In den letzten Jahren gab es zahlreiche Momentaufnahmen, die sich in mein Gedächtnis eingebrannt und zum Nachdenken angeregt haben: Bilder von Eisbären auf schmelzenden Eisschollen, von ertrunkenen Menschen, gestorben auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Armut, oder von Demonstrantinnen und Demonstranten, die versuchten den Bundestag zu stürmen. Überfüllte Krankenhäuser auf der einen Seite, “Wissenschaftsleugner“ auf der anderen. Das alles wirft Fragen auf, denen wir uns als Zivilgesellschaft einerseits und als Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter andererseits stellen müssen.

Was ist unsere Rolle in Bezug auf die großen gesellschaftlichen Umbrüche, Herausforderungen? Was können wir tun? Welche Verantwortung müssen wir übernehmen? Die Politik, die Zivilgesellschaft und jede und jeder Einzelne? Welche Rolle nehmen Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter ein?

Jedes Unternehmen ist Teil des komplexen Gebildes, der Schnittmenge zwischen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Als Teil dieses Komplexes müssen wir auch außerhalb unserer eigenen Wertschöpfungskette Verantwortung übernehmen. Aus intrinsischem Anspruch, unternehmenseigenen Werten oder um Erwartungsansprüchen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerecht zu werden. Konsumenten und Zulieferer, Politik und Medien, der Finanzmarkt und Anteilseigner messen Unternehmen ebenfalls an ihrem gesellschaftlichen Handeln. Die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Gewinnmaximierung allein sind kein hinreichender Unternehmenszweck mehr. Und das nicht erst seit gestern!

Seit den 80er Jahren setzt sich ein Konzept der erweiterten Unternehmensverantwortung durch, demnach Organisationen einen Beitrag zum sozialen Miteinander und gesellschaftlichen Wohlbefinden leisten. Auch wenn die Motivation nicht immer purem Altruismus geschuldet ist, lässt sich in der Wirtschaft ein gravierender Wertewandel beobachten. Wir sehen den Übergang von einem Shareholder zu einem Stakeholder basierten Wirtschaften – bei dem Unternehmen transparent Verantwortung für ihre Lieferketten, für die Nachhaltigkeit ihrer Produktion und das soziale Umfeld übernehmen. Diese Verantwortung, die “Corporate Social Responsibility”, ist heute vielfach auch Motor für Forschung, Innovation und die Entwicklung neuer Produkte und Services.

Unternehmen werden ihr Handeln auch weiter kontinuierlich auf den Prüfstand stellen und dabei auch die eigene Rolle in der Gesellschaft hinterfragen müssen. Denn die Herausforderungen unserer immer komplexer werdenden Welt sind enorm. Zu groß und vielschichtig, um sie Politik und Zivilgesellschaft allein zu überlassen.

Wir haben dahingehend besonders genau beobachtet, wie sich der Ton im politischen Diskurs verschärft hat. Dabei ist ein respektvoller Umgang das, was unsere Demokratie zusammenhält: Meinungspluralismus, Diversität und Inklusion stärken sie – und die Gesellschaft, in der wir leben. Aber auch wirtschaftlich gesehen, ist eine stabile demokratisch agierende Gesellschaft ein entscheidender Faktor. Wenn die Diskussionskultur schwindet, erodieren die gesellschaftlichen und politischen Aushandlungsprozesse. Unternehmen sind auf einen stabilen Wirtschaftsraum und langfristige Regulierung angewiesen. Sie schaffen einen Rahmen, der Weiterentwicklung und Innovation fördert und unterstützt.

Vor dem Hintergrund ist meine tiefe Überzeugung, dass wir alle die Verantwortung für „unsere“ Demokratie mittragen müssen. Ich habe das Gefühl, dass es gerade jetzt an der Zeit ist, die Rolle der Wirtschaft weiterzudenken – und uns zu fragen: Wo können wir einen Beitrag für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung leisten? Wie können wir unser demokratisches System stärken?

