Das PR-Interview PR-Interview Nr. 68 - Jochen Mai: "Die demütige Bittsteller-Attitüde ist falsch"

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Jochen Mai

Interview mit dem Blogger und Social Media Manager Jochen Mai über das Portal karrierebibel.de

PR-Journal: Herr Mai, was kann karrierebibel.de, was vergleichbare Seiten nicht können?

Jochen Mai: Karrieretipps oder Bewerbungs-Checklisten gibt es natürlich auch anderswo. Ich denke jedoch, dass der Leser spürt, ob ein Text schnell im Netz zusammenrecherchiert wurde oder ob dahinter fundiertes Wissen steht. Ich habe mich als Journalist mit diesen Themen viele Jahre beschäftigt, dabei ist einiges an Erfahrung zusammengekommen. Das gilt auch für meine Kollegen in der Redaktion. Ein weiterer Punkt ist, dass wir versuchen, die Artikel möglichst knapp und kompakt zu halten. Das kommt den meisten Lesern entgegen. Und schließlich vertreten wir zu vielen Themen eine eigene Meinung. Die muss man nicht immer teilen – aber man weiß zumindest, woran man ist.

PR-Journal: Thema Jobsuche: Welchen Nutzen haben Stellenbewerber von Ihrer Seite?

Jochen Mai: Viele Dinge, auf die man bei Bewerbungen achten muss, sind bekannt – aber manches hat man im entscheidenden Moment einfach nicht parat. In solchen Fällen sind beispielsweise Checklisten sehr hilfreich. Wir wollen aber darüber hinaus auch Anregungen geben, wie man sich mit einer mutigen Bewerbung, die nicht nach Schema F aufgebaut ist, abheben kann.

PR-Journal: Sind die Fehler bei Bewerbungen heute eigentlich die gleichen wie früher oder andere?

Jochen Mai: DER Klassiker sind nach wie vor Schreib- und Tippfehler in Bewerbungsunterlagen. Und da gilt immer noch: Den ersten lassen Personaler einem durchgehen – aber beim zweiten ist man raus. Manchmal wird sogar der Name des Unternehmens, bei dem man sich gerade bewirbt, falsch geschrieben. Mit solchen Schlampigkeiten hat man natürlich keine Chance. Daneben gibt es aber noch andere Fehler, die nicht so offensichtlich sind: Ich halte zum Beispiel die demütige Bittsteller-Attitüde, die aus mancher Bewerbung spricht, für falsch. In der derzeitigen Arbeitsmarkt-Situation, in der viele Unternehmen händeringend nach qualifiziertem Personal suchen, ist dies nicht angebracht.

PR-Journal: Welche Rolle spielen – neben den fachlichen Leistungen – die sogenannten „Soft Skills“?

Jochen Mai: Deren Bedeutung wird heute oft übertrieben. Nach wie vor geben in erster Linie fachliche Fähigkeiten den Ausschlag über Zu- oder Absage. Andererseits: Schafft man es bis zum Vorstellungsgespräch, darf man wohl annehmen, den grundlegenden Voraussetzungen des Arbeitgebers gerecht zu werden. Sonst wäre man ja nicht eingeladen worden. Und im Gespräch können dann die Soft Skills durchaus das Zünglein an der Waage sein. Außerdem gehören einige dieser Fähigkeiten inzwischen zum festen Anforderungsprofil eines Jobs. Ein Ingenieur beispielsweise muss heute nicht nur technisch kompetent sein, sondern auch mit einem Team kommunizieren oder mit Kunden verhandeln können.

PR-Journal: Welche Rolle spielen inzwischen Online-Medien bei der Suche nach einem neuen Job?

Jochen Mai: Ganz klar: Sie werden immer wichtiger. Die Vorteile im Auswahlprozess sind einfach unübersehbar. Sowohl Arbeitgeber als auch Jobsuchende können sich viel leichter, schneller und besser orientieren. Zwar haben manche Unternehmen, vor allem mittelständische, noch Berührungsängste, aber das wird sich ändern. Letztlich ist es nur eine Generationsfrage.

PR-Journal: Und die sozialen Netzwerke?

Jochen Mai: Sie geben dem Ganzen einen weiteren Kick. Wenn ich früher bei Vorträgen vor Personalern gefragt habe, wer im Social Web aktiv sei, herrschte meist Stille. Inzwischen gehen bei dieser Frage immer mehr Arme hoch. In Branchen wie den Medien, der Werbung oder im Marketing gehört es schon zu guten Ton, dort präsent zu sein und zu zeigen, dass man mit Social Media umgehen kann. Ich spreche nicht mal so sehr von Facebook – das ist primär ein privates Medium. Aber Xing ist hierzulande eine Art „digitale Visitenkarte“, im internationalen Bereich ist es LinkedIn. Sehr gute Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen, bieten auch Google+ oder Twitter – und natürlich Blogs.

Jochen Mai, früher Chef des Ressorts „Management + Erfolg“ bei der WirtschaftsWoche, hat seit 2008 mehrere Ratgeber zum Thema Beruf und Karriere veröffentlicht. Er ist Gründer und Herausgeber von www.karrierebibel.de

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