Autoren-Beiträge PR-Trends 2025: KI-Kontroversen. Mediaoutreach. Liveauftritte.

„Woanders is auch Scheiße“. Dieser Satz des Ruhrpott Kabarettisten Frank Goosen bringt die aktuelle Stimmung in der Kommunikationsbranche ganz gut auf den Punkt. Krisen und Konflikte, Russland und China, Trump und drohende Zölle: Die Unsicherheit in der Agenturszene ist nicht nur gefühlt. Sie wird auch durch aktuelle Studien bestätigt.

Klaus Weise ist Managing Partner der PR-Agentur Serviceplan PR & Content. (Foto: Serviceplan)

Zum Beispiel kommt das kürzlich veröffentlichte CMO Barometer der Serviceplan Group, eine Befragung von 853 Entscheiderinnen und Entscheider aus der Kommunikationsbranche zu dem Ergebnis, dass „die Konsumentinnen und Konsumenten aufgrund verschiedener Krisenherde immer noch verunsichert sind und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich nach wie vor schwierig gestalten“. Konkret bedeutet dies für die PR-Branche: Vorsicht bleibt das Leitmotiv vieler Budgetverantwortlichen. Es werden kleine Brötchen gebacken, Vertragslaufzeiten bleiben kurz, Projekte werden auf vermeintlich bessere Zeiten verschoben. Ein Umfeld, das nicht zwingend zu heiterer Gelassenheit einlädt.

Painpoint Künstliche Intelligenz

In diesem Umfeld lauten die Zauberworte Effizienz und Automatisierung. Dahinter verbirgt sich die meist gar nicht so stille Hoffnung vieler Kunden, mehr Content, mehr Kommunikation, mehr Output und mehr Sichtbarkeit für das gleiche, beziehungsweise das leicht geschrumpfte Budget zu bekommen. Gern benutztes Argument: Die KI macht es doch möglich, ODER?

Prognose I:

Künstliche Intelligenz wird Anlass für viele kontroverse Diskussionen zwischen Machern und Entscheidern bieten. Fakt ist: Auf der einen Seite erleichtert und beschleunigt der Einsatz von digitalen Tools bei Recherchen, Transkripten, Textentwürfen, Visualisierungen und Monitoring den Output schon sehr ordentlich. Auf der anderen Seite erfordert der zielführende KI-Einsatz massive menschliche Ressourcen. Expertise und Schulungen gibt es nicht zum Nulltarif. Unterm Strich sind – zumindest nach dem aktuellen Stand der Technik – die Effizienzgewinne durch KI bei weitem nicht so groß, wie man das in manchen Chefetagen und Controllerbüros gerne hätte.

Renaissance der klassischen Medienarbeit

Digital first, social first, immer neue Plattformen, drohende Disruption durch KI. Es gab und gibt in der PR-Branche unglaublich viele spannende Innovationen. Wer am Ball bleiben möchte, könnte sich eigentlich tagfüllend nur damit beschäftigen. Wer heute in der PR arbeitet, benötigt ein unfassbar breites Skillset. Das hat seine Spuren hinterlassen: Die Kernkompetenzen der klassischen Medienarbeit wie Kenntnisse der Medienlandschaft oder belastbare persönliche Kontakte zu wichtigen Journalistinnen und Journalisten sind aus dem Fokus geraten. Sie werden aber weiter dringend benötigt.

Prognose II:

Die Ansprache von Multiplikatoren wird im Jahr 2025 eine enorme Aufwertung erfahren. Aufmerksamkeit ist und bleibt eines der wichtigsten menschlichen Grundbedürfnisse. Ein Interview in der „Wirtschaftswoche“ oder eine Erwähnung in der „FAZ“ erfüllen dieses Bedürfnis perfekt. Richtig gute Spezialistinnen und Spezialisten für Media Relations werden daher viele Nachrichten von Headhuntern in ihrer Inbox haben.

Spot on, Kamera läuft: Leadership auf digitalen Kanälen

Je schwieriger die Lage, desto wichtiger die Person, die sie einordnet. In einer Zeit allgemeiner Verunsicherung sind die Führungspersonen gefragt, die nicht nur Visionen haben, sondern Tatkraft, Überzeugung und Zuversicht verkörpern und auf die Zuhörer überspringen lassen.

Da die Zielgruppen immer mehr Zeit auf mobilen Geräten verbringen, ist multimedialer Content essenziell. Podcasts und Townhalls, aber vor allem regelmäßiger Videocontent, sind Pflicht. Ein Trend, der sich auch in den sozialen Medien zeigt. Der LinkedIn-Algorithmus beispielsweise rankt nichts höher als Videobeiträge.

Vor laufender Kamera mit dem ganzen Körper überzeugend zu kommunizieren, ist aber nur Wenigen in die Wiege gelegt. Wir müssen es lernen wie eine Fremdsprache.

Prognose III:

Kamera- und Rhetorik-Trainings werden 2025 stark gebucht werden. Viele Führungskräfte sind kamerascheu, meiden Podcast-Auftritte und scheuen sich davor, einfach spontan die Handy-Kamera anzuwerfen und das Statement, an dem sonst oft lang schriftlich gefeilt wird, spontan und on the go aufzunehmen. Gelebtes und dokumentiertes Leadership aber wird über Wohl und Wehe von Unternehmen und Personen stärker entscheiden als jemals zuvor.

Über den Autor: Klaus Weise ist Managing Partner der PR-Agentur Serviceplan PR & Content und Experte im Bereich Corporate PR und Krisenkommunikation. Als studierter Kommunikationswissenschaftler beschäftigt er sich intensiv mit den Bereichen PR-Beratung, PR-Strategie, Medientraining, CEO-Positioning, Change-Kommunikation und Interne Kommunikation.



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