Wir nennen das „Corporate Democratic Responsibility“. Was heißt das konkret?! Wir bei Philip Morris treiben mit Hochdruck die Transformation unseres Geschäftsmodells und unseres Marktes mit dem Ziel voran, Zigaretten durch schadstoffreduzierte Produkte zu ersetzen. Trotz allen Anstrengungen, die damit verbunden sind, sehen wir die Verpflichtung, aktiv in unserer Gesellschaft zu agieren. Aus diesem Grund setzen wir unser langjähriges soziales Engagement nicht nur fort, sondern bauen es immer weiter aus. Auch in diesem Jahr haben wir mit „The Power of the Arts“ wieder den höchst dotierten Kunst- und Kulturpreis Deutschlands an Projekte vergeben, die sich mittels ihrer Kunst für Gleichberechtigung, gesellschaftliche Verständigung und Teilhabe einsetzen.

Zu dem sozial-kulturellen Engagement ist unser Einsatz für die Demokratie gekommen: Die Studie „Wie wir wirklich leben“ haben wir erstmals im Jahr 2020 aufgelegt; sie ist seither Ausgangspunkt für einen konstruktiven gesellschaftlichen Diskurs. Dabei geht es nicht darum, einzelne politische Positionen zu vertreten, sondern dem öffentlichen Raum ein Stimmungs- und Richtungsbarometer als Diskussionsplattform anzubieten.

Mit den Erkenntnissen aus den 2021er-Erhebungen haben wir zusammen mit dem Rheingold Institut wieder Impulse geben können: Die tiefen Einblicke in die Motivation der Bürgerinnen und Bürger anlässlich der Bundestagswahl, ermöglichte es uns, der Öffentlichkeit und Experten einen gezielten Blick auf den Wahlkampf zu geben.

In Kooperation mit den Außenwerbe-Spezialisten von Wall und mit Unterstützung der Kreativagentur Boros haben wir außerdem einen bundesweiten Wahlaufruf initiiert – selbstverständlich parteipolitisch neutral. Zusätzlich zu den aufmerksamkeitsstarken Plakaten, gab es digitale Anzeigen mit einer großen Zahl an Kampagnenmotiven sowie Videos in den sozialen Medien. Unser Ziel war es, die Bürger dazu aufzurufen, von ihrem Recht der demokratischen Mitgestaltung Gebrauch zu machen.

Erstmals haben wir in diesem Jahr daneben den Demokratiepreis „Power for Democracy“ ins Leben gerufen. Gewürdigt wurden Organisationen oder Initiativen, die sich in herausragender Weise für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einsetzen. Wir wollen also einen nachhaltigen Beitrag für ein demokratisches Miteinander leisten. Wir freuen uns, wenn wir durch unser Beispiel möglichst viele Unternehmen und Wirtschaftsvertreter dafür gewinnen können, ihren Beitrag an dieser Schnittstelle von Wirtschaft zu Gesellschaft und Politik zu beleuchten.

Die Herausforderungen unserer Zeit werden in ihrer Komplexität sicherlich nicht abnehmen. Soziale Missstände, die Klimakrise, Globalisierung und Digitalisierung schaffen Ungewissheit, Unsicherheit und, wenn wir nicht aufpassen, Unfriede. Unternehmen können als Sozialisationsraum ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie als öffentlicher Akteur stabilisierend wirken. Stabilisierend für eine Gesellschaft der Inklusion und des demokratischen Diskurses. Das ist das Umfeld, in dem Lösungen für komplexe Probleme unserer Gegenwart und Zukunft gefunden, Innovationen hervorgebracht werden und ein Miteinander positiver Momentaufnahmen entsteht.

Über die Autorin: Claudia Oeking ist ausgebildete Radiojournalistin, studierte Betriebswirtschaft in Ravensburg und graduierte in Gießen zum MBA. Ihre Karriere begann sie 2001 als Volontärin bei Hit-Radio-Antenne 1, bevor sie in die Pressestelle der Landesregierung im Staatsministerium Baden-Württemberg wechselte. Seit 2013 ist sie bei Philip Morris und hatte in dieser Zeit verschiedene leitende Positionen im Kommunikationsbereich in Deutschland und Österreich inne. Seit August 2019 ist Claudia Oeking als Director External Affairs und Geschäftsfüherin für die für den Dialog mit der Öffentlichkeit zuständigen Funktionen und die gesamte Außendarstellung des Unternehmens in Deutschland zuständig.


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