Christoph Schwartz

Ja, der Jobmotor läuft und die Umsätze steigen – den Agenturen geht es derzeit gut. Doch der Erfolg bei den Kunden bedeutet auch, dass hochqualifizierte Mitarbeiter rar sind: Die aktuelle ZAW-Arbeitsmarktanalyse belegt den Fachkräftemangel in der Werbebranche. Und dieser ist eins zu eins übertragbar auf die PR-Branche: Auch bei uns fehlen qualifizierter Agenturnachwuchs und Digitalfachkräfte.

Hier setzt auch die aktuelle Kampagne „Mach was draus. Komm in die Agentur!“ an. Sie versucht, mehr Transparenz in die zweifelsohne interessante Arbeitswelt der Agenturen zu bringen − was auch wirklich notwendig ist. Aber Transparenz reicht natürlich nicht aus. Vor allem ist es unbedingt notwendig, in den Agenturen selbst eine Mitarbeiterführung zu etablieren, die anerkennend, wertschätzend und respektvoll ist. Das ist nicht immer gegeben. Und es müssen attraktivere Rahmenbedingungen geschaffen werden. Wann, wenn nicht in Boomzeiten wie jetzt, sollte das gelingen?

Jobbegleitendes Coaching

Wir Agenturen geben uns schon heute viel Mühe mit der Ausbildung der zahlreichen PR-Quereinsteiger und -Neulinge. Dazu gehören nicht nur externe und interne Weiterbildungen, Traineeprogramme, Mentorenbegleitung und seniore Betreuung, sondern vor allem auch das jobbegleitende Coaching. Damit gemeint sind beispielsweise Kommunikationsverhalten, Schulung des Urteilsvermögens, kundenadäquater Schriftverkehr und Gesprächsführung, professionelles Auftreten und all die weichen Faktoren, die ein junger Absolvent vielleicht noch nicht perfektioniert hat.

Mitarbeiter zu Fürsprechern machen

Es ist unsere Aufgabe als Agenturchefs, diese notwendige Ausbildung professionell zu betreiben, für erfahrene Vorgesetzte zu sorgen und einen Umgang zu pflegen, der positiv, unterstützend und auch beschützend (vor manch unrealistischen Kundenwünschen) ist. Wir haben es in der Hand, ob unsere Mitarbeiter auch unsere Fürsprecher werden. Denn es sind die Mitarbeiter (nicht die Kunden), die dafür sorgen, dass ein Agenturjob unter Gleichaltrigen als attraktiv oder unattraktiv angesehen wird.

Gute Rahmenbedingungen und menschliche Werte

Dazu gehören auch angemessene Gehälter, unbefristete Arbeitsverhältnisse und eine Jobverteilung, die Überstunden möglichst vermeidet. Nur wenn Mitarbeiter gute Rahmenbedingungen und menschliche Werte selbst erleben, kann sich Loyalität entwickeln und nur dann wird sich auch ein positives Stimmungsbild der Agenturtätigkeit durchsetzen.

Nicht jede Budgetkürzung auf Kundenseite mitmachen

Die Entwicklung vieler Agenturen in den letzten Jahren zeigt, dass es möglich ist, Agenturen mit derart positiven Rahmenbedingungen zu leiten und trotzdem so profitabel zu wirtschaften, dass ein Etatverlust ohne Angst vor Stellenstreichung über die Bühne geht. Dazu gehört aber auch, nicht jede Budgetkürzung auf Kundenseite mitzugehen, seine Stundensätze zu verteidigen und nicht einzuknicken, wenn der Mitbewerber unterbietet. Nur wenn unsere Honorare auch mit anderen Branchen vergleichbar sind, können wir unsere Mitarbeiter konkurrenzfähig bezahlen. Die Dumpingpreise mancher Agenturen haben in den letzten Jahren viel kaputt gemacht.

Wir haben es selbst in der Hand …

Die Arbeit in einer Agentur bietet ungemein interessante Aufgaben und vielseitige Tätigkeiten, große Entwicklungsmöglichkeiten, schnelle Karrieren, Verantwortungsübernahme, Anerkennung und Bestätigung –  der Agenturjob ist ein toller Job und er hat definitiv ein besseres Bild und eine Chance verdient. Wir haben es selbst in der Hand, dieses Bild nachhaltig zu prägen –  das wirtschaftlich starke Umfeld gibt uns dazu den nötigen Rückhalt.

Über den Autor: Christoph Schwartz ist Gründer (1994) und Inhaber der Münchner PR-Agentur Schwartz Public Relations. Die Agentur hat ihren Schwerpunkt in der Öffentlichkeitsarbeit für deutsche und internationale Unternehmen aus dem Technologie- und dem Dienstleistungssektor und gehört in diesem Segment zu den führenden Agenturen in Deutschland. 2016 und 2017 wurde Schwartz PR als bester Agentur-Arbeitgeber in Continental Europe mit dem Sabre-Award ausgezeichnet.


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de


Heute NEU im PR-Journal