Agenturen Mehr als GPRA-Standard: Massagen, Obst und Seminare – das bieten Agenturen ihren Trainees

Schrott Oliver Gf OSKSeit etwa einem Jahr gibt es die Trainee-Standards der Gesellschaft PR-Agenturen in Deutschland (GPRA). Die 36 Mitglieder vereinbarten in den Richtlinien eine monatliche Vergütung von mindestens 1.600 Euro, eine Dauer zwischen 12 und 18 Monaten, Ausbildungsinhalte von Text über Projektmanagement, audiovisuell bis Social Media sowie regelmäßige Feedbackgespräche. Es handele sich um Mindeststandards. Tatsächlich würden die Agenturen viel mehr bieten, betonte kürzlich GPRA-Präsidiumsmitglied Birgit Krüger im "PR-Journal"-Interview. Jetzt hat das „PR-Journal“ bei einigen Agenturen nachgefragt. Geäußert haben sich Serviceplan Public Relations und Oliver Schrott (Foto) Kommunikation (OSK), beide Mitglieder der GPRA, sowie die Agenturen navos und RPM – revolutions per minute, die dem Verband nicht angehören.

Was offerieren die Agenturen wirklich?

Ihlau Joerg ServiceplanBei Serviceplan Public Opinion als Teil der Serviceplan Public Relations Group „genießt die Trainee-Ausbildung eine hohe Verbindlichkeit“, sagt Public-Opinion-Geschäftsführer Jörg Ihlau (Foto r.). Zwar gibt es erst einmal nur einen Jahresvertrag, dafür mit 1.700 Euro in den ersten sechs Monaten und nach einem Feedbackgespräch 2.000 Euro im folgenden halben Jahr eine Vergütung deutlich über den GPRA-Standards. Am Ende würden mehr als vier von fünf Trainees als Junior-Berater übernommen.

Eine theoretische Begleitung zum täglichen Agenturalltag erhalten die Trainees aufgrund einer Kooperation mit der Steinbeis- und Fresenius-Hochschule, an der die jungen PRler drei bis fünf frei wählbare Ausbildungsmodule belegen können. „Alle Fortbildungen – auch die internen – sind bei uns verpflichtend“, betont Ihlau. Es gebe ein internes Sanktionsregime für Führungskräfte, damit das in Agenturen so beliebte kurzfristige Absagen von Seminaren, „weil es mal wieder irgendwo brennt“, gar nicht erst zur Disposition steht. Trainees sind festen Teams zugeordnet, die integriert für Kunden wie die Minijobzentale, Ministerien oder den Deutschen Golf Verband arbeiten. Zwei Wochen ihrer Ausbildung können die Trainees an einem anderen Standort der Serviceplan-Gruppe verbringen. Außerdem bekomme jeder Trainee einen „Trainee-Onkel“, mit dem beispielsweise beim Mittagessen Probleme besprochen werden könnten, so Ihlau.

Wechselnde Kunden und Projekte

Auch die Kölner Agentur Oliver Schrott Kommunikation (OSK) ist Mitglied der GPRA. Pfeffers PR-Ranking zufolge gehört OSK mit über 22 Millionen Euro Honorarumsatz und mehr als 170 Mitarbeitern zu den Top-Five der Branche. Automotive PR ist OSKs Kernkompetenz. Zwei Trainees beschäftigt die Agentur aktuell.

Bei der Bezahlung reagiere die Agentur im Einzelfall flexibel, erklärt Oliver Schrott, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter. „Die Vergütung liegt aber immer über dem Mindestniveau der GPRA. Die ersten zwölf Monate bezahlt OSK 1.700 Euro danach 1.900 Euro.“ Trainees würden anfangs kleinere Aufgaben unter Anleitung übernehmen und abhängig von der persönlichen Entwicklung später eigenverantwortlicher arbeiten.

Schrott: „Der Trainee gehört fest in ein Team, zu dem auch der fachliche Ausbilder gehört. Wir achten aber darauf, dass die Projekte und Kunden wechseln und durch teamübergreifende Aufgaben ergänzt werden, damit der Trainee einen möglichst breiten Ein- und Überblick bekommt.“ Ein Mentor als fachlicher Ausbilder begleite den Trainee die gesamte Zeit. Im Rahmen des OSK Campus würden die Trainees verschiedene Fortbildungen erhalten – intern und extern. Am Ende ihrer 18-monatigen Traineezeit sollten die Trainees vor allem gelernt haben, über den „Tellerrand hinauszuschauen“ und ihr theoretisches Wissen im Agenturalltag anwenden zu können.

Hilse Markus NavosDass die Standards auch auf Agenturen außerhalb der GPRA ausstrahlen, zeigt die Agentur navos (siehe dazu auch einen Bericht im "PR-Journal". Während ihrer zwölfmonatigen Traineezeit bekommen die Nachwuchskräfte einen persönlichen Ansprechpartner an die Hand, der sie durch ihre Ausbildungszeit begleitet. „Die Traineevergütung liegt über den angesprochenen GPRA-Standards“, erklärt Geschäftsführer Markus Hilse (Foto l.). Auch inhaltlich spiegeln sich die Standards wider: „Die GPRA-Empfehlungen für die allgemeinen und die fachspezifischen Inhalte decken sich ziemlich genau mit der gelebten Praxis im ersten Jahr bei navos.“ Weiterbildungen reichen von Präsentationstrainings über Konzeptionsseminare bis hin zu fachspezifischen Inhalten wie Produktentwicklung. Großen Wert legt die 40-Mitarbeiter-Agentur darauf, Trainees weiter im Unternehmen zu halten.

Assistenten und Praktikanten statt Trainees

Hechler Barbara Gf rpmOhne Trainees operiert RPM – revolutions per minute aus Berlin. Die hauptsächlich im Lifestyle-, Food- und Beverages- sowie FMCG-Segment tätige Agentur setzt auf eine Kombination aus Praktika und Assistenz. „Bei uns gibt es zwei Einstiegsoptionen – das Praktikum sowie die Assistenz. In der Regel steigen bei uns Studenten und Studentinnen während ihres Studiums als Praktikanten ein und werden bei Eignung und Personalbedarf als Assistenten nach ihrem Abschluss übernommen oder kommen dann zu uns zurück“, sagt Geschäftsführerin Barbara Hechler (Foto r.). Bei ausreichender Erfahrung sei ein Direkteinstieg als Assistent für Absolventen ebenfalls möglich.

Als Gründe für einen Verzicht auf ein standardisiertes Traineeprogramm nennt die Agentur die Möglichkeit, so auf Talente und Wünsche der Mitarbeiter besser eingehen zu können. Mit dem Großteil der GPRA-Standards sei man „auf einer Linie“. Für Berufseinsteiger gebe es Mentoren für das tägliche Feedback. Der Aufstieg zum Junior-Berater erfolge leistungsabhängig und nicht zeitlich terminiert. „Bei uns erhalten Berufseinsteiger schon immer ein dem GPRA-Standard vergleichbares Gehalt“, so Hechler. „Allerdings entwickelt sich das Gehalt von da aus je nach Weiterentwicklung des Mitarbeiters individuell und somit auch nicht nach einem festgelegten zeitlichen Rahmen.“ Als weitere Anreize gebe es eine betriebliche Altersvorsorge, Goodys wie monatliche Massagen, kostenfreies Obst sowie interne und externe Weiterbildungen.

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