Mythen der Rechten BuchcoverDas Thema „Fake News“ wurde in der Kommunikationsbranche in den vergangenen Wochen und Monaten ausgiebig diskutiert. Christiane Schultz, CEO von Weber Shandwick in Deutschland und seit Mai dieses Jahres Präsidentin der Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA), hatte in einem Positionspapier dargelegt, inwieweit Falschnachrichten für Agenturen und ihre Kunden ein Problem darstellen. Ein von Bascha Mika und Arnd Fensterling, beide Chefredakteure der „Frankfurter Rundschau“, herausgegebenes Buch analysiert jetzt eine spezielle Art von Fake News: „Die Mythen der Rechten“ heißt das Werk.

Relevant ist das Buch für Kommunikationsspezialisten und Journalisten aus mehreren Gründen. Es hinterfragt Wahres und Falsches bei auch in Qualitätsmedien immer wieder vorkommenden Thesen. So beispielsweise, dass Flüchtlinge und Ausländer überproportional Verbrechen begehen, Flüchtlinge bei Sozialleistungen bevorzugt oder linke Aktivisten vom Staat bezahlt würden, um bei rechtsgerichteten Demonstrationen aufzutauchen. Erklärt wird auch, wie Fake News in die sozialen Netzwerke eingespeist werden und sich erkennen lassen.

Zusätzlich erfährt der Leser so einiges darüber, wie sich vermeintliche Tatsachen überprüfen und Statistiken interpretieren lassen, so dass man Stammtischgerede, „Lügenpresse“-Schreiern und Populisten nicht so einfach auf dem Leim geht. In Zeiten von Content Marketing und Konzernen, die journalistisch geprägte Inhalte selbst veröffentlichen, sind akkurate Recherche und korrekte Zahlen auch für Unternehmensjournalisten unabdingbar.

Differenzierte Betrachtungen

Beispiel: Liefert die polizeiliche Kriminalstatistik Belege dafür, dass Ausländer krimineller als Deutsche sind? Die Autoren – Redakteure der „Frankfurter Rundschau“ oder für die Zeitung tätige freie Journalisten – kommen zu einer differenzierten Betrachtungsweise: Die so genannte Touristenkriminalität, also von sich nur kurzzeitig in Deutschland aufhaltenden Ausländern, würde in der Statistik nicht berücksichtigt. Außerdem würden die Daten Vergehen enthalten wie beispielsweise aus dem Asylverfahrensrecht, die Deutsche gar nicht begehen könnten. Auch seien Anzeigenverhalten und sozioökonomische Gesichtspunkte nur unzureichend abgebildet. Jede Statistik erfordert also einen zweiten Blick – insbesondere in Wahlkampfzeiten, wenn gerne einfache Botschaften verbreitet werden.

Leider überzeugen nicht alle Beiträge in dem Buch gleichermaßen. Während bei Kapiteln zur Ausländerkriminalität klar anhand von Fakten argumentiert wird, wirken Artikel wie der zum Gender Mainstreaming eher wie Meinungsbeiträge. Auch die Interviews in dem Buch geben per Definitionem subjektive Meinungen wieder – so lässt sich nur bedingt mit „Mythen der Rechten“ aufräumen. Trotzdem eine gelungene Urlaubslektüre.

Herausgeber: Bascha Mika / Arnd Festerling; Titel: Die Mythen der Rechten. Was sie uns glauben machen wollen - und wie wir uns dagegen wehren können; Verlag: Societäts-Verlag; Umfang: 176 Seiten, ISBN: 978-3-95542-263-9


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