Verbände 25 Jahre Fachgruppe PR / Organisationskommunikation: Tagung über Herkunft und Zukunft der PR-Forschung

Gruender Fachgruppe DGPuK finalWelche Fragen bewegen die deutsche PR-Forschung? Wie definiert sich das Fach selbst und inwiefern kann das Zusammenspiel zwischen Theorie und Praxis gelingen? Diese Fragen wurden am 4. und 5. November in Hannover diskutiert: beim 25. Jubiläum der Fachgruppe PR / Organisationskommunikation der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK). Die diesjährige Fachgruppentagung stand unter dem Motto „Herkunft und Zukunft“. Etwa 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz resümierten gemeinsam die vergangenen Jahre und warfen einen Blick in die Zukunft. Dieser war geprägt von Stolz über das Erreichte, aber auch von selbstkritischer Reflexion über den Status Quo der Disziplin.

Foto v. l.: Die Gründer der Fachgruppe PR / Organisationskommunikation waren die Professoren Günter Bentele, Peter Szyszka, Michael Kunczik und Barbara Baerns.

Von Propaganda und Professionalisierung: Auftakt mit den Gründungsmitgliedern

1991 in Bamberg. „Es war ein Zeitpunkt, an dem man die gesamte PR-wissenschaftliche Literatur in drei Wochen lesen konnte“, beschreibt Günter Bentele die damalige Situation des Faches. Wissenschaftler, die sich mit Public Relations befassten, wurden teils als „Propagandaforscher“ bezeichnet und die PR als Forschungsgegenstand oder gar Studienfach war wenig etabliert. Peter Szyszka, Gastgeber der diesjährigen Tagung, konnte sich sehr genau an die Konstitution der ehemaligen Arbeitsgruppe erinnern, die im späteren Verlauf zur Fachgruppe der DGPuK wurde. Michael Kunczik erzählte davon, wie es dazu kam, dass man sich seitens der Hochschulen mit PR beschäftigte. Eine Studierendenbefragung in Mainz hatte ergeben, dass viele Absolventen der medienwissenschaftlichen Fächer beruflich in der Öffentlichkeitsarbeit starteten. So wurde ein eigenständiger Studiengang eingerichtet. Die Abgrenzung zwischen Marketing war zu den Anfängen der Disziplin fließend. Barbara Baerns, die ebenfalls Mitglied im Gründungszirkel war, wies jedoch auf die Bedeutung kritischer Analysen zur Trennung von Werbung und Programm hin – damals wie heute. Sebastian Vesper und Fachgruppensprecherin Simone Huck-Sandhu moderierten die unterhaltsame Diskussion mit Anekdoten aus der Gründungszeit und Stellungnahmen zu aktuellen Begriffen der Gegenwart in der Volkswagen Repräsentanz in Hannover.

Historie als Zukunft? Was die PR aus der Vergangenheit lernen kann

Von Carl Hundhausen als Wegbereiter der modernen PR-Forschung über die Medienarbeit des Musikers Franz Liszts im 19. Jahrhundert bis hin zu der bekannten Bauhaus-Typografie als PR-Instrument: Der erste Tagungstag trug ganz unterschiedliche historische Perspektiven und Untersuchungen zusammen. Dabei wurde deutlich: Ein Blick in die Vergangenheit ist nicht nur etwas für Forscher mit einem Faible für historische Themen. Denn die Beschäftigung mit den theoretischen Konzepten und Methoden der Vergangenheit fördert Erkenntnisse für die heutige Organisationskommunikation. Die breite Themenvielfalt des Tages wurde in einem Response-Format von Olaf Hoffjann zusammengefasst. Es war aber auch eine kritische Bestandsaufnahme, die viele Herausforderungen für das Fach fokussierte. Die Forschung sollte als Themeninnovator wirken, den „Kabelsalat“ der Forschungsansätze und -modelle entwirren und sich mit der notwendigen wissenschaftlichen Distanz stärker Fragestellungen aus der Praxis nähern.

Big Data, Storytelling und practise turn: PR-Forschung heute und morgen

Welche Strömungen gibt es in der Forschung, wie lassen sich Ansätze in der PR-Forschung integrieren und welche Perspektive muss das Fach einnehmen? Der zweite Tagungstag startete mit einer Diskussion als „Weckruf“. Die folgenden Vorträge beschäftigten sich mit Untersuchungen zu diversen aktuellen Entwicklungen, welche die PR-Forschung umtreiben. Im Response des Tages widmete sich abschließend Ansgar Zerfaß der Frage nach der Relevanz der Forschung für Wissenschaft und Praxis. Deutsche Wissenschaftler sollten sich im internationalen Kontext stärker zeigen, zur Profilierung auch den Dialog nicht scheuen. Sein Fazit: „Enter the battlefield!“.

Über die Autorin: Annika Schach ist Professorin für Angewandte Public Relations an der Hochschule Hannover.

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