Edelman Trust Barometer 2016 Ergebnisse Financial ServicesDas Vertrauen der Deutschen in die hiesige Finanzbranche ist auch fast zehn Jahre nach der Finanzkrise noch stark angeschlagen: Nur ein Drittel (32 Prozent) der im Rahmen des Edelman Trust Barometers 2016 Befragten in Deutschland hält den Finanzsektor für vertrauenswürdig. Ebenfalls nur jeder Dritte (32 Prozent) glaubt, dass Vorstände und Geschäftsführer von Banken und anderen Finanzunternehmen in Deutschland ihrer Aufgabe gerecht würden. Im internationalen Vergleich ist die deutsche Finanzbranche damit das Schlusslicht unter den insgesamt untersuchten 28 Ländern. In Großbritannien vertrauen immerhin 41 Prozent der Befragten dem Finanzsektor, in den USA etwa die Hälfte der Befragten. Auch im innerdeutschen Branchenvergleich bleiben Banken, Sparkassen und andere Finanzdienstleister die am wenigsten vertrauenswürdigen Unternehmen.

Das meiste Vertrauen schenken die Deutschen dem Technologiesektor (63 Prozent), dicht gefolgt von der Lebensmittelindustrie (57 Prozent) und der Telekommunikationsbranche (50 Prozent). Einziger Lichtblick für die Finanzindustrie: Im Vergleich zum Vorjahr ist das Vertrauen deutlich um sieben Prozentpunkte gestiegen.

„Die Ergebnisse für Deutschlands Finanzinstitutionen sind nach wie vor so schlecht, als seien wir in Somalia oder einem anderen 'failed state´. Es ist den Unternehmen offenbar nicht gelungen, die Menschen nach der Finanzkrise wieder für sich einzunehmen“, sagt Tobias Mündemann, Senior Partner und Bankenexperte bei Edelman.ergo. „Angesichts anhaltend niedriger Zinsen, wegbrechender Ertragspotenziale im traditionellen Geschäft und neuer Wettbewerber ist das geringe Vertrauen kein Randthema, sondern eine grundlegende Bedrohung für künftiges Geschäft.“

Verbesserung auf niedrigem Niveau gibt Hoffnung

Aber es gibt Hoffnung für die Finanzbranche, wie die tiefer gehende Analyse zeigt. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre (2012 bis 2016) konnte sich der Finanzsektor um 15 Prozentpunkte verbessern und mehr Vertrauen zurückgewinnen als jede andere Branche. Vor allem die eigenen Mitarbeiter stehen fest zu ihren Firmen, vier von fünf haben grundsätzlich ein hohes Maß an Vertrauen in den eigenen Arbeitgeber. Damit ist die Branche mit dem geringsten Publikumsvertrauen zugleich jene mit dem höchsten Wert bei den eigenen Mitarbeitern.

Außerdem zeigt das Edelman Trust Barometer, wie Finanzunternehmen Boden beim Publikum gutmachen können. Erstens müssen sie klarer darstellen, inwiefern sie das Leben ihrer Kunden leichter und sicherer machen und wie sie dabei Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen – über das Geschäft im engeren Sinn hinaus. Zweitens will die Öffentlichkeit mehr über das Spitzenpersonal wissen – woran es glaubt und wofür es steht (79 Prozent). Mündemann: „Bankkunden und die Öffentlichkeit generell honorieren es, wenn sie an der Spitze echte Menschen sehen, die Hindernisse zu überwinden hatten, die Ecken und Kanten haben. Hier liegt eine große Chance für Banken und ihre Vorstände, sich öffentlich zu positionieren. Allerdings bedeutet das mitunter auch: Runter von der Vorstandsetage, rein ins Leben.“

Über das Edelman Trust Barometer: Das Trust Barometer ist eine jährliche Studie der Communications Marketing Agentur Edelman zu Vertrauen in Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Unternehmen und Medien, die in diesem Jahr zum 16. Mal durchgeführt wurde. Die Umfrage wurde von der Marktforschungsfirma Edelman Berland entwickelt. Der Erhebungszeitraum lag zwischen dem 13. Oktober und 16. November 2015. Für das Edelman Trust Barometer 2016 wurden in 28 Ländern jeweils 1.150 Personen über 18 Jahre aus der allgemeinen Bevölkerung sowie 200 weitere (USA und China: 500) Meinungsführer im Alter von 25 bis 64 Jahren befragt.

Weitere Informationen über das aktuelle Trust-Barometer gibt es auf der Edelman-Website.


Wir haben die Kommentarfunktion wegen zu vieler Spam-Kommentare abgeschaltet. Sie können uns aber trotzdem Ihre Meinung zu diesem Artikel als Leserbrief direkt zusenden. Falls Sie wünschen, dass wir Ihren Leserbrief als Kommentar dem Artikel hinzufügen, vermerken Sie dies bitte in der Mail an uns.
leserbrief@pr-journal.de


Heute NEU im PR-Journal