Agile Denkpause Raus aus der Negativspirale: Wir brauchen mehr Wirtschafts-Optimismus

Eine lahmende Wirtschaft, politische Krisen und Zukunftsängste plagen uns. Unsere Sorgen sind längst größer geworden als die Schwäche der Konjunktur. Die zentrale Frage lautet: Wollen wir uns weiter das Narrativ des Scheiterns erzählen oder haben wir dem etwas Positives entgegenzusetzen? Das ist vor allem eine Frage an die Medien: Sie können dem Optimismus eine Bühne bieten, das „Handelsblatt“ macht es gerade vor.

Das Cover der „Handelsblatt“-Sonderausgabe Der Zukunftsplan. (© Handelsblatt)

Die fetten Jahre sind vorbei. Gibt es jemanden, an dem das vorbeigegangen ist? Es gibt kaum eine Seite, die wir aufschlagen, ohne dass uns dystopische Untergangsszenarien ins Gesicht springen. Inmitten der mannigfaltigen Beschreibungen des dramatischen Krankheitszustands des Patienten Deutschland, schaltet das „Handelsblatt“ derzeit auf Gegenkurs: In der vergangenen Woche veröffentlichte die Wirtschaftszeitung das Special „Der Zukunftsplan“ und wirft einen Blick in eine Zukunft, wie sie sein könnte. In der umfangreichen Sonderausgabe, kostenlos zum Download und zugleich als Serie geplant, zeigt das Handelsblatt auf, was getan werden müsste, damit wir auch künftig wirtschaftlich in der Weltspitze mitspielen.

„Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft“

Ich kann dieses Special nur jedem empfehlen. Wenngleich Stefan Schaible, CEO von Roland Berger, auch hier Tacheles redet, wenn er postuliert, dass Deutschland „ein Strukturierungsfall ist“, bleiben die Zeilen nicht im ewigen Gejammer stecken. Das „Handelsblatt“ liefert konkrete Ideen prominenter Wirtschaftsköpfe, Utopien und dem Blick auf andere Länder, in denen funktioniert, was bei uns dysfunktional geworden ist. Chapeau, so sieht konstruktiver Journalismus aus.

„Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft“, sagt der Journalist Johannes Pennekamp in einem Beitrag der „FAZ“ dieser Tage. In keinem Industrieland sei die gemessene Unsicherheit so hoch wie hierzulande, nirgendwo sonst dürfte die oft wirtschaftspolitisch verursachte Unklarheit über die Zukunft einen solchen Schaden anrichten wie in der deutschen Volkswirtschaft. Der Index, der international die Unsicherheit misst, steht für Deutschland mehr als doppelt so hoch wie vor der Pandemie. Der Wert übertrifft alle vergleichbaren Länder.

Wir brauchen mehr positive Narrative

Inmitten dieser Stimmung versuchen wir alle, gegen die große Welle anzuschwimmen, die uns zu verschlingen droht. Gerade wir Berater spüren es, wie die Unternehmen hadern, nicht nur mit ihren Kommunikationsbudgets. Sie stolpern, straucheln und stoppen, was wichtig wäre – Transformation: „Nur jedes zehnte Unternehmen in Deutschland geht die anstehende Transformation in Sachen Digitalisierung und Nachhaltigkeit erfolgreich an“, beklagte im September eine repräsentative Studie von Kearney Deutschland und dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Gerne würden wir noch mehr Change-Stories erzählen, doch manche versiegen im Kern.

In einer dystopischen Stimmung haben es Innovationen schwer. Davon können wir alle ein Lied singen: Je öfter uns gesagt wird, dass nichts mehr geht, desto mehr erstarren wir. Was uns am Leben hält, sind Utopien, Visionen von einer Zukunft, für die es sich lohnt, sich anzustrengen. Wir brauchen die inspirierenden Narrative, die uns die Medien in der Regel vorenthalten. Dabei könnten auch die kleinen Geschichten, die Unternehmen zu erzählen haben, wie Rettungsinseln wirken. Ich meine die, die wir in der Kommunikation auf die Dokumente mit dem Titel „Pressemitteilung“ schreiben und die viel zu oft im digitalen Papierkorb landen.

Wir wissen, dass nicht jede Pressemitteilung den Journalisten eine Top-Story liefert. Wenn jedoch die Unternehmensnachrichten, die zukunftsweisende Innovationen beschreiben, nur etwas häufiger ihren Weg zu den Lesern fänden, würde stärker sichtbar, was verloren gegangen zu sein scheint: Die Innovationskraft, das unermüdliche Engagement und der Wille zur Genesung, der noch immer im Patienten pulsiert.

Über die Autorin: Kathrin Behrens ist Expertin für strategische Kommunikation und Partnerin bei elfvorzwölf, einer Beratung für Company Building, Transformation und Zukunftsgestaltung in Hamburg. Sie unterstützt Unternehmen im Wandel dabei, wirkungsvolle Change-Strategien und -Narrative zu entwickeln. Als Trainerin und Coach vermittelt sie Kernkompetenzen der Kommunikation und Strategien für Profis.



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