Agile Denkpause Trumps Weckruf: Weiterschlafen ist keine Alternative
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- von Kathrin Behrens, Potsdam
Wir können es nicht verkennen: Donald Trump hat uns aus dem Tiefschlaf gerissen – mit einer Wucht, die uns erschüttert. Und mit einem Zukunftsaktionismus, an dem wir uns messen müssen, ob wir wollen oder nicht. Nur wer jetzt die Beine in die Hand nimmt, kann im globalen Wettbewerb bestehen. Anfang 2025 stehen wir erneut vor einem disruptiven Wandel – auch in der Unternehmenskommunikation.

Vieles ist relativ, nicht nur Raum und Zeit. Seit Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident wütet, kommt es uns so vor, als seien Wirtschaft und Politik hierzulande vor vielen Jahren in einen Dornröschenschlaf gefallen. Unsere Bürokratie wirkt in diesen Tagen noch bleierner, unsere Potenziale blockiert, unsere Innovationskraft verhalten und unser noch amtierender Kanzler wie ein Narkotikum. So sehr wir Trump ablehnen und mit Entsetzen zuschauen, wie er das politische System der USA aushöhlt und unsere geopolitische Weltordnung mit Füßen tritt, so wenig können wir uns der Dynamik entziehen, die mit seinem Aktionismus einhergeht.
Die neue Realität fordert uns. Der amerikanische Präsident hält uns den Spiegel vor. Niemand kann mehr davon träumen, dass die Reise in die Zukunft gemütlich wird. Für die Unternehmen in Deutschland heißt das, dass auch sie ein Momentum entfachen müssen: Investitionen tätigen, KI implementieren, neue Geschäftsmodelle entwickeln, Bürokratie abbauen, Innovationen wagen – und zwar so schnell wie möglich.
Die Disruption braucht neue Narrative
Es ist eine Einbahnstraße, auf der es nur die Flucht nach vorne gibt. 2025 ist ein Jahr, in dem ein bequemes „Weiter so“ nicht mehr möglich ist. Das gilt auch für die Kommunikation, die nicht nur dringend neue Narrative benötigt, sondern auch neue Power: Die Menschen wollen Geschichten, die von Taten erzählen, von Zukunft und von großen Schritten, die gemacht werden. Sie wollen hören, dass wir handlungsfähig sind, die hiesige Wirtschaftskrise meistern und die Dialogfähigkeit in der Gesellschaft wiederherstellen können.
Dies schafft auch neue kommunikative Toleranzräume für eine neue Ehrlichkeit. Dazu gehört, dass ein CEO klar ausspricht, dass Prioritäten verschoben, Kompromisse eingegangen werden und Budgets für Extras gestrichen werden müssen. Die Mitarbeitenden verstehen das. Ihre Fragen lauten: Wo stehen wir? Was müssen wir tun? Schaffen wir den Sprung in die Zukunft? Wie erwerben wir die notwendigen KI-Kompetenzen? Sind unsere Arbeitsplätze sicher? Was können wir jetzt tun, um unsere Haut zu retten? Auf diese Fragen müssen Antworten gefunden werden.
Jeder in unserer Branche steht vor der Aufgabe, darüber nachzudenken, wie wir entsprechende kommunikative Zeichen setzen können, um den Aufbruch mit überzeugenden Botschaften und Formaten zu begleiten. Auch „Thought Leadership“ gewinnt in diesem Zusammenhang an Bedeutung: Expertise made in Germany muss aus den Unternehmen in die globale Öffentlichkeit getragen werden. „Wir spielen noch mit“, heißt die übergeordnete Botschaft. Damit sie in der Breite ankommt, braucht es auch bei uns manchmal ein Crescendo statt leiser Töne.
Demokratische Werte verteidigen
Und das ist noch nicht alles: Unternehmen spielen eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, unsere demokratischen Werte zu stärken. Eine werteorientierte Corporate Culture, eine transparente und vertrauensvolle Unternehmensführung, ein respektvoller Austausch untereinander, ein positives Arbeitsklima, Mitarbeiterbefragungen und Co-Creation-Projekte, Vielfalt und Inklusion sowie ein klares Bekenntnis der Führungsebene zu demokratischen Werten („Tone from the top“) sind elementare Bausteine. Auch diese müssen wirksam mit neuem Leben gefüllt werden.
Selbstwirksamkeit statt Ohnmacht
Trump provoziert, aber er bewegt auch. Der Wecker schrillt, Deutschlands Wirtschaft muss aufwachen. Eine Krise, das haben wir bereits gelernt, kann als Katalysator für Veränderungen dienen, die unter normalen Umständen nicht in Betracht gezogen worden wären. Es ist eine bewährte Strategie, das Gefühl der Ohnmacht durch das Erleben von Selbstwirksamkeit zu ersetzen. Wir können jetzt die Handbremse lösen, die Innovationen lange verhindert hat. Da ist sie wieder, unsere Chance in der Krise. Ergreifen wir sie.
Über die Autorin: Kathrin Behrens ist Expertin für strategische Kommunikation und Partnerin bei Elfvorzwölf, einer Beratung für Company Building, Transformation und Zukunftsgestaltung in Hamburg. Als Trainerin und Coach für KB2 vermittelt sie Kernkompetenzen der Kommunikation und Strategie für Profis. Einzigartig sind ihre langfristigen Coachings und Mentorings für mittelständische Unternehmen mit kleinen Kommunikationsabteilungen.
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