Studien Untersuchung zur Pressearbeit: Wirtschaftsjournalisten beklagen lange Antwortfristen

Wohl noch nie waren Pressestellen in Deutschland quantitativ und qualitativ so gut besetzt wie heute. Die Ausbildung zum Pressesprecher ist professionalisiert, die Mitarbeiter der Pressestellen verfügen in der Regel über Hochschul-Abschlüsse, die Budgets für die Öffentlichkeitsarbeit bewegen sich auf Rekordniveau. Und doch klagen die Adressaten der Pressearbeit – die Journalisten – laut und vernehmlich über pannenreiche Erfahrungen im Alltag der Pressearbeit. Im Rahmen einer Umfrage der Dr. Doeblin Gesellschaft für Wirtschaftsforschung mbH haben 92 Wirtschaftsjournalisten aufgelistet, was sie in den letzten sieben Tagen „am Vorgehen bzw. Verhalten einer Pressestelle eines Unternehmens oder eines Verbandes besonders geärgert hat“. An die Spitze setzte sich die Klage über die träge Behandlung journalistischer Anfragen.

Jürgen Doeblin: „Man muss sich keinen Illusionen über die Gefühlslage eines Journalisten hingeben, dessen Anfrage ignoriert oder nicht zeitnah beantwortet wird. Erinnerungsanrufe bei schläfrigen Pressestellen sind für Journalisten unbeliebte Zeitfresser. Wenn sich eine Pressestelle dann als Ergebnis nur zu einer nichtssagend-banalen Antwort bequemt, wird vorhandener medialer Good Will zerschlagen.“

Ebenfalls ganz im Mittelpunkt journalistischer Kritik steht das Fehlen geeigneter Gesprächspartner. In der Ära des „Geschichten erzählens“ steht die Nachfrage nach Zitaten von Führungspersonen ganz oben auf der Präferenz-Skala. Nicht eingehaltene Zusagen und Absagen vereinbarter Interviews nerven auch gehärtete Journalisten-Gemüter.

Auch die Pressemitteilungen einiger Pressestellen werden kritisiert: Für den Versand von Stellungnahmen zu Themen, die die Journalisten nicht interessieren oder für die sie nicht zuständig sind, für übertriebene Lobhudelei der Schaffenskraft des eigenen Unternehmens und für einfach schlecht verfasste Texte. Besonders „reflexartig“ angebotene „immer gleiche Argumente“ in unternehmerischen Krisenlagen findet keine freundliche Aufnahme bei den Journalisten: „Alles wirkt ritualisiert“.

Doeblin: „Natürlich arbeiten die meisten Pressestellen hochprofessionell, dialoginteressiert und journalistischen Anliegen gegenüber offen. Das belegen die Ergebnisse unserer Wirtschaftsjournalisten-Umfragen seit 30 Jahren. Aber es gibt offensichtlich auch immer noch ganze Herden schwarzer Schafe, zum Verdruss der Journalisten.“

Bei der Online-Umfrage wurden vom 7. bis zum 12. Dezember Wirtschaftsjournalisten befragt, 92 haben geantwortet.