Personalien Zalandos Image-Architekt Radke wechselt zu ProSiebenSat1

Radke BorisIn der Unternehmenskommunikation des Online-Versandhändlers Zalando vollzieht sich ein Personalwechsel. Boris Radke, Head of Corporate Communications, verlässt das Unternehmen und wechselt zu ProSiebenSat1, wie er auf Twitter und in einem sehr persönlichen Blogbeitrag kommunizierte. Er werde dort zum 1. Juli Teil des Teams von Finanzvorstand Jan Kemper, der ebenfalls von Zalando komme. Das sei gleichzeitig der Abschied aus der PR.

Trotz seines Hintergrunds in Business Development gehörte Radke (Foto: ©Boris Radke/Twitter) zu den Berliner Start-up-Kommunikatoren der ersten Stunde und darf als maßgeblich daran beteiligt gelten, aus einer nicht vorhandenen Kommunikationsabteilung eine mit aktuell rund 40 Mitarbeitern aufgebaut zu haben, die etwa 15 Agenturen steuert. Die Kommunikationsabteilung könne in naher Zukunft sogar auf mehr als 100 Mitarbeiter anwachsen. Das verriet Radke auf einer Veranstaltung des Bundesverbandes deutscher Pressesprecher Ende vergangenen Jahres. Persönlich ist der Borussia-Mönchengladbach-Anhänger sehr offen mit einer Hautkrebserkrankung umgegangen. 

Der 36-jährige dürfte zudem entscheidenden Anteil daran haben, dass selbst ein Unternehmen gegenüber allgemein kritisch eingestelltes Magazin wie der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe das MDAX-Mitglied Zalando als Vorzeigemodell der deutschen Start-up-Szene beurteilt. Anders als zum Beispiel Rocket Internet hat Zalando einen Imagewandel hin zum Positiven geschafft – vermutlich auch unter dem Druck des Börsengangs –, nachdem man nach der Gründung 2008 vor allem durch seine lautstarke „Schrei-vor-Glück-Werbung“, massive Online-Präsenz und Wachstumsphantasien sowie Kommunikationskrisen aufgefallen ist.

Zalando Logistik ErfurtIm Anschluss an mehrere TV-Reportagen über schlechte Arbeitsbedingungen bei Dienstleistern und im Logistikzentrum Erfurt (Foto: © Zalando) begleitet von Social-Media-Shitstorm und Wortspielchen wie „Sklavando“ praktizierte Zalando eine sehr offensive Krisenkommunikation, die auch von Kommunikationsexperten wie Dirk Popp und Frank Behrendt als gelungen bezeichnet wurde. 

Spätestens mit der Übernahme der für das Berliner Selbstverständnis als Weltstadt wichtigen Modemesse Bread&Butter hat Zalando sich eindeutig als Unternehmen der Hauptstadt positioniert. Die Ankündigung des Neubaus eines „Campus“ als Headquarter in Berlin-Friedrichshain unweit des Ostbahnhofs sorgte für weitere positive Öffentlichkeit. Etwa 5.000 Mitarbeiter sollen dort ab 2018 arbeiten. Neben Radke fungiert René Gribnitz als zweiter Kommunikationschef des Unternehmens, das immer wieder als DAX-Kandidat gehandelt wird.