Autoren-Beiträge Zwischenbilanz: 50 Jahre GPRA
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- von Uwe Kohrs, Frankfurt am Main
Wenige Branchen sind so gut gealtert wie die PR. Vom Wurmfortsatz der Werbeindustrie hat man sich in den vergangenen 50 Jahren zum relevanten Multimillionen-Business entwickelt. Die Branchenverbände haben eine wichtige Rolle bei dieser Entwicklung gespielt und die GPRA als Vertretung der führenden Agenturen im Lande war immer in der ersten Reihe dabei. Jetzt feiert die GPRA ihren 50sten - Zeit für eine Zwischenbilanz.
Als die GPRA 1974 in Hamburg gegründet wird, gibt es noch keine PR-Branche. Man ist eher Pressebüro und beiläufiger Teil der schillernden und boomenden Marken- und Werbewelt. Denn die „Madmen“ legen Wert auf gute Presse und so wird das US-Erfolgsmodell Public Relations nach Deutschland exportiert. Als „Werbung für Arme“ diffamiert und mit heftigen Imageproblemen kämpfend, fristet die Profession allerdings lange Zeit ein Nischendasein.
GPRA als Treiber und Impulsgeber für die Branche
Dies wollen die Gründungsmitglieder der GPRA ändern und gemeinsam die Rahmenbedingungen schaffen, damit das Pflänzchen PR sich zu einer marktfähigen Kommunikationsdisziplin entwickeln kann. Heute, 50 Jahre später, steht dieser Schritt der Gründer am Beginn einer Erfolgsgeschichte, bei der die GPRA in all den Jahren immer Treiber und Impulsgeber für die Branche ist. Seit dem Gründungspräsidium um Klaas Apitz verbindet die Arbeit aller Präsidien die Überzeugung, dass eine Branche, die akzeptiert und anerkannt werden will, ein klares Profil und hohe Qualitätsstandards braucht.
Entsprechend streng sind innerhalb des Verbrandes die Vorgaben für die Mitgliedschaft. Man muss sich bewerben und die Eignung nachweisen, um aufgenommen zu werden. Neben dem Kampf gegen schwarze Schafe wird der Bereich Ausbildung schnell zu einem Schwerpunkt in der Arbeit der GPRA: Von den Anfängen mit eigenen Fort- und Weiterbildungsangeboten, über Kooperationen mit Arbeitsämtern, bis hin zur aktiven Unterstützung der Studiengänge an Hochschulen und Fachhochschulen hat die GPRA bis heute maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung der PR-Ausbildung.
GPRA als Qualitätsgemeinschaft
Auch in Sachen Diskurs zu wichtigen und auch kontroversen Branchenthemen ist man über die Jahre umtriebig, bringt viele Initiativen auf den Weg und gründet gemeinsam mit den anderen Branchenverbänden wichtige Institutionen, wie zum Beispiel den Deutschen Rat für Public Relations (DRPR). Dabei versteht sich die GPRA immer als Qualitätsgemeinschaft, in der es ein enges Miteinander unter den Mitgliedern gibt. Eine Gemeinschaft, in der Zusammenarbeit und Vertrauen jenseits der Wettbewerberrivalität einen hohen Stellenwert besitzt. Dabei geht man strittigen Themen aber nie aus dem Weg und ringt miteinander um den richtigen Weg. Oft mit großen Emotionen verbunden fasst die GPRA so immer wieder Beschlüsse, die sich als wegweisend für die Branche erweisen. Irrtümer eingeschlossen, beweist die GPRA stets Mut, auch Neues zu wagen und sich dafür teils heftigen Widerspruch einzufangen. Einige Highlights der vergangenen 50 Jahre im Schnelldurchlauf spiegeln das sehr gut wider.
- „Die Reihen fest geschlossen, die Preise hoch“ – das Credo der frühen Jahre
- 1985 der erste PR-Millionenetat akquiriert von einer führenden GPRA-Agentur
- Kooperation mit Arbeitsämtern zur Umschulung von Lehramtsabsolventen als PR-Berater
- Top 3 Mitgliedsagenturen bilden ARGE, um die AIDS-Kampagne der Bundesregierung umzusetzen
- Verpflichtende Pitchhonorare für alle GPRA-Mitgliedsagenturen
- Unterstützung der universitären Ausbildung
- Gründung DAPR als „Ausbildungsinstitut“
- 1987 – GPRA übernimmt Trägerschaft für den neu gegründeten DRPR
- Richtlinien und Kodizes werden zum verpflichtenden Bestandteil von Mitarbeiterverträgen
- 1995 – Einführung ISO-Standard für Mitgliedsagenturen
- 2002 – Fusionsverhandlungen mit dem GWA
- 2003 – die erste Verbandspräsidentin (Elisabeth Kohl)
- 2014 – Launch des Pitchblogs
- 2017 – Start von „Komm in die Agentur“, der ersten verbandsübergreifende Employer-Branding-Kampagne
- 2020 – Einführung der CMS III-Zertifizierung als Qualitätsstandard von GPRA-Mitgliedsagenturen
Die Liste ließe sich fortführen.
GPRA als „Club der Besten“
Mit etwas Pathos könnte man sagen, die GPRA hat sich in den 50 Jahren seit Gründung um die Entwicklung der Kommunikationsbranche verdient gemacht. Sie hat von Beginn an eine gestaltende Rolle in der Branche übernommen und für die Reputation der PR gestritten. Dabei ist sie bis heute vom Selbstverständnis der Mitglieder geprägt, dem „Club der Besten“ in der Branche anzugehören.
Über den Autor: Uwe Kohrs ist Ratsmitglied und Vorsitzender des Trägervereins des Deutschen Rates für PR. Er ist Senior-Advisor in der von ihm gegründeten Agentur impact und Ehrenpräsident der GPRA.
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