Branche "Innovate or die“: Media Talk bei Landau Media mit Gabor Steingart und Peter Turi

Von Lesern gewählte Chefredakteure, schnellere politische Entscheidungen und Unternehmensführer, die eher professionelle Zuhörer als Sprecher bräuchten. Das wären laut Gabor Steingart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Handelsblatt und Herausgeber des „Handelsblatts“, Ideen mit Innovationspotenzial. Geäußert hat er sie beim Media Talk von Landau Media am 23. Mai in Düsseldorf. „Innovate or die!“ lautete das Thema, zu dem Steingart mit Medienexperte und Verleger Peter Turi sprach.

Gabor Steingart (l.) im Gespräch mit Peter Turi.

Ein schönes Ambiente am Düsseldorfer Rheinufer, eine handverlesene Gästeschar im kleinen Rahmen, dazu das spannende Leitthema Innovationen. Medienexperte und Verleger Turi setzte noch eins drauf. Er präsentierte in diesem Rahmen die 4. Ausgabe seiner turi2 edition. Wie könnte es an diesem Abend anders sein, sie trägt den Titel „Innovationen“ und löst dieses Versprechen ein.

Steingart, Innovator und Welterklärer in einer Person

Turi, der Steingart als Innovator und Welterklärer in einer Person vorstellte, wollte von seinem Gesprächspartner gleich zu Beginn wissen, was dessen beste und schlechteste Ideen gewesen seien. Der Gefragte, nie um eine Antwort verlegen, erklärte offen, dass es wohl seine schlechteste Idee gewesen sei, den „Spiegel“ retten zu wollen. Die beste Idee sei dann aber aus dem Hause Holtzbrinck gekommen, und zwar ihn zum Geschäftsführer der Handelsblatt-Gruppe zu machen.

Hier habe er den Raum bekommen, innovativ sein zu können. Kurz skizzierte Steingart, dass er beim „Handelsblatt“ (zunächst war er dort von 2010 bis Dezember 2012 Chefredakteur) eine Mischung aus Verstaubtheit und Lieblosigkeit vorgefunden habe. Mit seinen Ideen und seiner Berufung in die Geschäftsführung habe er dann den schlafenden Riesen wachküssen können.

Touchpoints und Energiefluss zum Leser

Anhand von Begriffen wie Touchpoints und Energiefluss beschrieb er, wie es ihm gelungen sei, konstruktiv und zukunftsorientiert mit der Printkonkurrenz aus der digitalen Welt des Internets umzugehen. „Während andere sich sorgten, haben wir festgestellt, dass die Berührungspunkte mit unseren Lesern durch die neuen Möglichkeiten zugenommen haben. Durch Print, E-Mail-Newsletter und Website bekamen wir neue Touchpoints, an denen wir unseren Energiefluss hin zu unseren Lesern steigern konnten“, erklärte er rückblickend. Entscheidend sei gewesen, dass wir eine positive Haltung zu den neuen Möglichkeiten entwickelt haben.

Für die weitere Zukunft wünscht er sich neben dem „Handelsblatt“ weitere vitale und kritische Medien, die mit der Politik um das bessere Argument streiten. Steingart: „Das ist nicht anmaßend, das ist unser Beitrag zu einer funktionierenden Gesellschaft. Der Politik empfehle ich dabei eine Annäherung an die Wirklichkeit, ein schnelleres Handeln ist dringend erforderlich, sonst entfernen sich Politik und Gesellschaft noch weiter voneinander.“

Angebot um den Journalismus gebaut

Nebenbei verriet Steingart noch, dass die Verlagsgruppe Handelsblatt sich umbenennt. Künftig soll der Verlag Handelsblatt Media Group heißen. „Wir bauen unser Angebot rund um den Journalismus. Der findet seine drei Ausprägungen in Print, Digital und Live-Events“, erklärte er.

Und die zu Beginn aufgezählten Innovationsideen? Um neue Ideen zu entwickeln zu können, brauche es eine Kultur der Verschiedenheit. So empfahl der kreative Kopf Steingart Unternehmen er professionelle Zuhörer als Sprecher einzustellen. Nur die Unternehmen würden in Zukunft erfolgreich sein, die den Kontakt zur Mitte der Gesellschaft nicht verloren hätten, prognostizierte er. Deshalb müsse sich auch die Politik dazu durchringen, schneller zu entscheiden. In Deutschland sei das System besonders langsam. Die zunehmende Digitalisierung offenbare das immer stärker.

Leser wählen Chefredakteure

Und der Medienwelt empfahl er einen unverkrampften Umgang mit ihren Communities. Steingart: „Es klingt zwar heute irreal, aber wer sagt denn, dass Anhänger eines bestimmten Mediums in Zukunft nicht selbst ihren Chefredakteur wählen können“, fragte er in die Runde. „Nur, weil wir uns abgewöhnt haben, quer zu denken, heißt das ja nicht, dass soetwas unmöglich ist“, unterstrich Steingart seine Innovationsfreude.

Turis Innovation

Turi edition4 CoverWie innovationsfreudig Peter Turi ist, stellte dieser dann anschließend mit der Präsentation seiner neuen „edition“ unter Beweis. Die neue Ausgabe der Schriftenreihe für Medien & Marken gilt als Mischung aus Geschichts- und Gesellschaftsmagazin, aus Wirtschafts- und Kulturblatt. Die Reihe will nach eigenem Anspruch Inspirationen liefern für das Leben in der digitalen Kommunikationsgesellschaft. Die vierte Ausgabe hat nicht nur Innovationen zum Leitthema erkoren. Die Innovationsfreude wird auch deutlich durch eingebaute Augmented Reality-Elemente. Mit Hilfe einer entsprechenden App wird bei der Lektüre eine „erweiterte Realität“ in Form von Filmen und anderen Multimedia-Inhalten erlebbar.

Wer also die App heruntergeladen hat und mit der Kamera seines Handy bei der Lektüre über bestimmte Seiten fährt, der erweckt das bedruckte Papier zum Leben. Turi hat diese Elemente mit Hilfe der wdv-Mediengruppe realisiert. Einfach direkt bei turi2.de für 20 Euro bestellen, es lohnt sich.

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