Svenja Ziegert (Foto ©: Outfittery / Sebastian Stöhr

Interview mit Svenja Ziegert, Teamlead PR & Communications bei Outfittery.

Svenja Ziegert leitet die Kommunikationsabteilung bei Outfittery, eines Berliner Start-ups, das online Männern eine Stilberatung anbietet und ihnen anhand ihrer Präferenzen eine Auswahl an Kleidungsstücken zukommen lässt. Fünf Mitarbeiter sind im PR- und Content-Team bei Outfittery beschäftigt; 300 im Unternehmen insgesamt. Mit dem „PR-Journal“ sprach Ziegert darüber, warum sie nach ihrer Trainee- und Junior-Zeit bei Ketchum Pleon die Agenturszene verlassen hat.

Außerdem erklärt sie, was sie an der Arbeit in Start-ups schätzt und weshalb man auch in jungen Unternehmen professionell sein kann. Die 29-Jährige organisiert unter anderem den Berliner PR-Stammtisch mit.

PR-Journal: Svenja, du hast etwa zweieinhalb Jahre für Ketchum Pleon in Berlin gearbeitet, bist dann zu einem Start-up aus dem Haus Rocket Internet gewechselt und danach zu Outfittery. Warum diese Schritte?
Svenja Ziegert: Bei Ketchum Pleon habe ich eine sehr gute Grundausbildung bekommen: Wie man eine Pressemitteilung schreibt, eine Kampagne aufzieht oder Ideen findet. Ich habe hauptsächlich für Kunden der öffentlichen Hand gearbeitet und hatte das Gefühl, immer etwas mehr machen zu wollen – auch mal verrückte Sachen. Zusätzlich waren wir sehr auf Deutschland ausgerichtet, während ich unbedingt international arbeiten wollte. Andreas Winiarski (Redaktion: damaliger Kommunikationschef) von Rocket Internet, die zu der Zeit sehr gehypt waren, hat darüber hinaus in der Szene stark für PR in Start-ups geworben. Das hat mich gereizt.

PR-Journal: PR in Start-ups haben den Ruf, aufgrund der sehr jungen und damit unerfahrenen Mitarbeiter unprofessionell und von Marketing-KPIs getrieben zu sein, mit kleinen Budgets auskommen zu müssen und sich auf Basispressearbeit zu beschränken. Inwieweit stimmt das?
Ziegert: Tatsächlich war es eine meiner ersten Aufgaben bei Outfittery, intern Strukturen für die PR-Arbeit zu etablieren. Das ist aber auch gleichzeitig eine tolle Herausforderung, weil man viel selbst gestalten kann. Wir bei Outfittery sind in der Kommunikation vielleicht breiter als andere Start-ups aufgestellt, bei denen reine Pressearbeit dominiert. Wir machen Pressearbeit, vor allem Richtung Business- und Lifestyle-Medien, haben aber zudem ein eigenes Online-Magazin, bespielen die Social Media und nutzen innovative Formate wie Facebook Live. Wir haben junge Mitarbeiter, sind aber natürlich professionell. Unsere Zielmedien sind unter anderem ‚FAZ‘, ‚Handelsblatt‘ und andere Tageszeitungen, weil wir da unsere männliche Zielgruppe 30 plus erreichen.

PR-Journal: Und wie steht es um die reine Performance-Orientierung zum Abverkauf?
Ziegert: Wir arbeiten tatsächlich sehr performancegetrieben, aber bei der PR steht das Thema Abverkauf nicht zwingend im Vordergrund. Hier geht es vor allem um Brand Building und das Erzeugen von Vertrauen in unseren Service; aber auch darum, zu erklären, was Curated Shopping überhaupt ist, oder wie der Handel sich in Zukunft ändern wird. Unseren beiden Gründerinnen ist sehr bewusst, dass wir professionelle PR machen müssen und nicht jeden Artikel nur hinsichtlich seiner Wirkung auf Verkäufe beurteilen können. Richtig ist aber, dass wir großen Wert auf Messbarkeit bei all unseren Aktivitäten legen. Wir testen deshalb viel und schauen genau, was funktioniert und was nicht.

PR-Journal: Was macht für dich den besonderen Reiz aus, Kommunikation und PR in einem Start-up zu betreiben?
Ziegert: Man hat viel Verantwortung und den direkten Draht zur Geschäftsführung – anders als in einer Agentur, in der man meist noch diverse Hierarchiestufen über sich hat und auch selten an den Markenkern eines Kunden rankommt. In einem Start-up identifiziert man sich entsprechend stark mit dem Produkt, für das man arbeitet. Es gibt weniger feste Strukturen. Das geringere Budget erfordert, doppelt kreativ zu sein und sich eigene Ideen zu überlegen. Wir haben in der Kommunikation ein Konzept als Grundgerüst, was wir wann machen wollen, können aber auch immer wieder spontan reagieren und etwas dann sofort umsetzen.

PR-Journal: Wie geht es für dich persönlich weiter? Welche Ziele hast du?
Ziegert: Mir ist es vor allem wichtig, in einem Unternehmen vielfältige Aufgaben zu haben und mich immer wieder neuen Herausforderungen stellen zu können, um daraus zu lernen. Wir bei Outfittery sind da breit aufgestellt. Salopp gesagt: Wenn man einmal Blut geleckt und viel selbst entscheiden und gestalten kann, will man das nicht mehr missen.

Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde in „Du“-Form geführt, der üblichen Anrede in der Kommunikationsbranche in Berlin.


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