satzung reichen Mehrheitsbeschlüsse im Rat, Einstimmigkeit ist nicht erforderlich.

Wo ethische Spielregeln verletzt werden, versuchen wir dies öffentlich zu machen

PR-Journal: Wenn der amerikanische Wahlkampf als Vorbote für das deutsche Wahljahr 2017 gedeutet werden kann, dann erwartet uns gegebenenfalls ein schmutziger Wahlkampf mit Attacken, die über das Erlaubte hinausgehen. Können Sie einen Beitrag leisten, das einzudämmen?
Bentele: Wir sind ein Ethik-Rat, der sich mit Fragen im Berufsfeld von PR und Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt. Und das mit einer Ausstattung, die ich vorhin skizziert habe. Da können Sie von uns keine Wundertaten erwarten. Gleichwohl wollen wir auch bis in die politische Kommunikation hinein sehr genau beobachten, was geschieht. Unsere Einlassung zu meinungsmanipulierenden Social Bots ist unmissverständlich. Zudem haben ja auch die Parteien durchblicken lassen, dass sie auf solche Instrumente verzichten wollen. Aber wo immer wir im Feld der politischen Kommunikation Tendenzen entdecken, die gegen die ethischen Spielregeln unseres Berufsstandes verstoßen, werden wir versuchen dies öffentlich zu machen.

PR-Journal: Gilt das auch für das derzeit viel diskutierte Thema „Fake News“?
Bentele: Da rege ich an, dass wir uns mit den Trägerverbänden eindeutig positionieren. Die PR-Branche sollte sich hier sehr klar von solchen Entwicklungen distanzieren. Offen bleibt dabei natürlich die Frage, was ein solches Papier außerhalb unserer Berufswelt bewirkt. Im Sinne einer „guten Organisationskommunikation“ – frei nach dem Beispiel des „ehrbaren Kaufmanns“ – sollten wir das jedoch tun. Am Ende des Tages sind wir uns aber schon darüber im Klaren, dass wir Einzelpersonen oder Organisationen, die hier aktiv tätig sind, um Meinungen zu manipulieren, mit einer solchen Maßnahme nicht beeindrucken werden.

PR-Journal: Zum Ende des Jahres endet Ihre zweite Amtszeit als Vorsitzender des DRPR? Wie geht es dann weiter?
Bentele: Ich werde mich dann als Vorsitzender verabschieden und sehen, wer zu meinem Nachfolger gewählt wird. Ich darf laut Satzung nicht mehr antreten. Ich werde mich aber weiter mit dem Thema PR-Ethik beschäftigen. In meiner Amtszeit habe ich mich bereits um die Internationalisierung unserer Arbeit bemüht. Das werde ich auch weiterhin tun. Ich habe eine Vielzahl guter internationaler Kontakte, mit Österreich haben wir einen guten Austausch, in der Schweiz bin ich als eine Art Aufbauhelfer angefragt worden. Diese Kontakte will ich ausbauen.

PR-Journal: Herr Bentele, wir danken Ihnen für das Gespräch.


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