Wagner Victoria CEO Ketchum Pleon 2017Ketchum Pleon baut um. Knapp acht Monate nach dem Start von Victoria Wagner (Foto) als CEO der Nummer 2 am deutschen PR- und Kommunikationsagentur-Markt wird ihre Handschrift erkennbar. Sie will ein Dienstleistungsunternehmen schaffen, dass flexibler, reaktionsschneller und innovativer auf Kundenwünsche und eine sinkende Vorhersehbarkeit des Geschäfts reagieren kann. „Ich habe mir seit dem Sommer des vergangenen Jahres angeschaut, wie wir aufgestellt sind und was unsere Kunden von uns erwarten. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir eine responsive Agentur werden müssen, die zuhört und konsequent schnell auf Kundenwünsche reagieren kann. Innerhalb unserer Organisation will ich ‚customized agencys‘ schaffen“, erklärte Wagner im Gespräch mit dem „PR-Journal“. Der überraschende Schluss daraus für Ketchum Pleon: 18 von rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen gehen, obwohl neue Etats gewonnen wurden.

Wagner erklärt das so: „Für Kunden heißt das, dass ihre bestehenden Kernteams erhalten bleiben, jedoch in der Tiefe und Breite wesentlich schneller skalierbar sind und somit kurzfristig an sich verändernde Bedürfnisse angepasst werden können.“ Sie bedauere zwar ausdrücklich die individuellen Konsequenzen für die betroffenen 18 Mitarbeiter, aber schließlich wolle man eine zukunftsfähige Basis für weiteres Wachstum schaffen.

Kündigungen und Wachstum sind kein Widerspruch

Auf die Frage, ob es nicht widersprüchlich sei, einerseits wachsen zu wollen, aber andererseits Mitarbeiter zu entlassen, entgegnete sie: „Nein, denn es kommt für uns darauf an, flexibel und innovativ zu sein. Speziell die von mir angesprochene mangelnde Vorhersehbarkeit der Marktentwicklung führt dazu, dass wir je nach Anforderung an uns, schnell handeln können müssen.“ Das schließt dann offensichtlich auch mittel- bis langfristig Neueinstellungen ein.

Wen oder welche Gruppen die Kündigungen betreffen, verriet Wagner nicht. Allerdings liegt nach dem Gesagten der Schluss nahe, dass für sie manche Mitarbeiter offensichtlich nicht flexibel genug sind, um auf neue oder unvorhersehbare Anforderungen reagieren zu können. Inwieweit dann noch das Alter, die Dauer der Betriebszugehörigkeit und die Höhe der Bezüge bei der Auswahl derjenigen, die gehen müssen, eine Rolle gespielt hat, ließ sie offen.

Ausgeschlossen sind jedenfalls Entlassungen von Mitarbeitern, die aktuell ein Traineeship absolvieren. Denn seit November 2016 garantiert Ketchum Pleon jedem Trainee ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis sowie die anschließende Übernahme als Junior Consultant. Junge Mitarbeiter drängen also nach.

Kein Standort wird geschlossen

Fest steht auch, dass keiner der Standorte in Düsseldorf (Hauptsitz), Berlin, Bonn, Dresden, Frankfurt am Main, München und Stuttgart geschlossen wird. „Unsere breite regionale Aufstellung bleibt erhalten“, sagte Wagner. Außerdem schloss sie auch eine dauerhafte Umsiedlung von Mitarbeitern aus. Je nach Kundenwunsch könne es zwar vorkommen, dass einzelne Mitarbeiter vorrübergehend in anderen Städten eingesetzt würden, aber nicht permanent.

Wagner ist davon überzeugt, dass ihr neuer Kurs stimmt. Etatgewinne von Bayer Crop Science (Ketchum Pleon ist hier seit dem vergangenen Jahr internationale Digital-Leadagentur) oder auch der Deutschen Bahn (Leadagentur in der Region Ost) sieht sie als Bestätigung. Doch von außen betrachtet, wirkt es so, als sei eines der Flaggschiffe im deutschen PR-Agenturmarkt dennoch Turbulenzen ausgesetzt; erst zu Jahresbeginn der Abgang von Urgestein und Agenturgründer Joachim Klewes, nun die Trennung von beinahe fünf Prozent der Mitarbeiter – und das alles ohne eine proaktive Kommunikation. Da ist die Branche gespannt auf die Honorarumsatz-Zahlen. Pfeffers PR-Ranking für das Geschäftsjahr 2016 ist bereits gestartet und Konkurrenten wie fischerAppelt vermelden für sich ein Rekordjahr.


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