Autoren-Beiträge Radio-PR: Hört mich denn Jemand?

In den letzten Jahren ist die Anzahl an Radio-Agenturen, die dem Kunden dazu verhelfen möchten, seine Themen im Radio zu hören, sehr gestiegen. Etablierte Agenturen im Radio PR Bereich müssen sich immer öfter bei Telefongesprächen mit ihren eigenen Kunden oder bei der Akquisition von Neukunden gegen die junge Konkurrenz behaupten. Wie in der heutigen Zeit so oft, wird hier der Preis als Messlatte genommen. Jedoch sollten die Kosten bei diesem Produkt erst am Ende der Entscheidungsskala liegen.
Der Preis setzt sich aus vielen Faktoren zusammen, die auch wiederum einen Indikator für die Qualität bilden. Ein Telefoninterview z.B. ist schnell aufgezeichnet, geschnitten, mit einem Manuskript versehen, ins Internet eingestellt und somit entsprechend preiswert. Aber diese Form sollte nur brandaktuellen Themen vorbehalten sein, die keinen Aufschub dulden.

Hier muss man bedenken, dass das Telefoninterview auch von jedem Radiosender ohne großen Zeit- und Personalaufwand selbst aufgezeichnet werden kann.
Gerade dem Radiosender interessantes O-Ton Material und Themen zu bieten, die er nicht ohne größeren Zeitaufwand und Recherche selbst erhalten könnte, ist die Herausforderung für eine gute Radioagentur. Der Agentur muss es möglich sein, die Original Töne zum Kundenthema vor Ort mit professionellem Gerät aufzuzeichnen. Hier entsteht ein erster Kostenfaktor, der aber als Grundlage für einen qualitativ hochwertigen Radiobeitrag eine tragende Rolle spielt. Ein ausgebildeter Hörfunk-Redakteur, der sich im Vorfeld ausführlich mit dem Kundenthema beschäftigt hat, sollte die Aufnahmen am Rechercheort durchführen. Das Radiofeature muss dann in einem agentureigenen Studio geschnitten und mit einem professionellen Sprecher produziert werden. Das Agenturstudio ermöglicht, flexibel und schnell auf eventuelle Änderungen des Kunden reagieren zu können. Bei einigen Sendern werden übrigens nur die eigenen Moderatoren als On Air-Sprecher eingesetzt, um die Identifikation mit dem Sender zu erhöhen. Diesen dient dann der Beitrag als Vorlage für die Neuproduktion. Deshalb sollten auch die O-Töne von der Agentur noch einmal einzeln angeboten werden.

Der zweite Kostenfaktor entsteht durch die Distributionsform des Radiobeitrages. Das Anbieten des Beitrages im Internet eignet sich vor allem bei aktuellen Themen und Veranstaltungen. Beiträge, O-Töne und Interviews werden zum Downloaden auf einer entsprechenden Internetseite bereitgestellt. Radiosender als schnellstes Medium legen besonderen Wert auf Aktualität und zeitnahe Berichterstattung. Die Sender werden dann von der Agentur per Fax und E-Mail über das Angebot informiert.
Die zweite Versandform ist der Postweg mit CD. Die Agentur sollte die CDs selbst vervielfältigen, um den Beitrag möglichst schnell verschicken zu können. Weitere Kosten entstehen durch die Gestalt der Aussendung, z.B. nur im CD-Brief oder mit Booklet und Case in einer ausführlichen Informationsmappe.
Obwohl das Internetangebot mittlerweile viel genutzt wird, ist die Aufmerksamkeit beim Redakteur immer noch höher, wenn er mit der Brief-Post eine CD erhält, als nur eine Mail oder ein Fax mit dem jeweiligen Angebot zum Download des Beitrages. Auch geht es für den Redakteur immer noch schneller, die CD ins System einzulesen als den Beitrag erst aus dem Netz zu laden.

Welchen Distributionsweg der Kunde wählt ist seine Entscheidung. Der Postweg ist auf Grund des Portos und der CD-Produktion um einiges teurer als die reine Internetvariante. Jedoch ist der Output mit Sicherheit bei der CD-Aussendung größer. Die Höhe der Kosten für den CD-Versand ist natürlich auch abhängig von der Größe des Agenturverteilers. Beim Verteiler trennt sich wiederum die Spreu vom Weizen. Hier haben die Agenturen, die schon lange im Geschäft sind, die Nase vorn. Sie kennen durch den langjährigen Kontakt die Veränderungen bei den Sendern und kennen die Redakteure oft persönlich. Natürlich hat die Fluktuation auch unter den Radioredakteuren zugenommen, aber häufig tauchen die Journalisten bei einem anderen Sender wieder auf. In keinem anderen Medium bleiben die Redakteure ihrem Genre so treu wie beim Radio.
Ein besonderes Pfund besitzen die Agenturen, die auch für Kunden Radioarbeitsplätze bei Veranstaltungen einrichten oder Kundenevents für Radioredakteure ausrichten. Denn so kennen die Mitarbeiter der Agentur die Redakteure nicht nur vom Telefon.

Die Evaluation ist und bleibt das Problemkind der Radio PR. Einen Ausschnittsdienst gibt es im Radiobereich so gut wie nicht. Einzelne Angebote von Beobachterfirmen beschränken sich oft nur auf wenige Sender und sind zudem sehr teuer. Der Kunde muss hier der Radioagentur volles Vertrauen entgegenbringen. Seriöse Agenturen liefern eine Auswertung mit Sender, Sendezeit und Datum, sowie mit erzielten Hörerzahlen auf Grundlage der Hörer pro Stunde. Ein Mediavalue sollte auf dem Preis für eine Werbesekunde basieren unter Berücksichtigung des entsprechenden Faktors für die redaktionelle Platzierung. Ist das Radiothema noch mit einem Gewinnspiel gekoppelt, sollte in jedem Fall die Agentur Mitschnitte vorgelegen. Wenn mal ein Mitschnitt fehlt, darf man der Agentur allerdings auch keinen Strick daraus drehen, da Radiosender in Bezug auf Sendedokumentationen nicht immer die sorgsamsten sind.
Nach wie vor ist es für Sie möglich ihre Themen im Radio zu platzieren. Vorraussetzung ist in jedem Fall auf eine platte Werbebotschaft zu verzichten. Ebenso eignet sich nicht jedes Thema für Radio-PR, aber auch hier zeichnet sich eine Agentur aus, wenn sie gegen die vielleicht falschen Vorstellungen eines Kunden Stellung bezieht.

In jedem Fall sollten Sie als Kunde von sich hören lassen, wenn es das PR-Budget erlaubt, denn Radio ist nach wie vor das meistgenutzte tagesaktuelle Medium nach dem Fernsehen.

Autor: Daniel Barchet, B & B Medien, Mannheim

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